Arbeit, die man erschwitzen kann,Würde, die man ersitzen kann,Ehre, die aus vom Fürsten geht,Der von der Sache nichts versteht, –Es ist doch im Grunde nicht viel damit los:Potztausend aber, wie macht´s einen groß!
Kein Wind im Segel, die See liegt still -kein Fisch doch, der sich fangen will!So ziehen die Netze sie wieder hereinund murren, schelten und fluchen drein.Da neben dem Kutter wird´s heller und lichtwie weißliches Haar, wie ein Greisengesicht,und ein triefendes Haupt taucht auf aus der Flut:»Ei, drollige Menschlein, ich mein´s mit euch gut - Ich gönn´ euch von meiner Herde ja viel,doch heut ist mein Jüngster als Fisch beim Spiel,den mußt´ ich doch hüten, ich alter Neck,drum jagt ich sie all miteinander weg -doch schickt ihr den Jungen mir wieder nach Haus,so werft nur noch einmal das Fangzeug aus:Der schönste ist mein Söhnchen klein,das übrige mag euer eigen sein!« Hei, flogen die Netze jetzt wieder in See!Ho, kaum, daß ihr´ Lasten sie brachten zur Höh´!Wie lebende Wellen, so fort und fortvon köstlichen Fischen, so quoll´s über Bord.Und patscht und schnappt und zappelt und springt -und bei den Fischern, da tollt´s und singt.Nun plötzlich blitzt es - seht: es rolltein Fisch über Bord von lauterem Gold! Eine jede Schuppe ein Geldesstück!Wie edelsteinen, so funkelt´s im Blick!Die Kiemen sind aus rotem Rubin,Perlen die Flossen überziehn,mit eitel Demanten besetzt, so ruhtauf seinem Häuptlein ein Krönchen gut,und fürnehm wispert´s vom Schnäuzlein her:»Ich bin Prinz Neck, laßt mich ins Meer!« Den Fang ins Meer? Sie rühren ihn an,die Fischer, und tasten und stieren ihn an.»Laßt mich ins Meer!« Sie hören nicht drauf.»Laßt mich ins Meer!« Sie lachen nur auf.Sie wägen das goldene Prinzlein ab,sie schätzen´s und klauben ihm Münzlein ab -Wie wiegt das voll, wie gleißt das hold!Sie denken nichts weiter, - sie denken nur Gold. Und seht: ein Goldschein überfliegtjetzt alles, was von Fisch da liegt,und wandelt´s, daß es klirrt und rollt:Seht all die Fische werden Gold!Sinkt das Schiff von blitzender Last?»Schaufelt, was die Schaufel faßt!«...Wie lustiges Feuerwerk sprüht das umher -dann rauscht über alles zusammen das Meer.
Ertrage du´s, laß schneiden dir den Schmerzscharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz –das ist der Pflug, nach dem der Sämann sät,daß aus der Erde Wunden Korn entsteht. Korn, das der armen Seele Hunger stillt –mit Korn, o Vater, segne mein Gefild:Reiß deinen Pflug erbarmungslos den Pfad,doch wirf auch ein in seine Furchen Saat!
Ist alles ganz kahl und still,nicht mal im Grase sich´s regen will,steht alles geduckt,klappert im Frost und mucktmit dem Winter. Der putzt es mit Rauhreif auf,aber keines gibt was drauf. Doch im Gartensagt einer: Ich kann warten.Ist jemand, du kennst ihn wieder kaum,so dünn ist er worden: der Kirschenbaum.Schläft er nicht?Trau einer dem Wicht!Heute mittag um einsgab´s mal ein Pröbchen Sonnenscheins:Darin - ich habedas deutlich gesehn -mit seinen Knospenfingerte der alte Knabe,ein wenig vorsichtig und geziert,wie man Badewasser probiert.Und über seine Runzelnging ein Schmunzeln.
Wie war´s im Waldeheut wunderhold -die Wipfel allevon rotem Gold!Goldender Boden,golden der Duft,fallende Blättervon Gold aus der Luft.Und es leuchtetaus Tod und Vergeh´ngolden die Hoffnungaufs Aufersteh´n.
