In dem Lichte wohnt das Heil,Doch der Pfad ist uns verlorenOder unerklimmbar steil.Wenn wir außer uns ihn steigenWerden wir am Abgrund schwindelnAber in uns selbst, da zeigenKlar und rein die Pfade sichGlauben, Hoffen, Lieben, Schweigen,Laß uns diese Pfade steigen,Daß wir nicht am Abgrund schwindeln.Wollte Gott herab sich neigenUnd uns seine Hände reichen,Sieh den Gottessohn in Windeln!
Unbeglückt muß ich durchs Leben gehen,Meine Rechte sind nicht anerkannt;Aus der Liebe schönem Reich verbannt,Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!Nicht die schwache Zunge darf´s gestehen,Nicht der Blick verstohlen zugesandt,Was sich eigen hat das Herz ernannt,Nicht im Seufzer darf´s der Brust entwehen!Tröstung such´ ich bei der fremden Nacht,Wenn der leere lange Tag vergangen,Ihr vertrau´ ich mein geheim Verlangen;Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,Und der lange leere Tag kommt wieder,Still ins Herz steigt meine Liebe nieder.
Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die hohen PrachtgebäudeIn den breiten Straßen stehen,Aus den Fenstern reiche Leute,Schön geputze Frauen sehn,Dahin sehnt mein Herz sich nicht!Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die letzten Häuser stehen,Sich die Nachbarn freundlich grüßen,Mädchen aus dem Fenster sehn,Ihre Blumen zu begießen,Ach, da sehnt mein Herz sich hin!In Sevilla, in Sevilla,Weiß ich wohl ein reines Stübchen,Helle Küche, stille Kammer,In dem Hause wohnt mein Liebchen,Und am Pförtchen glänzt ein Hammer,Poch ich, macht die Jungfrau auf!Guten Abend, guten Abend -Lieber Vater, setzt euch nieder,Ei, wo seid ihr denn gewesen?Und dann singt sie schöne Lieder,Kann so hübsch in Büchern lesen,Ach! und ist mein einzig Kind.
An dem Feuer saß das Kind, Amor, Amor, Und war blind; Mit dem kleinen Flügel fächelt In die Flamme er und lächelt, Fächle, lächle, schlaues Kind! Ach, der Flügel brennt dem Kind, Amor, Amor Läuft geschwind! "O, wie mich die Glut durchpeinet!"Flügelschlagend laut er weinet, In der Hirtin Schoß entrinnt Hülfeschreind das schlaue Kind. Und die Hirtin hilft dem Kind Amor, Amor, Bös und blind. Hirtin, sieh, dein Herz entbrennet, Hast den Schelm du nicht gekennet? Sieh, die Flamme wächst geschwind, Hüt´ dich vor dem schlauen Kind!
Um uns her der Waldnacht heilig´ RauschenUnd der Büsche abendlich´ Gebet,Seh ich dich so lieblich bange lauschen,Wenn der West durch dürre Blätter weht.Und es ist so traulich dann, so stilleWenn ihr zarter Arm mich fest umschlingtUnd ein einz´ger liebevoller WilleUnsrer Seelen Zwillingspaar durchdringt.Fest an dich gebannt, in dich verloren,Zähle ich an deines Herzens SchlagLiebesstammelnd jeden Schritt der Horen.Scheidend küsset uns der junge Tag.
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret,Wie durch die Rosen es zum Monde zog;Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog,Hast du zur frommen Biene dir bekehret,Zur Rose ist mein Drang,Seit mir dein Lied erklang!Dein Lied erklang, die Nacht hat´s hingetragen,Ach, meiner Ruhe süßes Schwanenlied!Dem Mond, der lauschend von dem Himmel sieht,Den Sternen und Rosen muß ich´s klagen,Wohin sie sich nun schwang,Der dieses Lied erklang!Dein Lied erklang, es war kein Ton vergebens,Der ganze Frühling, der von Liebe haucht,hat, als du sangest, nieder sich getauchtIm sehnsuchtsvollen Strome meines Lebens,Im Sonnenuntergang,Als mir dein Lied erklang!
