O reiche Armut! Gebend, seliges Empfangen! In Zagheit Mut! in Freiheit doch gefangen. In Stummheit Sprache, Schüchtern bei Tage, Siegend mit zaghaftem Bangen. Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben Schwelgend in Not, im Widerstand ergeben, Genießend schmachten, Nie satt betrachten Leben im Traum und doppelt Leben.
Morgenlicht! Morgenlicht Scheint mir hell ins Gesicht! Wenn ich Tag kommen seh, wird mir leid und weh; Denn im Grabe liegt Ein jung Mägdelein; Des Frühroths Schein Sieht traurig hinein In das enge Kämmerlein. Mögt wecken das Jungfräulein, Das kann vom Schlaf nicht erstehn, Morgenlicht nicht sehn; Drum wenn ich Frühroth kommen seh, Wird mir leid und weh.
Gefahren bin ich in schwankendem KahneAuf dem blaulichen Ozeane,Der die leuchtenden Sterne umfließt,Habe die himmlischen Mächte begrüßt.War in ihrer Betrachtung versunken,Habe den ewigen Äther getrunken,Habe dem Irdischen ganz mich entwandt,Droben die Schriften der Sterne erkanntUnd in ihrem Kreisen und DrehenBildlich den heiligen Rhythmus gesehen,Der gewaltig auch jeglichen KlangReißt zu des Wohllauts wogendem Drang.Aber ach! es ziehet mich hernieder,Nebel überschleiert meinen Blick,Und der Erde Grenzen seh´ ich wieder,Wolken treiben mich zurück.Wehe! Das Gesetz der SchwereEs behauptet nur sein Recht,Keiner darf sich ihm entziehenVon dem irdischen Geschlecht.
Wer so ganz in Herz und SinnenKonnt´ ein Wesen lieb gewinnen,Oh! den tröste nicht,Daß für Freuden, die verloren,Neue werden neu geboren:Jene sind´s doch nicht.
Mir zu Häupten Wolken wandeln, Mir zur Seite Luft verwehet, Wellen mir den Fuß umspielen,Thürmen sich und brausen, sinken. – Meine Schläfe, Jahr´ umgauklen, Sommer, Frühling, Winter kamen, Frühling mich nicht grün bekleidet,Sommer hat mich nicht entzündet, Winter nicht mein Haupt gewandelt. Hoch mein Gipfel über Wolken Eingetaucht im ew´gen Äther Freuet sich des stetenLebens.
Ist alles stumm und leer; Nichts macht mir Freude mehr; Düfte, sie düften nicht, Lüfte, sie lüften nicht; Mein Herz ist so schwer! Ist alles öd‘ und hin; Bange mein Herz und Sinn; Möchte, nicht weiß ich, was; Treibt mich ohn‘ Unterlaß, Weiß nicht, wohin! Ein Bild von Meisterhand Hat mir den Sinn gebannt; Seit ich das holde sah, Ist’s fern und ewig nah, Mir anverwandeutscher Ein Klang im Herzen ruht, Der noch erquickt den Mut, Wie Flötenhauch ein Wort, Tönet noch leise fort, Stillt Tränenflut. Frühlinges Blumen treu Kommen zurück aufs neu; Nicht so der Liebe Glück, Ach, es kommt nicht zurück –Schön, doch nicht treu! Kann Lieb‘ so unlieb sein, Von mir so fern, was mein? Kann Lust so schmerzlich sein, Untreu so herzlich sein? O Wonn‘, o Pein! Phönix der Lieblichkeit, Dich trägt dein Fittig weit Hin zu der Sonne Strahl, Ach was ist dir zumal, Mein einsam Leid!
Du innig Rot,Bis an den TodSoll meine Liebe Dir gleichen,Soll nimmer bleichen,Bis an den Tod,Du glühend Rot,Soll sie Dir gleichen.
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht, Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten, Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten, Daß neue Wonnen meine Lippe saugt. In Träume war solch Leben eingetaucht, Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten, Kann aller andern Freuden Glanz verachten, Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht. Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen Und mich verzehren seiner Sonne Gluten. Drum birg dich Aug‘ dem Glanze ird’scher Sonnen! Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen Und heilt den Schmerz wie Lethes kühle Fluten.