Ein Fest, wenn es verdampft, ist grade wieDas letzte Glas Champagner, ohne Gischt,Der seinem Erstlingskelche Reiz verlieh;Wie ein System, in das sich Zweifel mischt;Wie eine Flasche Sodawasser, dieSo lang gesprüht hat, bis ihr Geist entwischt;Wie eine Welle, welche sich noch hebt,Wenn schon der Wind schläft, der sie erst belebt.
Ein zänkisch Weib, ein trotz´ger Sohn, ein faulPapiergeschäft, Diskont, Protest, Prozente,Ein kranker Hund, ein lahmgewordner Gaul,Ein Kind mit ausgeprägtem Schreitalente,Die alte Tante mit dem bösen Maul,Und einem noch viel bös´ren Testamente,Dies sind nur Lumperei´n, doch sah ich seltenDen Mann, dem sie das Leben nicht vergällten.
Jung ohne Jugend, hübsch, doch ausgesogen,Steinreiche Erben ohne einen Dreier,Die Kraft in tausend Armen längst verflogen,Ihr Gut versetzt, ihr Geld vom Pfandverleiher,Ihr Votum im Senate gleich gewogenFür Tyrannei und radikale Schreier, –So wird votiert, gespielt, gehurt, gepraßt, –Die Ahnengruft empfängt den neuen Gast.
Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!So ist des Lebens wildes Fieber:Delirium, das uns besticht;Wir sollten schrein, und lachen lieber.Und jede lichte Pause hebtDie Hülle von den blut´gen Narben;Und wer der Weisheit folgt, der lebtAls Märtyrer, wie Heil´ge starben.
In mir ist Nacht – oh, schnell besaitedie Harfe, die den Gram bezwingt;erweckt von leisen Fingern, gleiteder Schall, der süß und schmelzend klingt.Wenn noch dies Herz nach Hoffnung ringt,Dein Zauberton läßt sie erblühn;Wenn Träne noch im Aug entspringt,sie fließt, anstatt im Hirn zu glühn.Wild sei und tief der Töne Fluß,kein Lied, von Glück und Lust verklärt:Ich sag dir, daß ich weinen muß,sonst springt dies Herz, von Qual verzehrt;denn sieh´, es ward von Gram genährt.Schlaflos und schweigend kämpft´ es lang;Nun hat es seinen Kelch geleert,und bricht – oh, schmelz es im Gesang!
Als sich mit Schmerzen,In Tränen und stumm,Trennten die Herzen,Wer sagt, warum? –Kalt dein Kuß;O damals ahnt ich, wasNun kommen muß.Es taute der MorgenSo schaurig kühl,Mich warnte verborgenEin Vorgefühl.Die Schwüre verwehten,Die Ehre zerbrach,Dein Ruf ist zertretenUnd mein deine Schmach.Dein Name umklingt michWie Totengeläut.Ein Schauer durchdringt mich,Als liebt ich noch heut.Wie gut ich dich kannte,Wem ist es bewußt?Wer weiß, wie mir brannteVon Reue die Brust ?Verstohlen besessen,Verstohlen beweint,Daß du mich vergessen,Verraten den Freund!Nach langem Büßen,Wenn Jahre herum,Wie soll ich dich grüßen? –In Tränen und stumm.(Übersetzt von Paul Heyse)
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;Ein Firnis über jeder wildern Kraft,Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,Wenn einer überhaupt Charakter hat.
Lieblicher als alles,Ist erster Liebe Glut! – Sie steht allein,Wie Adams Rückerinnrung seines Falles;Die Frucht der Kenntnis ist gepflückt, und keinGenuß im weiten Rund des ErdenballesKann dieser Göttersünde würdig sein; –Sie bleibt die wirkliche Prometheusflamme,Von der es heißt, daß sie vom Himmel stamme.
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,Der Morgen die geheimen Tränen weckt,Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,Bis Staub auch meinen armen Staub bedecktUnd zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
Wie Alexander denk´ ich, dieser AktDes Essens, nebst noch einem oder zwein,Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,Uns Freude machen können oder Pein,Wer pocht da auf den Geist noch, dessen KräfteSo sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?