Dann sagte eine Frau: Sprich uns von der Freude und vom Leid.Und er antwortete: Eure Freude ist euer Leid ohne Maske.Und derselbe Brunnen, aus dem euer Lachen aufsteigt, war oft von euren Tränen erfüllt. Und wie könnte es anders sein?Je tiefer sich das Leid in euer Sein eingräbt, desto mehr Freude könnt ihr fassen. Ist nicht der Becher, der euren Wein enthält, dasselbe Gefäß,das im Ofen des Töpfers gebrannt wurde? Und ist nicht die Laute, die euren Geist besänftigt, dasselbe Holz, das mit Messern ausgehöhlt wurde?Wenn ihr fröhlich seid, schaut tief in eure Herzen, und ihr werdet finden, daß nur das, was euch Leid bereitet hat, euch auch Freude gibt. Wenn ihr traurig seid, schaut wieder in eure Herzen, und ihr werdet sehen, daß die Wahrheit um das weint, was euch Vergnügen bereitet hat. Einige von euch sagen: "Freude ist größer als Leid",und andere sagen: "Nein, Leid ist größer". Aber ich sage euch, sie sind untrennbar.Sie kommen zusammen,und wenn einer allein mit euch am Tisch sitzt, denkt daran, daß der andere auf eurem Bett schläft. Wahrhaftig, wie die Schalen einer Waage hängt ihr zwischen eurem Leid und eurer Freude.
Gott hat deinem Geist Flügel verliehen,mit denen du aufsteigen kannstins weite Firmament der Liebe und der Freiheit.Und du jammervolles Geschöpf stutzt diese Flügel mit eigener Handund läßt zu, daß deine Seelewie ein Insekt am Boden dahinkriecht.
Liebet einander,doch macht die Liebe nicht zur Fessel:Schaffet eher daraus ein webendes Meerzwischen den Ufern eurer Seelen.Füllet einander den Kelch,doch trinket nicht aus einem Kelche.Gebt einander von eurem Brote,doch esset nicht vom gleichen Laibe.Singet und tanzet zusammen und seid fröhlich,doch lasset jeden von euch allein sein.Gleich wie die Saiten einer Laute allein sind,erbeben sie auch von derselben Musik.Gebet einander eure Herzen,doch nicht in des andern Verwahr.Denn nur die Hand des Lebensvermag eure Herzen zu fassen.Und stehet beieinander,doch nicht zu nahe beieinander:Denn die Säulen des Tempels stehen einzeln,und Eichbaum und Zypressewachsen nicht im gegenseitigen Schatten.
In der Tiefe meines Geistes gibt es ein Lied,das Worte nicht fassen können;Ein Lied, das aus einem Samen meines Herzenswächst und nicht als Tinte fließt auf das Papier.Mit einem lichten Mantel umschließt es mein Gefühl,Zergeht auf meiner Zunge nicht wie Speichel.Wie soll ich es entlassen, wenn nicht als einen Seufzer,Wobei ich fürchte, daß es sich in Luft auflöst?Wem werde ich dieses Lied singen, das keinen Wohnort kennt?Als meinen Geist?Ich bange drum, der Menschen Ohren sind so hart.
Und dann sagte ein Gelehrter:"Sprich vom Reden"Und er antwortete und sagte:"Ihr redet dann, wenn ihr aufhört,mit euren Gedanken in Einklang zu sein."Und wenn ihr nicht länger in derAbgeschiedenheit eures Herzens wohnenkönnt, lebt ihr in euren Lippen,und Geräusch ist eine Zerstreuung undein Zeitvertreib.Und in einem Großteil eures Redens wirddas Denken halb ermordet.Denn das Denken ist ein Vogel des Himmels,der in einem Käfig aus Worten zwarvielleicht seine Flügel ausbreitenkann, nicht aber zu fliegen vermag.Es gibt manche unter euch, die ausFurcht vor dem Alleinsein die Gesellschaftdes Geschwätzigen suchen.Die Stille der Einsamkeit läßt ihrnacktes Selbst aufscheinen, und siemöchten entfliehen.Und es gibt jene, die reden und ohneWissen und Absicht eine Wahrheitaussprechen, die sie selbst nichtverstehen.Und es gibt jene, die die Wahrheitin sich tragen, aber diese nichtin Worte fassen.Im Herzen dieser Menschen wohnt derGeist in wogendem Schweigen.Begegnet ihr eurem Freund auf der Straßeoder auf dem Marktplatz, laßt den Geistin euch eure Lippen bewegen und eurerZunge befehlen.Laßt die Stime in eurer Stimme zumOhr seines Ohrs sprechen;Denn seine Seele wird die Wahrheiteures Herzens bewahren, so wie derGeschmack des Wein´s noch im Gedächtnisverbleibt.Wenn die Farbe vergessen ist – und dasGefäß zerbrochen.
Was du für häßlich hältst, ist es nicht das, was du niemals versucht hast zu erreichen und dessen Sinn zu verstehen du niemals wünschtest? Wenn es Häßliches gibt, so sind es die Schuppen auf unseren Augen und das Wachs, das unsere Ohren verstopft. Mein Freund, nenne nichts häßlich außer der Furcht deiner Seele angesichts ihrer eigenen Erinnerungen.
Ihr bleibt vereint, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden. Wahrlich, ihr bleibt vereint selbst im Schweigen von Gottes Gedenken. Doch lasset Raum zwischen eurem Beieinandersein, Und lasset Wind und Himmel tanzen zwischen euch. Liebet einander, doch macht die Liebe nicht zur Fessel: Schaffet eher daraus ein webendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen.Füllet einander den Kelch, doch trinket nicht aus einem Kelche. Gebt einander von eurem Brote, doch esset nicht vom gleichen Laibe. Singet und tanzet zusammen und seid fröhlich, doch lasset jeden von euch allein sein.Gleich wie die Saiten einer Laute allein sind, erbeben sie auch von derselben Musik. Gebet einander eure Herzen, doch nicht in des andern Verwahr. Denn nur die Hand des Lebens vermag eure Herzen zu fassen. Und stehet beieinander, doch nicht zu nahe beieinander: Denn die Säulen des Tempels stehen einzeln, und Eichbaum und Zypresse wachsen nicht im gegenseitigen Schatten.
Eurer Freund ist die Antwort auf eure Nöte. Er ist das Feld, das ihr mit Liebe besät und mit Dankbarkeit erntet. Und er ist euer Tisch und euer Herd. Denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger, und ihr sucht euren Frieden bei ihm. Wenn euer Freund frei heraus spricht, fürchtet ihr weder das "Nein" in euren Gedanken, noch haltet ihr mit dem "Ja" zurück. Und wenn er schweigt, hört euer Herz nicht auf, dem seinen zu lauschen;Denn in der Freundschaft werden alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen ohne Worte geboren und geteilt, mit Freude, die keinen Beifall braucht.
Mein Haus sagte zu mir:"Verlaß mich nicht, denn hier wohnt deine Vergangenheit". Und die Straße sagte zu mir: "Komm und folge mir, denn ich bin deine Zukunft". Und ich sage zu beiden, zu meinem Haus und zu der Straße: "Ich habe weder Vergangenheit, noch habe ich Zukunft. Wenn ich hier bleibe, ist ein Gehen in meinem Verweilen; und wenn ich gehe, ist ein Verweilen in meinem Gang. Nur Liebe und Tod ändern die Dinge."