Wir gingen atmend Arm in Arm,am Frühlingsabend still und warm,im Schatten grüner Schlehenuns Veilchen zu erspähen.Rot schien der Himmel und das Meer;mit einmal strahlte groß und hehrder liebe volle Mond daher.Das Mägdlein stand und ging und standund drückte sprachlos mir die Hand.
Umweht von Maiduft, unter des Blütenbaums Helldunkel sehn wir Abendgewölk´ verglüh´n, des vollen Mond´s Aufgang erwartend und Philomelengesäng´ im Talbusch. Lau war die Dämm´rung, traulicher scherzten wir, mit nachgeahmter Fröhlichkeit bald verstummt, in holdem Tiefsinn saß das Mägdlein, flüsterte: wollen wir gehn, und ging nicht.
Aus Moor-GewimmelUnd SchimmelHervorDringt, Chor,Dein Bimmel-GetümmelIns Ohr.O höreMein kleinesSonett.Auf Ehre!Klingt deinesSo nett?
Zehn Jahre hat er advokiert,Da war die Rechte lahmgeschmiert.Drauf schrieb er links, der alte Sünder,Und advokiert seither nicht minder.Bald ist nun zwar, wie sich´s gebührt,Die linke Hand auch lahmgeschmiert.Doch hofft nur nicht auf seine Buße:Dann advokiert er mit dem Fuße.
Die Bäume stehn der Frucht entladen,Und gelbes Laub verweht ins Tal;Das Stoppelfeld in SchimmerfadenErglänzt am niedern Mittagsstrahl.Es kreist der Vögel Schwarm und ziehet,Das Vieh verlangt zum Stall und fliehetDie magern Aun, vom Reife fahl.O geh am sanften ScheidetageDes Jahrs zu guter Letzt hinausUnd nenn ihn Sommertag und trageDen letzten, schwer gefundnen Strauß.Bald steigt Gewölk und schwarz dahinterDer Sturm und sein Genoß, der Winter,Und hüllt in Flocken Feld und Haus.Ein weiser Mann, ihr Lieben, haschetDie Freuden im Vorüberfliehn,Empfängt, was kommt, unüberraschet,Und pflückt die Blumen, weil sie blühn;Und sind die Blumen auch verschwunden,So steht am Winterherd umwundenSein Festpokal mit Immergrün.Noch trocken führt durch Tal und HügelDer längstvertraute Sommerpfad.Nur rötlich hängt am WasserspiegelDer Baum, den grün ihr neulich saht.Doch grünt der Kamp von Winterkorne;Doch grünt beim Rot der HagedorneUnd Spillbeern unsre Lagerstatt!So still an warmer Sonne liegend,Sehn wir das bunte Feld hinanUnd dort, auf schwarzer Brache pflügend,Mit Luftgepfeif, den Ackermann;Die Krähn in frischer Furche schwärmenDem Pfluge nach und schrein und lärmen,Und dampfend zieht das Gaulgespann.Natur, wie schön in jedem Kleide!Auch noch im Sterbekleid wie schön!Sie mischt in Wehmut sanfte Freude,Und lächelt tränend noch im Gehen.Du, welkes Laub, das niederschauert,Du Blümchen, lispelst: Nicht getrauert!Wir werden schöner auferstehn!
Beschattet von der PappelweideAm grünbeschilften SumpfSaß Hedewig im roten Kleide,Und strickt´ am kleinen Strumpf;Sie strickt´, und sang mit süßem TonEin Lied, ich weiß nicht mehr wovon.
Da ging ich an dem Bach zu fischenMit meiner Angel hin,Und hörte hinter ErlenbüschenDie schöne Nachbarin.Ich ließ die Angel an dem Bach,Und ging dem lieben Mädchen nach. So einsam, Mädchen? Darf ich stören?Hier sitzt man kühl und frisch.»O gern! Ich suchte HeidelbeerenIn dieses Tals Gebüsch.Allein die Mittagssonne sticht,Auch lohnet es die Mühe nicht.«
An diesem Baume ruhtder Haushahn, treu und gut.Er führt´ ins achte Jahrder lieben Hennen Schar.Als wackrer Ehemannrührt´ er kein Krümchen an,was wir ihm vorgebrockt,bis er die Fraun gelockt.Nun strotzt er nicht mehrim Hofe stolz umherund jagt aus seinem Ortdes Nachbarn Hühner fort.Nun schützt er nicht vor Graunim Sturm und Nacht die Fraun.Nun wecket uns nicht frühsein helles Kikeriki.Vor Alter blind und taub,sank er zuletzt in Staub.Sein Kamm, so schön und rot,hing nieder, bleich vom Tod.Hier graben wir ihn ein,wir Kinder, groß und klein,und sagten wehmutsvoll:du guter Hahn, schlaf´ wohl!