Du mußt vergessen lernen,
Mußt aus der Seele Grund
Das süße Bild entfernen,
Von dem das Herz dir wund!
Sieh, vor dir grüne Auen,
Mailust und Sonnenlicht:
Und du willst rückwärts schauen,
Mit Thränen im Gesicht?

Es sei! ich will´s verschmerzen,
Doch nur vergessen nie,
Was dem gepreßten Herzen
Einst Himmelswonne lieh.
Willst du die Frommen schmähen,
die betend, sehnsuchtkrank,
Noch starr gen Westen sehen,
Wenn längst die Sonne sank?

Und willst du Ähren flechten
Zu Garben, hoch gethürmt,
Wenn´s nicht in Frühlingsnächten
Gewettert und gestürmt? –
So laß die Trähnen fließen!
Mairegen sind gleich:
Bald wird ein Sommer sprießen,
An goldnen Früchten reich.

Robert Eduard Prutz
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