Poesie ist tiefes Schmerzen,Und es kommt das echte LiedEinzig aus dem Menschenherzen,Das ein tiefes Leid durchglüht.Doch die höchsten PoesieenSchweigen wie der höchste Schmerz;Nur wie Geisterschatten ziehenStumm sie durchs gebrochne Herz.
Wenn ein Liebes dir der Tod aus den Augen fortgerückt, such es nicht im Morgenrot, nicht im Stern, der abends blickt. Such es nirgends früh und spät, als im Herzen immerfort, was man so geliebet, geht nimmermehr aus diesem Ort.
Jedweder trägt in sich den Tod,Wenn´s außen noch so gleißt und lacht,Heut wandelst du im MorgenrotUnd morgen in der Schatten Nacht.Was klammerst du dich also fest,O Mensch! an diese Welt, den Traum?Laß ab, laß ab, eh´ sie dich läßt,Oft fällt die Frucht unreif vom Baum.Ruf auf, ruf auf den Geist, der tiefAls wie in eines Kerkers NachtSchon längst in deinem Innern schlief,Auf daß er dir zum Heil erwacht!Aus hartem Kieselsteine istZu locken ird´schen Feuers Glut,O Mensch, wenn noch so hart du bist,In dir ein Funke Gottes ruht.Doch wie aus hartem Steine nurDurch harten Schlag der Funke bricht,Erfordert´s Kampf mit der Natur,Bis aus ihr bricht das Gotteslicht.Drum ringe, schaffe, bis der Geist,Tut´s auch dem Fleische weh, gesiegt,Sich aus der Nacht zum Lichte reißtUnd unter ihm die Schlacke liegt.
Liegt dein Herz gedrückt an meines,Kann ich wahrlich niemals sagen:Sind´s die Wellen meines, deines,Die in solcher Liebe schlagen?Wollte nur, ich könnte legenIn dein Herz mein Herz, zu fühlenSchmerz und Lust in gleichen Schlägen,Gleiches Lieben, gleiches Zielen.Daß, wenn Frieden meines fände,Frieden dann auch fände deines,Daß, wenn deins im Tode stände,Dann auch ständ´ im Tode meines.
Du junges Grün, du frisches Gras!Wie manches Herz durch dich genas,Das von des Winters Schnee erkrankt, –O wie mein Herz nach dir verlangt!Schon brichst du aus der Erde Nacht,Wie dir mein Aug´ entgegenlacht!Hier in des Waldes stillem GrundDrück´ ich dich, Grün, an Herz und Mund.Wie treibt´s mich von den Menschen fort!Mein Leid das hebt kein Menschenwort;Nur junges Grün, ans Herz gelegt,Macht, daß mein Herze stiller schlägt.
Wenn plötzlich in dein Lebenslichtdie finsterste der Nächte bricht,du nicht begreifst, woher sie kommt,du nicht begreifst, zu was sie frommt,dich tiefer Gram macht sprachlos stumm,tröst’ dich der Spruch: Gott weiß warum.
Wenn durch Berg und Tale draußenRegen schauert, Stürme brausen,Schild und Fenster hell erklirren,Und in Nacht die Wandrer irren,Ruht es sich so süß hier innen,Aufgelöst in sel´ges Minnen; All der goldne HimmelsschimmerFlieht herein ins stille Zimmer:Reiches Leben, hab Erbarmen!Halt mich fest in linden Armen!Lenzesblumen aufwärts dringen,Wölklein ziehn und Vöglein singen.Ende nie, du Sturmnacht, wilde!Klirrt, ihr Fenster, schwankt, ihr Schilde,Bäumt euch, Wälder, braus, o Welle,Mich umfängt des Himmels Helle.
Könnt´ ich einmal wieder singen,Wär´ ich wiederum gesund,Aber noch will´s Herz zerspringen,Und im Trauern schweigt der Mund.Kaum, daß die so leise KlageAus dem vollen Busen drang,Wie an einem WintertageOft schon halb ein Vogel sang.Wie aus Wolken eng verschlossenHalb oft dringt ein Sonnenblick,Bald von Regen übergossen,Wiederkehrt in sich zurück,Also hellte mein GemüteAch nur kurz ein lichter Traum,Und vom aufgeweckten LiedeHallten diese Töne kaum.
Wie Dir geschah, so solls auch mir geschehn,nur wo Du hinkamst, will auch ich hingehn;Ich will ins Licht nur, wirst im Licht Du sein,bist Du in Nacht, so will ich in die Nacht,bist Du in Pein, so will ich in die Pein,Von Dir getrennt hab ich mich nie gedacht,zu Dir, zu Dir will ich allein, allein!