Auch Hiddigeigei hat einstmals geschwärmt
Für das Wahre und Gute und Schöne.
Auch Hiddigeigei hat einst sich gehärmt
Und geweint manch sehnsüchtige Träne.

Auch Hiddigeigei ist einstmals erglüht
Für die schönste der Katzenfrauen,
Es klang wie des Troubadours Minnelied
Begeistert sein nächtlich Miauen.

Auch Hiddigeigei hat mutige Streich´
Vollführt einst, wie Roland im Rasen,
Es schlugen die Menschen das Fell ihm weich,
Sie träuften ihm Pech auf die Nasen.

Auch Hiddigeigei hat spät erst erkannt,
Daß die Liebste ihn schändlich betrogen,
Daß mit einem ganz erbärmlichen Fant
Sie verbotenen Umgang gepflogen.

Da ward Hiddigeigei entsetzlich belehrt,
Da ließ er das Schwärmen und Schmachten,
Da ward er trotzig in sich gekehrt,
Da lernt´ er die Welt verachten.

Joseph Victor von Scheffel

Zusätzliche Informationen

»Der Trompeter von Säckingen. Lieder des Katers Hiddigeigei«, 1854
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.