Welch Geheimnis ist ein Kind!Gott ist auch ein Kind gewesen.Weil wir Kinder Gottes sind,kam ein Kind, uns zu erlösen.Welch Geheimnis ist ein Kind!Wer dies einmal je empfunden,ist den Kindern überalldurch das Jesuskind verbunden.
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.
Wenn die Sonne weggegangen,Kömmt die Dunkelheit heran,Abendrot hat goldne Wangen,Und die Nacht hat Trauer an.Seit die Liebe weggegangen,Bin ich nun ein Mohrenkind,Und die roten, frohen Wagen,Dunkel und verloren sind.Dunkelheit muß tief verschweigen,Alles Wehe, alle Lust,Aber Mond und Sterne zeigen,Was ihr wohnet in der Brust.Wenn die Lippen dir verschweigenMeines Herzens stille Glut,Müssen Blick und Tränen zeigen,Wie die Liebe nimmer ruht.
O lasse Geliebter mich einsam leben!Dem Tode bin ich früh geweiht,Ich kann dir nicht Friede nicht Freude geben,Doch beten für dich in Einsamkeit.Ich will dir Geliebte dein Zellchen bauenMein Herz ist einsam und dir geweiht.Und durch meine Augen kannst du wohl schauenDen Himmel so nah, die Welt so weit.Die Arme, ich will sie dicht um dich schlingen,Wie Liebeszweige, an Früchten schwer,Die Lippe, sie soll dir wie Echo klingen,Wie Vöglein springen mein Lied umher.Dein Händchen, o leg´s an mein Herz, es schlägetIm Busen mir ein lebend´ger QuellUnd wie sich in Liebe Liebe beweget,Springt er dir entgegen so freudig hell.Du kannst nicht lieben, nicht glauben, so zieheSo ziehe nur hin in deinen Tod,Die Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.Noch alle Tag´ ist´s nicht Abend geworden,Mir bringet die Zeit noch Rosen einst,Ich ziehe nach Süden, leb´ wohl in Norden,Du lachst mir noch, wie du nun weinst.Und hinter dem Berge der Freund verschwindet,Die Sonne geht durchs Himmelstor,Sein Bündelchen traurig das Mädchen bindet,Steigt mit dem Mond am Berg empor.Es stehen die Wälder so stille, stille,Des Berges Ströme sausen wild,O stärke den Mut mir, stark ist der Wille,So betet sie am Heil´genbild.Da läutet im Winde ein Silberglöckchen,Sie tritt in die Zelle von Rosenholz,Und nimmt das braunseidene Klausnerröckchen,Legt an die Demut, legt ab den Stolz.Und wie sie die bunten Kleider hinleget,Schlägt ihr das Herz im Busen laut,Die Flöte der Wanduhr so sanft sich reget,Und singt das Nachtlied der Himmelsbraut.»Gut Nacht, o mein Liebchen, auf seidnem Moose,Ach wie so sehnend die Nachtigall singt,Am Fensterchen glühet die treue Rose,Die Rose, die einst die Zeit mir bringt.Ich mußte die Hütte, den Garten geben,Zu bauen dein Zellchen so schön und fein,Und muß nun wie du in der Wildnis leben,Mit meiner Sehnsucht so einsam sein.O Liebchen schlaf wohl, von deinem Schoße,Fällt klingend der perlene Rosenkranz,Es schläft nicht der Treue auf seidnem Moose,Ihm flicht wohl die Liebe den Dornenkranz.«So singt ihr die Flöte, doch verstehenKann Liebchen nicht des Liedes Leid,Der Liebe Bitten, der Liebe Flehen,Scheint ihr das Lied der Einsamkeit.So lebt sie lange, ungeschmücketDie Tage hin, die Nächte hin,Und schon die Rose sich niederbücketSieht nicht mehr nach der Klausnerin,Die Stürme sausen in wilden Nächten,Wohl lauter als die Flöte sang,Im Walde die Hirsche brünstig fechtenDie Welt wie wild, die Zeit wie lang.Und sitzet sie traurig an der Türe,So eilen auf verschlungner BahnDie Rehe paarweis, die scheuen TiereUnd stehen still und sehn sie an.»O Zeit o wolle die Rosen brechen,Wie einsam