Was reif in diesen Zeilen steht,was lächelnd winkt und sinnend fleht,das soll kein Kind betrüben;die Einfalt hat es ausgesät,die Schwermut hat hindurchgeweht,die Sehnsucht hat´s getrieben.Und ist das Feld einst abgemäht,die Armut durch die Stoppeln gehtsucht Ähren, die geblieben;sucht Lieb, die für sie untergeht,sucht Lieb, die mit ihr aufersteht,sucht Lieb, die sie kann lieben.Und hat sie einsam und verschmähtdie Nacht durch, dankend in Gebet,die Körner ausgerieben,liest sie, als früh der Hahn gekräht,was Lieb erhielt, was Leid verweht,ans Feldkreuz angeschrieben:"O Stern und Blume, Geist und Kleid,Lieb´, Leid und Zeit und Ewigkeit!"
Um uns her der Waldnacht heilig´ RauschenUnd der Büsche abendlich´ Gebet,Seh ich dich so lieblich bange lauschen,Wenn der West durch dürre Blätter weht.Und es ist so traulich dann, so stilleWenn ihr zarter Arm mich fest umschlingtUnd ein einz´ger liebevoller WilleUnsrer Seelen Zwillingspaar durchdringt.Fest an dich gebannt, in dich verloren,Zähle ich an deines Herzens SchlagLiebesstammelnd jeden Schritt der Horen.Scheidend küsset uns der junge Tag.
Ich möchte gern was schreiben,Das ewig könnte bleiben;Denn alles andere TreibenWill nur die Zeit vertreiben.Ich möchte gern was lieben,Das ewig ist geblieben;Denn in den andern TriebenWird nur die Lieb vertrieben.Ich möchte gern mein LebenZu Ewigem erheben;Denn alles andere StrebenIst in den Tod gegeben.Drum schreib ich einen Namen,Drum lieb ich einen NamenUnd leb in einem Namen,Der Jesus heißt – sprich Amen.
Wohl über die Heide geht ein Weg,Wo sich die Liebchen scheiden,Ein Hüttchen steht am Scheideweg,Gebaut von Trauerweiden.Und an der Hütt´ ein Bächlein rinnt,Lieb Äuglein heißt die Quelle,Da steht ein Blümchen treu und sinntUnd kann nicht von der Stelle.Und wer das Blümchen liebend bricht,Dem muß das Herz auch brechen,Das Blümchen spricht: "Vergiß mein nicht!"Ich muß es nach ihm sprechen."Vergiß mein nicht," du treues Herz,Bleib´ treu mir in der Ferne,Ohn´ dich ist alle Freude Schmerz,Ohn´ dich sind dunkel die Sterne.Der Himmel ist so trüb und still,Die Sonne kann nicht scheinen,Ach, wenn ich von dir singen will,So kann ich nicht vor Weinen.O lieber Gott, sprich ihr ins Herz,Sprecht ihr von mir, ihr Sterne,Und blickt mein Liebchen himmelwärts,So sei sie mir nicht ferne.
Es sang vor langen JahrenWohl auch die Nachtigall!Das war wohl süßer Schall,Da wir zusammen waren.Ich sing´ und kann nicht weinen,Und spinne so allein,Den Faden klar und reinSo lang´ der Mond wird scheinen.Als wir zusammen waren,Da sang die Nachtigall;Nun wartet mich ihr Schall,Da du von mir gefahren.So oft der Mond mag scheinen,Denk ich wohl dein allein.Mein Herz ist klar und rein –Gott wolle uns vereinen.Seit du von mir gefahren,Singt stets die Nachtigall;Ich denk bei ihren Schall,Wie wir zusammen waren.Gott wolle uns vereinen!Hier spinn ich so allein.Der Mond scheint klar und rein;Ich sing und möchte weinen.
Ich weiß wohl, was dich bannt in mir,Die Lebensglut in meiner Brust,Die süße zauberhafte Zier,Der bangen tiefgeheimen Lust,Die aus mir strahlet, ruft zu dir,Schließ mich in einen Felsen ein,Ruft doch arm Lind durch Mark und Bein:Komm, lebe, liebe, stirb an mir,Leg´ diesen Felsen auf deine Brust,Du mußt, du mußt.
Ich eile hin, und ewig flieht dem BlickeDes Lebens Spiegel fort in wilder Flut,Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,Und weinend schaut Erinnerung zurückeDa blickt aus einer Blume neu Geschicke.Zwei blaue Kelche voll von LiebesglutErwecken in dem Flüchtling neuen Mut;Daß er das Leben wieder jung erblicke.Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,Die Fläche ruht und schwillt in tiefen Stunden,Wenn Leidenschaft die Trunkenheit entzügelt,Und Liebe sich dem Strome nackt enthüllt.
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Was wir gestern kaum begonnen,Heute liegt es schon so weitGrau und nebelhaft zerronnen –Ach, so flüchtig ist die Zeit.Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Doch kein Schritt ging noch verloren,Denn ein Vater steht bereit,Wartend vor den ew´gen Toren –Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Hör, es klang die Flöte wieder,und die kühlen Brunnen rauschen!Golden weh’n die Töne nieder,stille, stille, laß uns lauschen!Holdes Bitten, mild Verlangen,wie es süß zum Herzen spricht!Durch die Nacht, die dich umfangen,blickt zu mir der Töne Licht!
Hörst du, wie die Brunnen rauschen,Hörst du, wie die Grille zirpt?Stille, stille, laß uns lauschen,Selig, wer in Träumen stirbt.Selig, wen die Wolken wiegen,Wem der Mond ein Schlaflied singt,O wie selig kann der fliegen,Dem der Traum den Flügel schwingt,Daß an blauer HimmelsdeckeSterne er wie Blumen pflückt:Schlafe, träume, flieg´, ich weckeBald Dich auf und bin beglückt.