Du glaubtest längst dich vorbereitetMit willigem Entsagen;Und nun das Schicksal dich bestreitet,So mußt du dennoch klagen.Der Kämpfer war mit Muth gebrüstet,Und glaubte sich wie gut! gerüstet;Doch wenn hervor der Schrecken schreitetDes Kampfes, wird er zagen.Was hilfts auch, die Gedanken lenkenAuf das im Voraus, und sie senkenIn das, was gar sich nicht läßt denken,Eh man es muß ertragen!
O Sonn´, o Meer, o Rose!Wie wenn die Sonne triumphierend sichHebt über Sterne, die am Himmel stunden,Ein Schimmer nach dem andern leis´ erblich,Bis alle sind in einen Glanz geschwunden;So hab´ ich, Liebste, dichGefunden: Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden,GeschwundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn des Meeres Arme aufthun sichDen Strömen, die nach ihnen sich gewunden,Hinein sich diese stürzen brünstiglich,Bis sie die Ruh im tiefen Schooß gefunden;So, Liebste, hab´ ich dichEmpfunden:Sich hat mein Herz mit allen SehnsuchtswundenEntbundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn im Frühling tausendfältig sichEin buntes Grün hat ringend losgewunden,Ein hadernd Volk, bis Rose königlichEintretend, es zum Kranz um sich verbunden;So, Liebste, hab´ ich dichUmwunden:Der Kranz des Daseyns muß sich blühend runden,GebundenIn dich.
Ich bin müde, sterbensmüde;Ich bin müde, lebensmüde;Dieses Bangens und Verlangens,Dieses Hoffens, Bebens müde;Dieses zwischen Erd´ und HimmelAuf- und Niederschwebens müde;Dieses spinnengleichen WesensHirngespinste-Webens müde;Müde dieser TorenweisheitStolzen Überhebens müde.Auf, o Geist, in diesen FesselnRing dich nicht vergebens müde!Schwing dich auf zu deinem Äther,Des am Staube Klebens müde.
Du hast zwei Ohren und einen Mund;Willst du´s beklagen?Gar vieles sollst du hören undWenig darauf sagen.Du hast zwei Augen und einen Mund;Mach dir´s zu eigen!Gar manches sollst du sehen undManches verschweigen.Du hast zwei Hände und einen Mund;Lern´ es ermessen!Zweie sind zur Arbeit undEiner zum Essen.
Beim Hauch des Morgens und der Mitternächte SchauerFühl ich die Trauer, daß die Welt hat keine Dauer;Daß wir am Anfang schon dem End entgegen gehnUnd doch am Ende noch beim Anfang immer stehn.Bald haben wirs verwacht, bald haben wirs verträumt,Nie säumend Tag und Nacht, das Glück ist stets versäumt.
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.Ich soll, ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben,Das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.Ich muß, das ist die Schrank´, in welcher mich die WeltVon einer, die Natur von andrer Seite hält.Ich kann, das ist das Maß der mir verlieh´nen Kraft,Der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.Ich will, die höchste Kron´ ist dieses, die mich schmückt,Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.Ich darf, das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel,Beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.Ich mag, das endlich ist, was zwischen allen schwimmt,Ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag,Die sechse nehmen mich in Anspruch jeden Tag.Nur wenn du stets mich lehrst, weiß ich, was jeden TagIch soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
Wenn du nach Ehre strebst, die dir die Welt soll geben,So mußt du, statt dir selbst, ihr zu Gefallen leben.Nicht leben in der Tat, nur leben auf den Schein;Nicht was du selber willst, was sie will, mußt du sein.Wenn du nach Reichtum strebst, nach welchem alle streben,mußt du darum in Kampf mit allen dich begeben;Was andre haben, mußt du dir verloren achten,Und was du haben willst, zu rauben ihnen trachten.Und wenn du gar zugleich geehrt willst sein und reich,So mußt du sein der Welt ein Freund und Feind zugleich;Mußt stehlen ihren Schatz und stehlen ihre Gunst;Das ist die mißlichste und undankbarste Kunst.Darum rat´ ich: Laß die Welt, wen sie will ehren, ehren,Und ihren Sold, wer ihn begehren will, begehren.Sich selbst in Ehren und sich selber reich zu halten,Ist Mannes Würd´ und Kraft, derselben sollst du walten.
Ein ewig Lieb´ ist karg und leer,ein wenig Lieb´ ist keine;viel Lieb´ ist eben auch nicht mehr,Lieb´ ist die völlig eine:Lieb´ ist nicht wenig und nicht viel,denn Lieb´ ist ohne Maß und Ziel.
Zwölf Freier möcht´ ich haben, dann hätt´ ich genug,Wenn alle schön wären und alle nicht klug.Einen, um vor mir herzulaufen,Einen, um hinter mir drein zu schnaufen;Einen, um mir Spaß zu machen,Und einen, um darüber zu lachen;Einen traurigen, den wollt´ ich schon fröhlich herzen,Einen lustigen, ich wollt´ ihm vertreiben das Scherzen.Einem, dem reicht´ ich die rechte Hand,Einem, dem gäb´ ich die linke zum Pfand;Einem, dem schenkt´ ich ein freundlich Nicken,Einem, dem gäb´ ich ein holdes Blicken;Noch einem, dem gäb´ ich vielleicht einen Kuß,Und dem letzten mich selber aus Überdruß.
Nur wer dich liebtSo wie du bist,Wohl deine Schwächen kennt,Doch sie vergißt,Der liebt dich wirklichUnd wird dich verstehnUnd gern mit dirAuch deine Wege gehn!