Du bist für meine arme SeeleWie treuer Stab dem Sinkenden,Wie Wein dem gierig Trinkenden,Wie Himmelstrost in Falsch und Fehle.So lebt mein Herz, das ängstlich-zage,Beglückt im Schatten deiner MächteDas halbe Leben meiner Tage,Das ganze Leben meiner Nächte.
Familie(Meinen Brüdern Albert und Heinrich) Mir wird das Herz so bitterschwer, hol´ ich die alten Bilder her der Eltern und der Brüder. Verwehte Jahre ziehn herauf, vernarbte Wunden wachen auf und zucken plötzlich wieder. Der Vater lief von Haus zu Haus und lief sich fast die Seele aus, fünf Jungens satt zu kriegen. Mit einem Fünfzigpfennigbrot da hat man seine liebe Not... Zehn Kilo müßt´ es wiegen!Die Mutter immer bleich und krank, - das ging so Jahr und jahrelang; wir schlichen nur auf Zehen. Nur manchmal um ihr Bett herum, da saßen wir und hörten stumm die alte Wanduhr gehen.Dann polterte ein Sarg herein, der zog den zweiten hinterdrein, und den schob gleich ein dritter. Die Tischler hatten guten Lohn, die Totengräber grüßten schon und gar die Leichenbitter!Zwei Brüder sind der ganze Rest; die andern hält die Erde fest, die wird nichts wiedergeben. Wir drei, wir schaun uns oft so an – Wer weiß, wer morgen von uns dran – Prost Brüder, ihr sollt leben!
Ich aber weiß, ich seh dich manche Nacht, In meinen Träumen klingt dein holdes Lachen, Und meine Lippen murmeln oft im Wachen Verlor´ne Wünsche, die an dich gedacht. Und unaufhörlich legt sich Zeit zu Zeit, Verweht wie deine sind dann meine Spuren, Bis zu den Mauern jener stillen Fluren, Wo schweigsam Hügel sich an Hügel reiht. Dann wird der Sturmwind um die Gräber gehn, Der wird mit seinen regenfeuchten Schwingen Von Menschenglück und junger Liebe singen; Wir aber ruhn und werden´s nicht versteh´n.
Fünf Kätzchen vorm Fenster und Lieschen dazu, die stehen zusammen schon längst auf du. Trippelt zum Garten sie in der Früh´, wartet Frau Mietzekatz schon auf sie, putzt die vier kleinen noch akkurat; jeder macht gern mit den Kindern Staat. Die Kätzchen haben heut Augen gekriegt, gucken ganz dumm und blinzeln vergnügt. Wenn solch ein großes Wunder gescheh´n, das muß die Mutter doch auch mal seh´n! Holt noch ein Näpfchen, so ein klein´s, macht für die Kätzchen was Extrafein´s. Das ist ein Springen, hinauf und hinab, lecken sich alle Pfoten ab.Durch den Apfelbaum, schwerbelaubt, fällt der Mutter ein Strahl aufs Haupt, glänzt dann auf Lieschens Blondhaar hell, gleitet hernieder aufs Katzenfell, bis zu den Kätzchen winzig und klein kriegt jedes sein bißchen Sonnenschein.
Durch die AbendhelleGeht ein Pärchen hin,Er ein Schmiedgeselle, Sie ist Näherin."Rosel, wenn wir beideEinen Karren ziehn,Ist es doppelt FreudeUnd ein halbes Mühn!"Und sie lehnt sich müdeAn den Liebsten an;Unterm AugenlideZuckt es dann und wann."Rosel, laß das WeinenUm das täglich Brot;War´s genug für einen,Langts für zwei zur Not!"Nahm sie in die Arme,Fragte länger nicht,Streichelte das warme,Glühende Gesicht…Mählich wich die HelleUnd sie gingen weit –Auf dieselbe StelleSetzt ein Weib sich breit.Sah mit grauem Blicke,hob die welke Hand,Drohte mit der Krücke,Murmelte und schwand.Kam das Paar geschrittenIn die Stadt hinein,Saß Frau Sorge mittenSchon im Kämmerlein.
Mund, der dürstend mir am Munde lag,Und die Augen halb erschöpft geschlossen,Füßchen, die ich hob zum Wagenschlag,Irre Worte, die in eins verflossen,Nachts in finst´ren Fluren Kuß um Kuß,Lange Blicke, die wie Fackeln brannten,Zwischen Tagesanfang und -beschlußBriefe und Verse, die mir Flammen sandten – –Komm´ nur her und sprich, du liebst mich nicht!Und hast mondelang um mich geworben,Mondelang bist du um mich gestorben!Jetzt her den Blick und sprich: "Du liebst mich nicht!"