Weit draußen, einsam im öden Raumsteht ein uralter Weidenbaumnoch aus den Heidenzeiten wohl,verknorrt und verrunzelt, gespalten und hohl.Keiner schneidet ihn, keiner wagtvorüberzugehn, wenn´s nicht mehr tagt,kein Vogel singt ihm im dürren Geäst,raschelnd nur spukt drin der Ost und West;doch wenn am Abend die Schatten düstern,hörst du´s wie Sumsen darin und Flüstern. Und nahst du der Weide um Mitternacht,siehst sie von grauen Kindlein bewacht:Auf allen Ästen hocken sie dicht,lispeln und wispeln und rühren sich nicht.Das sind die Seelchen, die weit und breitsterben gemußt, eh´ die Tauf´ sie geweiht:Im Särglein liegt die kleine Leich´,nicht darf das Seelchen ins Himmelreich.Und immer neue, - siehst es du? -in leisem Fluge huschen dazu. Da sitzen sie nun das ganze Jahrwie eine verschlafene Käuzchenschar.Doch Weihnachts, wenn der Schnee rings liegtund über die Länder das Christkind fliegt,dann regt sich´s, pludert sich´s, plaudert, lacht,ei, sind unsre Käuzlein da aufgewacht!Sie lugen aus, wer sieht was, wer?Ja freilich kommt das Christkind her!Mit seinem helllichten Himmelsscheinfliegt´s mitten zwischen sie hinein:"Ihr kleines Volk, nun bin ich da -glaubt ihr an mich?" Sie rufen: "Ja!"Da nickt´s mit seinem lieben Gesichtund herzt die Armen und ziert sich nicht.Dann klatscht´s in die Hände, schlingt den Armums nächste - aufwärts schwirrt der Schwarmihm nach und hoch ob Wald und Wies ganz graden Weges ins Paradies.
Der König Karl beim Jubelmahl,hoch schwang in der Hand er den goldnen Pokal: "Lang lebe der Sieger, der heut noch fern,Roland, mein Roland, der Streiter des Herrn!"Da – bei der Becher Zusammenstoß,wie Schatten sich´s über die Wände goß und als das jauchzende Hoch verscholl,ein Dämmern über die Erde schwoll, und weit, weit her es traurig hallt hinklagend über See und Wald…Und als sie drängten zur Tür mit Macht,da wuchs das Dunkel zur finstern Nacht, und angstvoll durch die Luft herbeirang sich´s wie wilder Todesschrei… Und als sie sich wandten entsetzt zum Thron,da stöhnte zum drittenmal her ein Ton, da zittert´ es über Wald und Seewie aus verröchelnder Brust ein Weh…Doch als der König sich bleich erhob,blaß wieder ein Dämmern die Halle durchwob. Und als er rief: "Verrat! Zu Roß!"Weiß wieder der Tag die Halle durchfloß. Wohl jagten sie windschnell querfeldein,rastlos bei Sonnen- und Sternenschein hin bis zum Morgen nach Ronceval –da kreischten die Krähen schon über dem Tal, da lagen die Helden, die Wunden vorn,und stumm er, Roland, zerborsten sein Horn.
Man bleibe geduldigUnd wahre die Ruh:Nicht jeder ist schuldig,Der anders, als du!Oft kann uns verwundenAls frevelnd und schlecht,Was leuchtend empfundenIn ahnenden StundenAls göttliches Recht –Träumten geheime ZukunftssaatenIn keinem der KeimeDie wir zertraten?
Bist du wohl im Kornfeld schon gegangen,wenn die vollen Ähren überhangen,durch die schmale Gasse dann inmittenschlanker Flüsterhalme hingeschritten?Zwang dich nicht das heimelige Rauschen,stehn zu bleiben und darein zu lauschen?Hörtest du nicht aus den Ähren allenwie aus weiten Fernen Stimmen hallen?Klang es drinnen nicht wie Sichelklang?Sang es drinnen nicht wie Schnittersang?Hörtest nicht den Wind du aus den Höhnlustig sausend da sie Flügel drehn?Hörtest nicht die Wasser aus den kühlenTälern singen du von Rädermühlen?Leis, ganz leis nur hallt das und verschwebt,wie im Korn sich Traum mit Traum verwebt,in ein Summen wie von Orgelklingen,drein ihr Danklied die Gemeinden singen.Rückt die Sonne dann der Erde zu,wird im Korne immer tiefre Ruh´,und der liebe Wind hat´s eingewiegt,wenn die Mondnacht schimmernd drüber liegt.Wie von warmem Brot ein lauer Duftzieht mit würz´gen Wellen durch die Luft.