Golgatha (Karfreitag) Durch manche Länderstrecke trug ich den Wanderstab,von mancher Felsenecke schaut ich ins Tal hinab;doch über alle Berge, die ich auf Erden sah,geht mir ein stiller Hügel, der Hügel Golgatha.Er ragt nicht in die Wolken mit eisgekrönter Stirn,er hebt nicht in die Lüfte die sonnige Alpenfirn,doch so der Erd entnommen und so dem Himmel nahbin ich noch nie gekommen, wie dort auf Golgatha.Es trägt sein kahler Gipfel nicht Wälderkronen stolz,nicht hohe Eichenwipfel, nicht köstlich Zedernholz;doch, alle Königszedern, die einst der Hermon sah,sie neigen ihre Kronen dem Kreuz von Golgatha.Nicht gibt es dort zu schauen der Erde Herrlichkeit,nicht grüngestreckte Augen, nicht Silberströme breit;doch alle Pracht der Erde verging mir, als ich sahdas edle Angesichte am Kreuz auf Golgatha.Kein Bächlein quillt kristallen dort aus bemoostem Stein,nicht stolze Ströme wallen von jenen Höhn landein;doch rinnt vom Stamm des Kreuzes in alle Lande daein Born des ew´gen Lebens das Blut von Golgatha.Dort schlägt der stolze Heide stillbüßend an die Brust,des Schächers Todesleide entblühet Himmelslust;dort klingen Engelsharfen ein selig Gloria,die Ewigkeiten singen ein Lied von Golgatha.Dorthin, mein Erdenpilger, dort halte süße Rast;dort wirf dem Sündentilger zu Füßen deine Last!Dann geh und rühme selig, wie wohl dir dort geschah,der Weg zum Paradiese geht über Golgatha
Nur gedroschen auf der TenneSpringt hervor das goldne Korn;Nur getreten in der KelterQuillt des Weines Purpurborn,Und der süße Kelch der RoseBlüht am rauhen Hagedorn,Und zum königlichen SprungeZwingt das Roß der scharfe Sporn.Ja, es reift die rechte FreudeNur im Schoß der Traurigkeit,Und die Mutter schöner KinderIst das bleiche Herzeleid.Gottes hellste FriedenssterneLeuchten in der Dunkelheit;Gottes liebste SegensengelMelden sich im Trauerkleid.
Der Frühling des Jahres,Wie glänzt er im Mai;Doch wenige Wochen,So flog er vorbei.Der Frühling der Jugend,Wie blüht er so schön;Doch wenige Jahre,so muß er vergeh´n.Der Frühling des Herzens,Ein schönes Gemüth:O lieblichste Blüthe,Die nimmer verblüht.
Sämann, geh in Gottes NamenUnd bestell dein Ackerfeld;Streu´ auf Hoffnung deinen SamenUnd vertrau´ dem Herrn der Welt;Warte still auf seinen Segen,Bitt´ um Sonnenschein und Regen,Daß dein Feld am ErntetagGoldne Garben bringen mag.Geh´, o Mensch, und säe ThatenIn den Acker deiner Zeit,Deines Wohlthuns edle SaatenReifen für die Ewigkeit.Darfst du heut´ nicht Früchte schauen,Lerne auf die Zukunft bauen;Wenn schon lang dein Hügel grün,Kann dir noch die Ernte blüh´n.
Das Wahre suchen und das Schöne lieben,Das Gute üben,Kein edler Ziel kann im LebenEin Mensch erstreben,Kein reiner Glück kann auf ErdenDer Seele werden.
(Lukas 16.9, Machet euch Freundemit dem ungerechten Mammon.)Der glückliche Polykrates,Bang vor der Götter Neid,Hat seinen besten FingerringDem Ocean geweiht.Und doch – versühnen kann er nichtDas zürnende Geschick,Ihm gibt das Meer in FischesmundSein Opfergeld zurück.Du, weiser als der Griechenfürst,Nicht in die öde Flut,Ins arme Volk, ins MenschenmeerWirf deines Danks Tribut.Gedenk in deinem ÜberflußAn deiner Brüder Noth,Dem Nackten gib ein warm Gewand,Brich Hungrigen dein Brot.So zahlst du dem gestrengen GlückDen rechten Zins und Zoll,Und kehrst in Dank und Segen dirDer Brüder Neid und Groll.
(2. Kor. 5, 17.Das Alte ist vergangen,siehe, es ist alles neu worden.)Vergebens kämpf´ ichDen heißen Kampf,Nicht länger dämpf´ ichDes Herzens Krampf.Verborgne Quellen,So brecht nur auf,Ihr Tränenwellen,Habt freien Lauf!Hab´ lang gerungen,Den tiefen SchmerzHinabgeschlungenIns stille Herz;Die Welt belogenMit heitrem Blick,Mich selbst betrogenMit eitlem Glück;Bin nachgelaufenIm TorenwahnDem bunten HaufenAuf breiter Bahn,Den Sinn verlorenIn Schaum und Schein,Das Herz erfrorenIns Mark hinein;Bis ich den JammerNicht länger trug,Und Gottes HammerMein Herz zerschlug.Da hat die RindeSo dumpf gekracht,Wie Eis im WindeDer Frühlingsnacht.Was lang verhalten,Dringt nun hervor,Aus tiefen SpaltenSteigts warm empor.Das tiefste Sehnen,Das ältste Weh,In heißen TränenQuillts in die Höh.Wo sind die stolzenGedanken hin?Wie Eis geschmolzenDer starre Sinn!Was ich gewonnen,Was ich getan,Ist all zerronnenWie Traum und Wahn.Ich steh in Zagen,Ein Kindlein, da,Und kann nicht sagen,Wie mir geschah.Von oben Liebe,Die lang gelockt,Von innen Triebe,Die lang gestockt,Zu süßen BächenVereinigt jetzt, –So musste brechenDas Eis zuletzt. –O ew´ge Liebe,Nur immer zu,Wenn nichts mir bliebe,So bleibst mir du.In Tränen walteNur ungehemmt,Bis alles AlteHinweggeschwemmt!Wo Herzen klopfen,Ist Leben da,Wo Augen tropfen,Ist Tröstung nah.Wenn bis zum GrundeMein Herz erweicht,Dann kommt die StundeDes Heils vielleicht,Wo dem GefildeMit FriedenssaatVoll HimmelsmildeDer Sämann naht;Wenn ausgeweinetDie Wolken grau,Dann erst erscheinetDas Himmelsblau;Dann tritt die SonneAus dem Gezelt,Dann dampft in WonneDas warme Feld,Dann girrt im LaubeMit süßem LautDie Turteltaube,Die Frühlingsbraut:»Der Schnee ist gangen,Der Lenz ist da,Die Blumen prangen,Hallelujah!«
Ein jeder seines Glückes Schmied,wo bleibt da Gotts Ehre?Was seine Schickung mir beschied,wer bin ich, daß ich’s wehre?Und doch, was dir des Höchsten Ratan Lieb’ und Leid beschieden,du wirst erst durch eigen TatWohl oder Weh draus schmieden.