Zwei Herzen haben sich gefunden– die Menschen wollen´s nicht verstehn –und die sich innig treu verbunden,sie sollen auseinander gehn!Doch mächtig einen sie die Triebe,man trennt sie, ´s ist des Schicksals Lauf,doch in den Herzen glüht die Liebein Sehnsucht um so mächtger auf.Er ist so bleich – sie sehn´s mit Bangen –und nicht zu ändern ist sein Sinn,es schwanden doch von ihren Wangendie Rosen auch schon längst dahin!Und eines Morgens trug man beide– die Menschen wollen´s nicht verstehn –zur Ruhe nach dem Erdenleide –dorthin, wo still die Kreuze stehn!Dort ruhen selig sie im Friedendes leeren Lebens matt und müd –– geliebt, gehofft, getrennt, geschieden –das ist das alte, alte Lied!
Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt. Wie weiß ich´s noch: ein dunkles, unverwund´nes,grausames Etwas, das ein schön verbund’nes noch einmal zeigt und hinhält und - zerreißt. Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,Das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,Zurückblieb, so als wären´s alle FrauenUnd dennoch klein und weiß und nichts als dies:Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,Ein leise Weiterwinkendes -, schon kaumErklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,Von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen. Schon kehrt der Saft aus jener Allgemeinheit,Die dunkel in den Wurzeln sich erneut,Zurück ans Licht und speist die grüne Reinheit,Die unter Rinden noch die Winde scheut. Die Innenseite der Natur belebt sich,Verheimlichend ein neues Freuet euch;Und eines ganzen Jahres Jugend hebt sich,Unkenntlich noch, ins starrende Gesträuch.Des alten Nußbaums rühmliche GestaltungFüllt sich mit Zukunft, außen grau und kühl;Doch junges Buschwerk zittert vor VerhaltungUnter der kleinen Vögel Vorgefühl.
Uraltes Wehn vom Meer,Meerwind bei Nacht:du kommst zu keinem her;wenn einer wacht,so muß er sehn, wie erdich übersteht:uraltes Wehn vom Meer,welches wehtnur wie für Ur-Gestein,lauter Raumreißend von weit herein…O wie fühlt dich eintreibender Feigenbaumoben im Mondschein.
Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter, als ob es jetzt in breitern Ufern ginge. Immer verwandter werden mir die Dinge und alle Bilder immer angeschauter. Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter: Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche ich in die windigen Himmel aus der Eiche, und in den abgebrochnen Tag der Teiche sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.
Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen überall zu wachsen und zu wohnen gaben, fühlten an verwandten Zeichen Gleiche in den aufgelösten Reichen, die der Gott, mit triefenden Tritonen, überströmt bisweilen übersteigt; denn da hatte sich das Tier gezeigt: anders als die stumme, stumpfgemute Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute und von fern dem Menschlichen geneigt. Eine Schar kam, die sich überschlug, froh, als fühlte sie die Fluten glänzend: Warme, Zugetane, deren Zug wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend, leichtgebunden um den runden Bug wie um einer Vase Rumpf und Rundung, selig, sorglos, sicher vor Verwundung, aufgerichtet, hingerissen, rauschend und im Tauchen mit den Wellen tauschend die Trireme heiter weitertrug. Und der Schiffer nahm den neugewährten Freund in seine einsame Gefahr und ersann für ihn, für den Gefährten, dankbar eine Welt und hielt für wahr, dass er Töne liebte, Götter, Gärten und das tiefe, stille Sternenjahr.
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter, geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden. Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter, hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle. Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen; was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig, daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen, lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brennein dir; das Holz hat lange widerstrebt,der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,nun aber nähr ich dich und brenn in dir.Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmenein Grimm der Hölle nicht von hier.Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stiegich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,so sicher nirgend Künftiges zu kaufenum dieses Herz, darin der Vorrat schwieg.Bin ich es noch, der da unerkenntlich brennt?Erinnerungen reiß ich nicht herein.O Leben, Leben: Draußensein.Und ich in Lohe. Niemand, der mich kennt…
Und du wartest, erwartest das Eine,das dein Leben unendlich vermehrt;das Mächtige, Ungemeine,das Erwachen der Steine,Tiefen, dir zugekehrt.Es dämmern im Bücherständerdie Bände in Gold und Braun;und du denkst an durchfahrene Länder,an Bilder, an die Gewänderwiederverlorener Fraun.Und da weißt du auf einmal: das war es.Du erhebst dich, und vor dir stehteines vergangenen JahresAngst und Gestalt und Gebet.
Sei du mir Omen und Orakelund führ mein Leben an zum Fest,wenn meine Seele, matt vom MakelDie Flügel wieder fallen läßt.Gib mir das Niebesessne wieder:das Glück der Tat, das Recht zu ruhn,mit einem Wiegen deiner Glieder,Mit einem Blick für meine Lieder,Mit einem Grüßen kannst du´s tun.
Und dann ist alles wieder still…Und weißt du, was mein Leben will,hast du es schon verstanden?Wie eine Welle im Morgenmeerwill es, rauschend und muschelschwer,an deiner Seele landen.