Bald ist´s von dieser, bald von jener Sorte:dort gilt´s der Silbe, hier gilt es dem Worte.Leicht läßt es dich in alle Ferne schweifen,wiewohl grad nur das Nächste zu ergreifen.Bescheiden steht´s und wartet in der Ecke,bis du den Sinn holst aus dem Wortverstecke.Wenn endlich dir die Lösung glücken soll,sei zu bedenken dieses dir gegeben:gelöst wär´ nur die eine eben,jedoch fast jedes Ding im Leben,es bleibt dir leider dessen voll.Ja mehr als das – ich wag es auszusprechenund will dich warnen, ehe es zu spät –,dies eine selbst, es lohnt kein Kopfzerbrechen:denn Rätsel bleibt es, wenn man´s auch errät.
Da weht mich wieder jene Ahnung an,ein Federflaum von jenem großen Grauen,ein Nichts, genug, um alles doch zu schauen,was mir von allem Anfang angetan.Und klopft ans Herz:Du bist in einer Falle, versuch´s und flieh!Dies hast du doch gemeinsam,das einzig eine, worin alle einsam und keiner willund dennoch müssen alle.Wer wird in jener Nacht nach diesen Nächten bei dir sein,um den letzten Streit zu schlichten,Endgültiges dir helfen zu verrichten,damit sie dort nicht allzu strenge rechten?Dies war ein Blicke aus dem Dämonenauge,das mich im Dämmern eingenommen hatte.So prüft das Leben mich, das nimmermatte,ob nun noch ihm zum Widerstand ich tauge.Noch wart ich auf das Wunder.Nichts ist wahr, und möglich, das sich anderes ereignet.Nicht Gott, nur alles leugn´ ich,was ihm leugnet, und wenn er will,ist alles wunderbar.
Ganz resolut, als ob´s in Ordnung wäre,verübt der Zeitungslump die Lumperei.Kein Wertbestand, der ihm nicht einerlei,das Schänden, scheint es, schafft die wahre Ehre.Den ehrlichen Mann erfaßt ein Neidvor dem guten Gewissen der Schlechtigkeit.
So wird das Wunderbild der Venus fertig:Ich nehme hier ein Aug, dort einen Mund,hier eine Nase, dort der Brauen Rund.Es wird Vergangenes mir gegenwärtig.Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit,hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen.Und leben wird durch meine Lebenszeitdas Venusbild, das meinem Kopf entsprungen.
Nie nahm er etwas aus zweiter HandUnd hielt sich bloß an die Originale,Und wo er nur Gutes fand,Dort stahl er stets zum ersten Male.Als Knabe, sagt man, war er weltvergessenVersunken er gern in Waldesweben.Da sei er oft an der Quelle gesessen,Und habe sie niemals angegeben.
Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.Ich bleibe stumm;und sage nicht, warum.Und Stille gibt es, da die Erde krachte.Kein Wort, das traf;man spricht nur aus dem Schlaf.Und träumt von einer Sonne, welche lachte.Es geht vorbei;nachher war´s einerlei.Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.
Daß du nicht merkst, woran man darbe,verprasst man es in einemfort:Die Blinden reden von der Farbe,die Tauben reden von dem Wort;die Lahmen lehren, wie man tanze,die Huren, wie man Andacht treibt.Kurz, Rezensenten gehn aufs Ganzeund können sagen, wie man schreibt.
Dein Fehler, Liebste, ach ich liebe ihn,und er ist eine deiner liebsten Gaben.Seh´ ich an andern ihn, so seh´ ich fastdich selbst und sehe nach dem Fehler hin,und alle will ich lieben, die ihn haben!Fehlst du mir einst und fehlt dein Fehler mir,weil du dahin,wie wollt´ ich, Liebste, lieber dich ergänzenals durch den Fehler? Ach ich liebe ihn,und seh´ ich ihn schon längst nicht mehr an dir,die Häßlichste wird mir durch ihn erglänzen!Doch träte selbst die Schönste vor mich hin,und fehlerlos,ich wäre meines Drangs zu dir kein Hehler.Ihr, die so vieles hat, fehlt eines bloßund alles drum – ach wie vermiß´ ich ihn –ihr fehlt doch, Liebste, was mir fehlt: dein Fehler!
Sieh, mein Außenbild ist fügsam,sieh, mein Haben, so genügsam,achtet wohl des Gleichgewichts.Hat es wenig, dankt für viel es,wahrt des Weges, Maßes, Zielesund Verzichts.Doch mein Innensein verzichtet,eh es sich genügsam richtet,achtet nicht des Gleichgewichts.Immer steig´ es oder fall´ es,hat es vieles, will es allesoder nichts!