Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!So ist des Lebens wildes Fieber:Delirium, das uns besticht;Wir sollten schrein, und lachen lieber.Und jede lichte Pause hebtDie Hülle von den blut´gen Narben;Und wer der Weisheit folgt, der lebtAls Märtyrer, wie Heil´ge starben.
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fälltUnd schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –Nur die Natur steht neugeboren auf;Die Erde lebt, die Sonn´ eilt ihren Lauf,Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.Gottgleicher Mensch, sieh diesen GlorienscheinDer Dinge an und juble: sie sind dein!
Lieblicher als alles,Ist erster Liebe Glut! – Sie steht allein,Wie Adams Rückerinnrung seines Falles;Die Frucht der Kenntnis ist gepflückt, und keinGenuß im weiten Rund des ErdenballesKann dieser Göttersünde würdig sein; –Sie bleibt die wirkliche Prometheusflamme,Von der es heißt, daß sie vom Himmel stamme.
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;Ein Firnis über jeder wildern Kraft,Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,Wenn einer überhaupt Charakter hat.
Jung ohne Jugend, hübsch, doch ausgesogen,Steinreiche Erben ohne einen Dreier,Die Kraft in tausend Armen längst verflogen,Ihr Gut versetzt, ihr Geld vom Pfandverleiher,Ihr Votum im Senate gleich gewogenFür Tyrannei und radikale Schreier, –So wird votiert, gespielt, gehurt, gepraßt, –Die Ahnengruft empfängt den neuen Gast.
Warum nennt ihr den Geizhals miserabel?Vergnügen ohne Überdruß ist sein;Er hat den besten Anker, hat das Kabel,Das alle Freuden festhält, groß wie klein.Ihr seht nur, was er spießt auf seine Gabel,Die magre Kost, sein Speisen scheint Kastein;Da staunt ihr, daß ein Reicher sich so schinde:Ihr wißt nicht, was man träumt bei Käserinde.
In mir ist Nacht – oh, schnell besaitedie Harfe, die den Gram bezwingt;erweckt von leisen Fingern, gleiteder Schall, der süß und schmelzend klingt.Wenn noch dies Herz nach Hoffnung ringt,Dein Zauberton läßt sie erblühn;Wenn Träne noch im Aug entspringt,sie fließt, anstatt im Hirn zu glühn.Wild sei und tief der Töne Fluß,kein Lied, von Glück und Lust verklärt:Ich sag dir, daß ich weinen muß,sonst springt dies Herz, von Qual verzehrt;denn sieh´, es ward von Gram genährt.Schlaflos und schweigend kämpft´ es lang;Nun hat es seinen Kelch geleert,und bricht – oh, schmelz es im Gesang!
In erster Liebe liebt die Frau den Mann,Dann liebt die Liebe selbst sie immerdar,Die als Gewohnheit sie nicht lassen kannUnd die sie wechselt wie ein Handschuhpaar;Ihr werdet´s sehn, stellt den Versuch ihr an:Wenn einer auch zuerst ihr alles war,Nimmt doch sie später zu Liebhabern mehreUnd ohne daß der Zuwachs sich beschwere.