Der Tod steht schon am Orte,Wo sich ein Leben regt.Der Tod steht an der Pforte,Wo man zu Grabe trägt.Er geht im LeidgefolgeUngesehen mit,Wie er dabei gewesenIm Leben Schritt für Schritt.Zum König wie zum BettlerSagt er sein letztes DuUnd schließt mit stummen HändenDie dunkle Pforte zu.Und geht mit uns nachhauseUnd ißt das AbendbrotUnd schweigt und weiß doch alles,Der Herr der Welt, der Tod.
Sieben kleine Meisensaßen auf dem Ast.Sieben kleine Meisenhielten kurze Rast.Sieben kleine Meisengaben sich Bericht,Sieben kleine Meisen.Ich verstand sie nicht.Sieben kleine Meisenflogen wieder fortin die blaue Weite.Und ich blieb am Ort.Liebe sieben Meisenkommt doch wieder her,liebe sieben Meisenund erzählt mir mehr!
Aus nichts wird nichts, das merke wohl,wenn aus dir etwas werden soll. Betrüge nicht; du hast nicht Rast -noch Ruh, wenn du betrogen hast. Cränz´ einen Welterob´rer nicht,schlepp´ lieber ihn zum Hochgericht. Dring´ und durchdringe die Natur;wer sie durchdringt, beherrscht sie nur. Erleuchtet das Jahrhundert ist;der Esel Stroh und Disteln frißt. Fahr´ nicht zu hoch her, eit´ler Mann,noch hast du´s letzte Hemd nicht an. Greif´ nicht leicht in ein Wespennest;doch wenn du greifst, so stehe fest. Häng´ an die große Glocke nicht,was jemand im Vertrauen spricht. Im Anfang war die Erde leer,am Ende sind´s die Köpfe mehr. Jetzt nehme dieses zu Gehör,ein gutes Wort hilft oftmals mehr. Kratz´ nicht im Staube wie ein Tier,der Kopf sitzt ja noch oben dir. Leih´ dem in Not und sei bereit,so hast du zwei zugleich erfreut. Merk´ auf die Stimme tief in dir,sie ist des Menschen Kleinod hier. Nichts ist so elend als ein Mann,der alles will, und der nichts kann. Oft galt das Faustrecht statt der Pflicht,in unsern Jahren gilt es nicht. Parabeln sind wohl fein und schön,doch muß sie einer auch verstehn. Querfeldein braust der Waldstrom wohl;der Bach am Wege bleiben soll. Recht halte heilig bis in den Tod,so bleibt ein Freund dir in der Not. Sir Newton war ein großer Mann,ein Tropfen aus dem Ozean. Trag deine Tugenden nicht Schau,und ehr´ und liebe deine Frau. Und wenn sie alle dich verschrei´n, so wick´le in dich selbst dich ein. Vor Kritikastern hüte dich;wer Pech angreift, besudelt sich. Wer Pech angreift, besudelt sich;vor Kritikastern hüte dich. Xerxes verließ sich auf sein Heer,allein das Heer auf ihn nicht sehr. Ygrek ein böser Buchstab´ ist;bei ihm hilft nicht Gewalt noch List. Zuletzt nehmt noch die Warnung an,daß keinem Schelm man trauen kann.
Viktoria! Viktoria!Der kleine weiße Zahn ist da!Du Mutter! komm, und groß und kleinIm Hause! Kommt und guckt hineinund seht den hellen weißen Schein!Der Zahn soll Alexander heißen.Du liebes Kind! Gott halt ihn dir gesundund geb dir Zähne mehr in deinem kleinen Mundund immer was dafür zu beißen!
Ich war erst sechzehn Sommer alt,Unschuldig und nichts weiter,Und kannte nichts als unsern Wald,Als Blumen, Gras und Kräuter. Da kam ein fremder Jüngling her;Ich hatt´ ihn nicht verschriebenUnd wußte nicht, wohin noch her;Der kam und sprach von Lieben. Er hatte schönes, langes HaarUm seinen Nacken wehen;Und einen Nacken, als das war,Hab´ ich noch nie gesehen. Sein Auge, himmelblau und klar!Schien freundlich was zu flehen;So blau und freundlich als das war,Hab´ ich noch keins gesehen. Sein Gesicht wie Milch und Blut!Ich hab´s nie so gesehen;Auch, was er sagte, war sehr gut,Nur konnt´ ich´s nicht verstehen. Er ging mir allenthalben nachUnd drückte mir die Hände,Und sagte immer Oh und AchUnd küßte sie behende. Ich sah ihn einmal freundlich anUnd fragte, was er meinte;Da fiel der junge, schöne MannMir um den Hals und weinte. Das hatte niemand noch getan,Doch war´s mir nicht zuwider,Und meine beiden Augen sahnIn meinen Busen nieder. Ich sagt´ ihm nicht ein einzig Wort,Als ob ich´s übelnähme,Kein einzig´, und – er flohe fort;Wenn er doch wiederkäme!
Jeden Morgen in meinem Gartenöffnen neue Blüten sich dem Tag.Überall ein heimliches Erwarten, das nun länger nicht mehr zögern magDie Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön,wenn der Dornbusch blüht und die Erdemit Gras und Blumen prangert.
Er liegt und schläft an meinem Herzen,mein guter Schutzgeist sang ihn ein;und ich kann fröhlich sein und scherzen,kann jeder Blum´ und jedes Blatts mich freu´n.Nachtigall, Nachtigall, ach!Sing mir den Amor nicht wach!
Die Römer, die, vor vielen hundert Jahren,Das erste Volk der Erde waren,Doch wenigstens sich dünkten, es zu sein;Die großen Schreiber ihrer TatenUnd Dichter auch und große Redner hatten,Und Weise groß und klein;Die stolz auf ihrer Helden Scharen,Auf ihre Regulos und Scipione waren,Und Ursach hatten, es zu sein;Die fingen endlich an und aßen Ochsenbraten,Frisierten sich und tranken fleißig Wein -Da war´s geschehn um ihre Heldentaten,Um ihrer Dichter edle Reih´n,Um ihre Redner, ihre Schreiber;Da wurden´s große dicke Leiber,Und Memoirs- und Zeitungsschreiber,Und ihre Seelen wurden klein;Da kamen Oper und Kastraten,Und Ehebruch und Advokaten,Und nistelten sich ein.Oh, die verdammten Ochenbraten!Oh, der verdammte Wein!
Ich will nicht wissen,Warum ich von dir träume.Im Frühling grünen wiederAuch die alten Bäume.Ihre Borke weißUm verharschte Zeiten.Aber ihre KronenMöchten sich immer noch breiten.Denn darüber der HimmelIst voller Lichtes Fülle.Und das Herz dadrinnenWird niemals stille.
Das Mädchen: Vorüber! Ach, vorüber!Geh, wilder Knochenmann!Ich bin noch jung, geh Lieber!Und rühr mich nicht an.Der Tod: Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.Sei guten Muts! Ich bin nicht wild,Sollst sanft in meinen Armen schlafen!