Er: Du hast geliebt! O, leugne nicht!Ganz sicher bin ich dessen.Sie: Ich hätt´ geliebt? Besinn´ mich nicht,Und wenn, ich hab´s vergessen.Er: So hältst du Treu´, so haltst du Lieb´?Vergißt, wer dachte deiner?Sie: Mein Freund! Er ging, doch wenn er blieb,Gedächt´ ich heut noch seiner.Er: Wenn du so schnell Vergessen treibst,Wer wird mit dir es wagen?Sie: Je nun, mein Freund, solang du bleibst,Hast du nicht Grund zu klagen.Es schärft die Zeit der Lieb´ Gewalt,Man schätzt sich stets genauer,Und wird mit uns erst einer alt,So kriegt die Liebe Dauer.
Beim Wolkenbruch jüngstHat der Mesner sich gefreut:"Jetzt kommt halt die Sintflut,Der sündigen Leut!Und wer nur in Lust lebt,An Himmel net denkt,Auf die Kirchen net hörn will,Der wird jetzt ertränkt!"Wies zu regnen hot aufgehört,War er voller Leid,Weil der Hagel verwüst hatSein Klee und Getreid.Es hat sich brav gift,Und die Bauern ham gelacht;Denn all ihren FeldernHat der Hagel nichts gemacht!"Sixt, Mesner", habens hohngelacht,"Wie ma sich irren kann:Brav san mir, und nur duBist a sündhafter Mann!"
Was war da versammelt für Herrlichkeit?Was hat da verblutet für Herzeleid?Da war aller Lust, allem Leide gerechtIm Kommen und Gehen manch stolz´ GeschlechtVor alter Zeit!Die Mauern, die öden, sie ragen weit,Kein Hall mehr in ihnen von Lust noch Streit;Die Chronik erzählet wohl manche Mär´,Die Steine verschweigen Nutz und Lehr Aus alter Zeit!Und wenn dann dich, Wandrer, hinabgeleit´tDie Wehmut ob menschlicher Nichtigkeit,Bedenke, wie wenig an Frist vergeht,So wird auch veröden die unsre Statt Gleich alter Zeit!Der Ort, wo du liefest im Kinderpfaid,Der Hain, wo du küßtest die erste Maid,Der Saal, der einst Zechern das Echo gab,Veröden, sowie auch dein Mal am Grab,Alt deine Zeit!Dann wallen wohl andre von Wegen weitDen Stätten zu unsrer VergangenheitUnd seufzen, wie einst wir, aus banger Brust:Wie sind wir der Sonne so kurz bewußt,Wie keine Zeit!
Was ist es mit dem LebenDoch für ´ne arge Not,Muß leiden und muß sterbenZuletzt den bittern Tod.Kam ich doch auf die ErdenGanz ohne Wunsch und Will´,Ich weiß es nicht von wannenUnd kenn´ nicht Zweck und Ziel.Es tritt die bunten AuenNur einmal unser Fuß,Für kurze Zeit nur tauschenWir Händedruck und Gruß.Und was uns auch von FreudenUnd Leiden zugewandt,Das mehret und das mindertSich unter Menschenhand.Drum lasset uns in FreundschaftEinander recht verstehnDie kurze Strecke WegesDie wir zusammen gehn!
Die Wirklichkeit wenig bekannt ist.Der Frühling ist Winters arglistiger Trug,Im Wein steckt nicht Wahrheit noch Rebe,Das Weibergeschlecht ist auch heuttags zu klug,Daß Herz gegen Herze es gebe!Die Jungen sprechen:Verehrter Kollege, Ihr selber nur schwärmt:Ihr schmähet den Lenz, weil Ihr kalt seid,Den goldenen Wein, der Euch nimmer erwärmt,Die Frauen, für die Ihr zu alt seid!Wir beugen ergebenst uns mit ReverenzVor solcher erhabener Tugend,Doch singen die Liebe, den Wein und den LenzWir fürder der fröhlichen Jugend.Ei, lasset´s in rüstigern Tagen doch auch,Zu müh´n Euch um Nachwuchs an Jungen;Wenn er einmal abstirbt der löbliche Brauch,So haben wir bald ausgesungen!Der Alte:Ei, merktet ihr denn nicht am zwinkernden Aug´,Daß ich euch nur schraubte, ihr Herren,Und anderes besser zu predigen taug Als wie der Enthaltsamkeit Lehren?!Wenn ringsum die Lande im sonnigen Schein,Dann lasset in fächelnder LaubenMich sitzen, den funkelnden Römer voll Wein, –Doch sei es ein Trank auch aus Trauben! –Und schafft mir ein Mädchen an Seite, das lachtZum Kusse von bärtigem Munde,Und wenn mich das alles nicht jung wieder macht,Mögt ihr mich begraben zur Stunde!
Wenn wir mit jedem neuen JahreSich schmücken sehen Wald und Flur,Beschleicht uns neidisches EmpfindenOb unsers Lebens flücht´ger Spur.Der Neid, daß uns kein Frühling wiederWill kehren nach der Jugend Tagen,Daß Bäumen gleich mit kahlen ÄstenWir winterlich zum Himmel ragen!Daß sich mit Blüten und mit DüftenAllimmerdar der Lenz erneut,Indes das Schicksal auch nicht eineDer Blumen auf den Weg uns streut!Doch möchten wir uns nur bespiegelnIm tiefen Born des Selbsterkennens,Wir fänden selbst, als abgestorben,Uns wert des Fällens und Verbrennens.Es wäre auch in uns oft wiederEin neuer Frühling aufgewacht,Wenn nicht der Herzen eis´ge KälteIhn rasch erstarren hätt´ gemacht!