Schicke dich, geliebtes Kind,in unruhevolle Zeiten; dann und wannkann Sturm und Windunverhofft in Hafen leiten.Nun ist wohl niemand besser dran,als wer getreu und klug und ewig lieben kann.
Ich habe genug.Lust, Flammen und KüsseSind giftig und süßeund machen nicht klug.Komm, selige Freiheit und dämpfe den Brand,Der meinem Gemüte die Weisheit entwand.Was hab ich getan!Jetzt seh ich die TriebeDer törichten LiebeVernünftiger an;Ich breche die Fessel, ich löse mein HerzUnd hasse mit Vorsatz den zärtlichen Schmerz.Was quält mich vor Reu?Was stört mir vor KummerDen nächtlichen Schlummer?Die Zeit ist vorbei.O köstliches Kleinod, o teurer Verlust!O hätt´ ich die Falschheit nur eher gewußt!Geh, Schönheit, und fleuch!Die artigsten BlickeSind schmerzliche Stricke;Ich merke den Streich.Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzweiUnd zeigt meiner Schönen: Nun leb ich recht frei.Nun leb ich recht freiUnd schwöre von Herzen,Daß Küssen und ScherzenEin Narrenspiel sei;Denn wer sich verliebet, der ist wohl nicht klug.Geh, falsche Syrene, ich habe genug!
Betrügliches Glücke!Die stählerne BrückeDer Hoffnung zerfällt;Der Becher der FreudenWird mir durch dies LeidenMit Wermut vergällt.Die Sonne der Tugend,Die Blume der Jugend,Geht unter und ein;Der Himmel wird trübe,Die Flammen der LiebeVerlieren den Schein.Der Frühling der JahreEr stirbt auf der Bahre:Wer wird mir den KußWie vormals gewähren?Ach langes Entbehren!Ach kurzer Genuß!Erblaßte Florette,Dein Tod reißt die KetteDer Eintracht entzwei;Dein LeichenbegängnisZeigt, wie das VerhängnisMein Henkersknecht sei.Bedeckt mich, ihr Berge,Umfaßt mich, ihr Särge,Versagt mir die Luft!Mein Geist mag zerfliegen,Des Leibes VergnügenIst Moder und Gruft.Ich sterbe vor Kummer,Der ewige SchlummerEntgeistert die Brust.Ich liebte von Herzen,Ich lebte mit Schmerzen,Ich sterbe mit Lust.
Mädchen, stellt euch nicht so sprödeUnd entflieht uns nicht so fern!Scheint gleich euer Antlitz blöde,Hat es doch das Herze gern.Küßt man euch, so heißt es dahlenTändeln, albern sein;Ich versteh wohl, das sind Schalen,Darum wollt ihr nur den Kern.Wenn wir etwan Rosen brechenUnd in Busen stehlen gehn,Wollt ihr flugs mit Nadeln stechenUnd den Galgen gleich erhöhn;Ja, ihr flucht wohl um die WetteUnd entlauft uns bis zum Bette,Nur damit wir schärfer stehn.Meint nicht, daß es niemand merke,Wie es euch geheim verdreußt,Wenn man zu dem süßen WerkeGar zu fromm und christlich heißt;Denn da könnt ihr bei den SchwesternDessen Einfalt gut verlästern,Der sich gar zu feig erweist.Wenn ihr uns den Mund entrücket,Wollt ihr nur gezwungen sein,Wenn man den nun ernstlich drücket,Hört man keine Feuer schrein.Kurz, ihr pfleget in dem LiebenNie kein Wasser zu betrüben,Sondern plumpt mit uns hinein.
Endlich bleibt nicht ewig aus,Endlich wird der Trost erscheinen,Endlich grünt der Hoffnungsstrauß,Endlich hört man auf zu weinen.Endlich bricht der Tränen Krug,Endlich spricht der Tod: Genug!Endlich wird aus Wasser Wein,Endlich kommt die rechte Stunde,Endlich fällt der Kerker ein,Endlich heilt die tiefe Wunde.Endlich macht die SklavereiDen gefangnen Joseph frei. Endlich, endlich kann der Neid,Endlich auch Herodes sterben,Endlich Davids HirtenkleidSeinen Saum in Purpur färben,Endlich macht die Zeit den SaulZur Verfolgung schwach und faul.Endlich nimmt der LebenslaufUnsres Elends auch ein Ende,Endlich steht der Heiland auf,Der das Joch der Knechtschaft wende,Endlich machen vierzig JahrDie Verheißung zeitig wahr. Endlich blüht die Aloe,Endlich trägt der Palmbaum Früchte,Endlich schwindet Furcht und Weh,Endlich wird der Schmerz zunichte,Endlich sieht man Gottes Tal:Endlich endlich kommt einmal.
Himmel, ich erschrecke;Was ich riech und schmecke,Stinkt nach Höllenglut,Weil der Streich der RacheMeiner bösen SacheSchwer und bange tut.Angst und Not,Ja gar der Tod.
Hier setze dich, verschämtes Kind!Hier ist gut sein, hier laß uns bleiben,Wo Wind und Lind gesprächig sind,Und Feld und Wald den Gram vertreiben;In dieser grünen Einsamkeit,Wo Bach und Stein und Blätter rauschenSoll weder List, Gefahr noch NeidDen süßen Frühlingsscherz belauschen.Die Schätze deiner keuschen ZuchtUnd der noch unberührten BrüsteSind wahrlich eine seltne Frucht,Nach der ich innerlich gelüste;Erschrick nicht vor der schnellen HandUnd laß sie um den Busen spielen,Ich führe dich in einen Stand,Des Lebens Kern und Mark zu fühlen.Beschau die Werke der Natur,Betrachte Bäume, Feld und Tiere,Und lerne, wie der Liebe Spur,Dich überall zum Scherzen führe!Wodurch sind ich und du denn da?Zu was bist du nebst mir geboren?Der, so die Welt im Wesen sah,Hat uns zum Lieben auserkoren!