"Sprich, Vater, warum wir die dunkle NachtIm Walde, tief in den Tannen durchwacht?""Mein Kind, wer sich rüstet zu guter Jagd,Muß zu Holze ziehn, bevor es tagt.""Dort, Vater, ein Reh aus dem Busche bricht!Du siehst es, und du erlegst es nicht?""Ein Reh ist eine geringe Beut´;Wohl edler Wild erjag´ ich heut"!"Dort stürzt aus dem Dickicht der Hirsch in Hast; –Nun, Vater, frisch deinen Pfeil gefaßt!""Laß ziehen den Hirsch, ihm geschieht kein Leid;Wohl edler Wild erjag´ ich heut"!""Mein Vater, ob unserem Haupte, schwer,Zieht drohend ein Gewitter her! –Mir wird so bang´ – laß heim uns gehn!""Mein Sohn, lern´ im Gewitter stehn!""Sieh dort, herjagend auf stolzem Roß,Den Landvogt reiten, noch fern sein Troß.""Still, Knab"! so Gott dir helfen mag! –Landvogt, dies war dein letzter Tag!""Um Gott, mein Vater, was hast du gethan?Du hast erschlagen den vornehmen Mann!""Wer ein Mann ist, vertheidigt sein gutes Recht,Der Feige nur ist der Tyrannen Knecht!"
Laß, o laß mir deine Hand;Zieh´ sie nicht so kalt zurücke;Nimm, du nahmst´s ja schon, mein Glücke.Laß mir immerhin die Hand!Wenn du nichts auch für mich fühlst!Laß mich dennoch weiter träumen,Laß mich zweifeln, laß mich säumen,Wenn du nichts auch für mich fühlst!Gönne mir den armen Trost;Steh´ ich hier doch an dem GrabeMeiner schönsten, reichsten Habe:Gönne mir den armen Trost!Wenn auch deine Hand mich drückt.Wie sie pflegt´ in schönern Zeiten,Werd´ ich´s nicht wie Liebe deuten.Wenn auch deine Hand mich drückt!Händedruck ist ja nur Gruß,Liebe bleibt sich nicht so ferne;Lipp´ an Lippe glüht sie gerne,Händedruck ist ja nur Gruß.Händedruck ist noch kein Schwur,Ist kein ewiges Versprechen;Das auch weißt du, kann man brechen;Händedruck ist noch kein Schwur!Darum laß mir deine Hand;Was geschieden, bleibt geschieden.Ach, du nahmst mir ja den Frieden,Laß mir immerhin die Hand! –
Rastlos im FlugeÜber uns hinEilend die WolkenVorüberziehn;Und wie sie gehn,Wandernd im Zuge,Keine von allen wir wiedersehn.
Ach, wär´ ich fern geblieben!Vom Sehen kommt das Lieben,Vom Lieben kommt der Schmerz:Mit ihm rastloses Sehnen,Mit ihm unzähl´ge Thränen, In Thränen bricht das Herz!Das Herz, gebrochen eben,Kann fürder nicht mehr leben,Muß sterbend bald vergehen.Bringt Liebe solche Noth,Und kommt die Lieb´ vom Sehen,So bringt das Sehen Tod!Ach wär´ ich fern geblieben
Alles hat mir schon gelogen,Jedes Hoffen mich betrogen,Alles sich wie eitel TandWechselnd von mir abgewandt;Eines nur blieb mir getreu,Ewig wahr und ewig neu:Mein Herz – mein Schmerz!
Mariechen saß am Rocken,Im Grase schlummert´ ihr Kind;Durch ihre schwarzen LockenWeht´ kühl der Abendwind. Sie saß so sinnend, so traurig,So ernst und geisterbleich;Dunkle Wolken zogen schaurig,Und Wellen schlug der Teich.Der Reiher kreist´ über dem Rohre,Die Möwe streift´ wild umher,Der Staub fegt´ wirbelnd am Wege,Schon fielen die Tropfen schwer.Und schwer von Mariechen´s WangenDie heiße Thräne rinnt,Und weinend in ihre ArmeSchließt sie ihr schlummernd Kind.Wie schläfst Du so ruhig und träumest,Du armer, verlaß´ner Wurm!Es donnert, die Tropfen fallen,Die Bäume schüttelt der Sturm!Dein Vater hat Dich vergessen,Dich und die Mutter Dein;Du bist, du armer Waise,Auf der weiten Erde allein!Dein Vater lebt lustig in Freuden;Gott laß´ es ihm wohl ergeh´n;Er weiß nichts von uns Beyden,Will Dich und mich nicht seh´n!Und stürzt´ ich, während Du schlummerst,Mit Dir in den tiefen See,Dann sind wir Beyde geborgen,Vorüber ist Gram und Weh! –Da öffnet das Kind die Augen,Blickt freundlich auf und lacht;Die Mutter schluchzt und preßt esAn ihre Brust mit Macht!Nein, nein, wir wollen leben,Wir Beyde, Du und ich!Deinem Vater sey vergeben,Wie selig macht´ er mich! –
"Bist noch immer nicht verglommen,Trübe Leuchte, stirbst noch nicht?All dein Öl ist dir genommen,Und es dämmert noch dein Licht?""Liebe strahlt, ein ew´ger Schimmer,Flamme, die stets wächst, nie ruht;Braucht kein Öl und brennt doch immer,Braucht nicht Nahrung ihrer Glut,Und doch löscht ihr Feuer nimmer."