ist Liebchen, wie allein,In Sehnsucht will ihr das Herz zerbrechen,«So schreibt sie oft auf Täfelein.Und heftet sie dann an die GeweiheDer Hirsche, die sie zahm gemacht,Und mustert sie ängstlich nach der Reihe,Ob keiner Antwort ihr gebracht.Weint Liebestränen, schlingt durch die LockenSo weltlich den perlernen Rosenkranz,Und schürzt das Röckchen, schmückt ihre SockenMit Waldes Blumen, möcht´ gern zum Tanz.Und regen die Büsche im Mond sich helle,Und flötet die Nachtigall süß und mildSo kann sie nicht schlafen, steht an der Zelle,Und glaubet, sie sähe des Lieben Bild.Umarmt die Bäume mit Liebesgeberde,Und reicht den blühenden Zweigen die Hand,Und kühlt sich den Busen an kühler Erde,Und zeichnet sein Bildnis in reinen Sand.Oft hebt sie die Füßchen, sie tanzt so gerneUnd beißt sich die Lippen, sie küßt so gern,Am Himmel da stehen so ruhig die Sterne,O weh mir wie einsam, die Liebe ist fern.So eilet der Frühling, der Sommer gehet,Es senken die Büsche das grüne Dach,Und sie wird nicht ernten, die nicht gesäet,Nicht ruhig schlafen, die Reue ist wach.»Du hast nicht geglaubt, nicht geliebt, so blühe,Verblühe nur hin in deinen TodDie Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.«So wiederholt sie im Traum seine WorteEs pochet im Herzen, ja poche nur,Sie gehet im Traume wohl an die Pforte,O wehe es pochte im Herzen nur!Sie weinet getäuschet, und bleibet stehen,Da tönen Worte zu ihr hin,O laßt ohn´ Obdach mich nicht gehenGott lohnt euch, fromme Klausnerin.Sie öffnet die Türe, in lauter FreudeKann sie nicht reden, ihr Auge bricht,In Liebestränen, und Freud und Leide,Denn ach es ist der Geliebte nicht.Und wie sie so weinet, steht still der AlteDas Haupt gesenket, blickt sie nicht an,O Jungfrau verzeih´, daß ich krank dich halte,Du bist wohl der Welt noch zugetan.So redet er zürnend, und vor ihm nieder,Kniet weinend die arme Klausnerin,Und fleht, gieb mir den Geliebten wieder,O führ´ mich wieder ins Leben hin.Der Alte spricht ruhig in jener Klause,Die gestern mein Dach gewesen ist,Ist Andacht und Friede wohl mehr zu HauseDa wohnet wohl ein beßrer Christ.Da wohnet ein Jüngling, fromm und stille,Und tuet Gutes, ist ohne Tand,Er wählte durch der Geliebten WilleSich also schwer betrübten Stand.Die Klausnerin jammert und ringet die Hände,Und will nicht bleiben, will zu ihm hin,O sage mir Greis, wohin ich mich wende,In welchem Tale finde ich ihn.Es weinet der Alte, so tief gerühretHat ihn der ird´schen Liebe Streit,Es schmückt sich die Holde, als Braut gezieretSteht sie im braunen seidnen Kleid.Und hastig zieht sie ihn von der Schwelle,Will mit ihm nach dem Tale gehn,Die Nacht ist so ruhig, der Mond so helle,Der Greis bleibt bei den Rosen stehn.Und bricht die Rosen, und knieet niederEin Jüngling vor der geliebten Braut,Sie kann ihn umarmen, und wieder, wieder,Sie weint so stille und lacht so laut.Schlaf´ wohl, o mein Liebchen auf seidnem Moose,Die Zeit bringt Rosen, o süße Zeit!Das Einsiedlerröckchen ist leicht und ist lose,Der Himmel so nahe die Welt so weit.Auf, auf o mein Liebchen, ich will uns bringen,Zur Freude hin, geschwind wie der Wind,Und auf die gesattelten Hirsche sich schwingen.Der Jüngling und sein getreues Kind.Es fliehen die Berge, es fliehen die Haine,Die Städte stehen, und sehen nach,Dann setzt er sie nieder und küßt sie am Rheine,O Liebchen, wer flöhe den beiden nicht nach.