Viel hab´ ich besessen –Die Zeit hat´s gefressen.Viel hab´ ich erworben –Der Neid hat´s verdorben.Viel hab´ ich gelesen –Ist Torheit gewesen,Die Schwärmer erschufen,Und längst widerrufen.Aus spärlichen RestchenIn Truhen und Kästchen,Frei, fern von den Gassen,So bau´ ich gelassenIm Fleiße der JährchenEin buntes Altärchen,Drauf opfer´ ich allem, was längst mir geraubt,Und seliger Torheit, an die ich geglaubt.
Ich acht´ Gebet. Doch seh´ ich Menschen knieenUm kleine Fehler, die so menschlich sind,Da mein´ ich: Gott hab´ schon so viel verziehen,Daß er solch Tun ein bißchen albern find …Die gar zu oft die Hände ängstlich streckten,Die gleichen jenen Trunkenen an Witz,Die Nachts den Apotheker weckten:– Für einen Sechser Lakeritz! –
Es waren drei junge LeuteDie liebten ein Mädchen so sehr.Der eine war der Gescheute,Floh zeitig über das Meer.Er fand eine gute StelleUnd ward seiner Jugend froh,Und lebt als JunggeselleNoch heute auf Borneo.Der Zweite schied mit Weinen.Er sang seiner Liebe LeidUnd ließ es gebunden erscheinenJust um die Weihnachtszeit.Das kalte Herz der Dame,Die Quelle all seines Wehs,Macht ihm die schönste ReklameAuf allen ästhetischen Tees.Der Dritte nur war dämlich,Wie sich die Welt erzählt.Er liebte die Holde nämlichUnd sich mit ihr vermählt;Und sitzt jetzt ganz bescheidenDabei mit dummem Gesicht,Wenn sie von den anderen beidenMit Tränen im Auge spricht ....
Und ziehst du aus zu Kampf und Tat,Das Auge froh, das Schwert gewetzt,Es liegt der Toten stumme Saat,Wo auch dein Pferd die Hufe setzt.Und wirbst du keck um Ehr´ und Gut,Und liegt der Morgen frühlingsklar,Sieh, unter jeder Scholle ruhtSchon einer, der hier glücklich war.Ob im Turnier ein Schwert sie traf,Ob sie die Schlange leis beschlich,Sie lächeln alle tief im SchlafUnd warten, warten nur auf dich…
Ich sah dich an. Von fernen SommertagenWill sich dem Blick ein deutlich Bild entwirr´n.Du hast dein Sehnen schwer mit dir getragen –Nun ward es still um deine müde Stirn.Du hast begraben Hoffen viel und Glauben,Baust fern den Märkten dir dein einsam Haus;Und deine Wünsche ruhn, wie weiße Tauben,Nach Flug und Sturm in schatt´gen Wipfeln aus.In deinen schmalen Fingern seltsam Leben,In ihrem Wirken ein verborgner Sinn,Als ob aus der Vergangenheit GewebenDie Fäden schössen unsichtbar darin.Aus solchen Händen, die nur Güte gaben,Gefaltet nur, um Segen zu erflehn,Möcht´ ich aufs Herz die letzten Rosen haben,Wenn scharrend vor dem Haus die Rappen stehn…
Durch das Dunkel meiner NächteLockt ein leiser Geigenton –Jubel zittert drin, als brächteEr den frohen Frühling schon.Wie von blühenden SyringenWeht´s von neu begrüntem Hag,Und ein selig süßes Singen Kündet einen neuen Tag.Aus dem Meer in heil´ger FrüheHebt die Sonne ihr Gesicht,Daß sie weckend übersprüheRings die Welt mit goldnem Licht.Alle Schleier sind genommenVon den Höhen fern und nah –Und nun weiß ich´s Du wirst kommen,Wie ich dich im Traume sah.Licht, im flatternden Gewande,Mit dem Schwebeschritt der Feen,Wirst du durch der jungen LandeBlau erblühte Veilchen gehn.Was an trägen Träumen hausteIn der Brust mir, machst du frei.Daß dein Auge mir die blausteBlume meines Frühlings sei.Schmerzlos schließt sich alte Wunde,Und zum Lächeln wird der Harm.Ach, und eine sel´ge StundeHalt´ ich, Liebste, dich im Arm.Hinter fest verschlossnen TürenLieg´ ich stumm und liebesmatt,Und an heiß gehauchten SchwürenTrinkt sich meine Seele satt…Lautlos und auf zagen Zehen,Wie ein schüchtern Mädchen schier,Wie du kamst, so wirst du gehenSo aus Traum und Leben mir,Und des Sommerüberflusses Wohltat wird mir nie gedeihn –Ein Erinnern deines KussesSchläft auf meinen Lippen ein.Nur in meiner Sehnsucht SängenZwing´ und faß´ und fühl ich dich - Und des Abschieds Tränen hängenSchwer an meine Lieder sich.Wink der dunklen SchicksalsmächteStieß ein junges Glück vom Thron – Durch das Dunkel meiner NächteKlagt ein leiser Geigenton…
Das macht mich, Liebste, oft beklommen:Wie dankt dir würdig dies Gemüt?Was hätte, wärst du nicht gekommen,In meinem Garten wohl geblüht?Und wenn du heut mich von dir stießest –Ich war so reich durch deine Huld!Und wenn du morgen mich verließest –Ich bliebe doch in deiner Schuld!Und willst du mich im Scheiden kränken,Und ob du nimmer nach mir fragst –Ich müßte dankbar noch gedenken,Wie lieb du mir im Arme lagst,Und wär´ am Wagen deiner SiegeMein Name nichts als eitle Zier,Ich säh´ dein Aug´, wie einst, und schwiegeUnd dächt´ an einst und dankte dir.Ich hab´s gefühlt in sel´gen Schauern:Dies Glück war eine Stunde mein,Doch war´s zu herrlich, um zu dauern,Und war zu schön, um treu zu sein;Noch im Besitz sah ich´s entschweben,Genießend ahnt´ ich den Verzicht –So geht durch unser armes LebenDas Göttliche, doch weilt es nicht.Wer spürt der Ewigkeit Versprechen,Schmückt froh der Frühling sein Revier?Ein Maitag, drin die Knospen brechenUnd Falter schwärmen, warst du mir,Und hat der Herbststurm mich verschlagen,War nicht des Lenzes Sonne mein?Und kommt der Frost in rauhen Tagen,Soll ich dem Mai nicht dankbar sein?
Leid und Freude, Kindchen,Müssen sich mal verbluten,Selbst ein SchäferstündchenHat nur sechzig Minuten.Zeit genug, zu betören,Was noch gestern gescheitUnd ´nen Meineid zu schwörenFür die Ewigkeit.
Wer nur um UnerläßlichesSich müht in Tagesfron,Dem fehlt ein UnvergeßlichesAls höchster Lebenslohn.Wie zahlreich auch die Jährchen sind,Gehäuft zu Leid und Lust,Was Blüten, Träume, Märchen sind,Das hat er nie gewußt!