Phantasie, das ungeheure Riesenweib,Saß zu Berg,Hatte stehen neben sich zum ZeitvertreibWitz, den Zwerg.Der VerstandSeitwärts stand,Ein proportionierter Mann,Sah das tolle Spiel mit an.Phantasie mit Donnersturm thut auf den Mund,Witz verstummt;Schweigt die Riesin, thut sogleich der Zwerg sich kund,Pfeift und summt.Der VerstandHält nicht Stand,Geht und spricht: das mag ich nicht,Denn das sieht aus wie ein Gedicht.
Du hast zwei Ohren und einen Mund;Willst du´s beklagen?Gar vieles sollst du hören undWenig darauf sagen.Du hast zwei Augen und einen Mund;Mach dir´s zu eigen!Gar manches sollst du sehen undManches verschweigen.Du hast zwei Hände und einen Mund;Lern´ es ermessen!Zweie sind zur Arbeit undEiner zum Essen.
Um MitternachtHab´ ich gewachtUnd aufgeblickt zum Himmel;Kein Stern vom SterngewimmelHat mir gelachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich gedacht,Hinaus in dunkle Schranken;Es hat kein LichtgedankenMir Trost gebrachtUm Mitternacht.Um MitternachtNahm ich in AchtDie Schläge meines Herzens;Ein einz´ger Puls des SchmerzensWar angefachtUm Mitternacht.Um MitternachtKämpft´ ich die Schlacht,O Menschheit, deiner Leiden;Nicht könnt´ ich sie entscheidenMit meiner MachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich die MachtIn deine Hand gegeben;Herr über Tod und Leben,Du hältst die WachtUm Mitternacht.
Du meine Seele, du mein Herz,Du meine Wonn´, o du mein Schmerz,du meine Welt, in der ich lebe,mein Himmel du, darein ich schwebe,o du mein Grab, in das hinabich ewig meinen Kummer gab! Du bist die Ruh´, du bist der Frieden,du bist der Himmel, mir beschieden.Daß du mich liebst, macht mich dir wert,dein Blick hat mich vor mir verklärt,du hebst mich liebend über mich,mein guter Geist, mein bess´res Ich!
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;Du sagst, du drehest dich um mich.Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werdein meinen Nächten hell durch dich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;sie sagen, du veränderst dich. Allein du änderst nur die Lichtgebärdeund liebst mich unveränderlich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,nur mein Erdenschatten hindert dich,die Liebesfackel stets am Sonnenherdezu zünden in der Nacht für mich.
Die Zukunft habt ihr, ihr habt das Vaterland,Ihr habt der Jugend Herz, Erzieher, in der Hand.Was ihr dem lockeren Grund einpflanzt, wird Wurzeln schlagen,Was ihr dem zarten Zweig einimpft, wird Früchte tragen,Bedenkt, daß sie zum Heil der Welt das werden sollen,Was wir geworden nicht und haben werden wollen.
Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die BeschwerdeZu übertragen, daß die Lust den andern werde.Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Du fragst, was ist die Zeit? Und was die Ewigkeit?Wo hebt sich Ewiges an und hebet auf die Zeit?Die Zeit, sobald du sie aufhebst, ist aufgehoben,wo dich das Ewige zu sich erhebt nach oben.Die Zeit ist nicht, es ist allein die Ewigkeit,die Ewigkeit allein ist ewig in der Zeit.Sie ist das in der Zeit sich stets Gebärende,als wahre Gegenwart die Zeit Durchwährende.Wo die Vergangenheit und Zukunft ist geschwundenin Gegenwart, da hast du Ewigkeit empfunden.Wo du Vergangenheit und Zukunft hast empfundenals Gegenwart, da ist die Ewigkeit gefunden.
Meiner lieben Schwiegertochter AlmaWeihnachten 1865 Zeitungsbringerin,Fliegenwedelschwingerin,Fehllose Jägerin,Treffliche Totschlägerin,Liebe Beleberin,Kleinmutes Heberin,Sorgenabwenderin,Trostredespenderin,Leidens Abfragerin,Besserungswahrsagerin,Leisanschweberin,Arzeneigeberin,Stundenmahnerin,Zeitvertreibsanbahnerin,Temperaturspürerin,Feuernachschürerin,Witterungskünderin,Lampendochtanzünderin,Morgenbegrüßerin,Abendrastversüßerin,Nachtvorleserin,Bücheramtsverweserin,Allzeitunterhalterin, Gesprächsstoffsentfalterin,Wunschablauscherin,Dienstrollentauscherin,Allesbeschickerin,Allesüberblickerin,Allesbestreiterin,Krankenkostbereiterin,Festgabebedenkerin,Weihnachtsentenschenkerin,Engelverwenderin,Enkelzuspruchsenderin,Ordnerin, Schmückerin,Kopfkissenrückerin,Pfeifenkopfstopferin,Flaschenpfropfentpfropferin,Schlummerbecherfüllerin, Kalter Knie Umhüllerin,Nachtruhanwünscherin,Wenn ich wachensmatt bin,Heimlich schwach schachmatt bin,Treue MitträgerinMitpflegerinNeben deiner Schwägerin,Schwiegerkind, Söhnerin,Versöhnerin, Beschönerin,Unbelohnt Taglöhnerin,Allzeit frohe Frönerin,Liebliche Verwöhnerin:Nimm dies Liebeszeichen hin,Wie ich dir dankbar bin.
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bleibst du nimmer,und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.