Mein Herz ist von der LiebeZur Liebsten so erfüllt,Daß sie in tausend TropfenDarüber strömt und quillt.Und jeder dieser TropfenGlänzt wie ein Edelstein,Und all´ die tausend TropfenDie fange ich mir ein.Und füge sie zusammenZu einem dichten Kranz,Um meiner Liebsten StirneWind´ ich den lichten Glanz.Daß rings die Erde lachet,Wenn sie vorübergeht,Und alles steht und staunet;"Seht die Holdselige, seht!Das ist gewiß ´ne Fürstin,Von Ländern reich und hehr?"Nein, eines Dichters Liebste –Und das ist noch viel mehr!
Es geht der Mond zur Neige,Es bleicht sein milder Schein.Er winkt und flüstert leise:»Bald werd´ ich nicht mehr sein.Sieh mir darum ins AntlitzHeut noch recht inniglich,Ob wir uns wiedersehen,Das weißt nicht du noch ich.«Des Menschen Glück und FreudeGeht her, geht hin geschwind,Und was wir Menschen lieben,Verweht ein leichter Wind.Wenn Du vom Freunde scheidestSchau tief ihm ins Gesicht.»Ich seh´ ihn morgen wieder«,Ach denke, denk´ es nicht.Denn zwischen heut und morgenKommt noch die lange Nacht,Die aller deiner FreudeGar leicht ein Ende macht.Des Menschen Glück und LiebeGeht her, geht hin geschwind,Der Mensch ist wie die Blume,Und ihn verweht ein Wind.
Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,Daß die Liebe Menschen hingerafft,Sprach ich wohl, ein Märchen ist´s gewesen,Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.Anders, anders lehrte sie´s mich kennen;Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.Hör´ ich heut der Liebe Freuden nennen,Denk´ ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Wenn dieser Strauß, den ich gebunden,Sich schüchtern vor dein Auge wagt,Vielleicht daß er von einst´gen Stunden,Von seligen, dir Kunde sagt.Daß er von dem, der ferngegangen,Erinnerung dir wiedergibt,Der einst in deinem Bann gefangenAch viel geträumt und viel geliebt.Und durftest du es nicht erwidern,Das Flehen meiner tiefen Lust,Die Seele öffne meinen Liedern,So ruht mein Herz in deiner Brust.
Der Gründer, wißt Ihr, strotzt von Geld,Nun hört, ich thu Euch kund:Der größte Gründer von der WeltDas ist des Mädchens Mund.Des Mädchens Mund ist fein und klein; –Doch ob Ihr´s glauben wollt,Ein Wörtchen soll darinnen sein,Das wiegt ´nen Centner Gold.Ein wenig thut sich auf der Mund –Wupp ist das Wörtchen da,Und wer es fängt, der thut ´nen Fund,Das Wörtchen das heißt "ja".
Der Schweiz(Zum 1. August 1891)In dieser Zeit, da überall das WortSich schellenrasselnd drängt zum ersten Ort,Da man mit Reden wider Reden ficht,Aus Druckpapier sich Ruhmeskronen flicht –In dieser Zeit gedenk´ ich jenes TagsAls auf dem Rütli, eisenfesten Schlags,Drei Männer-Hände klammernd sich verschränkten,Drei Männer schweigend Aug´ in Auge senkten.Zu Thaten war – zu Reden keine Zeit;Man sprach ein Wort – das aber war ein Eid. –In dieser Zeit, da »Freiheit« rings erschalltUnd unverstanden durch die Seelen hallt,Ein jeder Freiheit meinend, die ihm paßt,Des andern Freiheit Ärger ihm und Last –In dieser Zeit sei jenes Volks gedacht,Das für die Freiheit Freistatt einst gemacht,In einer Welt der Herren und KnechteAufstehend Einer für des Andern Rechte. –Es sei gedacht, wie sechs Jahrhundert langDas Kleinod, das der Väter Faust errang,Unsträflich in der Hand der Söhne blieb,Keinem zuleide, keinem auch zulieb,Unbeugsam allem, was da droben steht,Um Gunst nicht buhlend, die von unten weht,Deß eingedenk, daß Freiheit Mannesthat,Nicht Spielzeug ist in müß´ger Knaben Rath.Dir selber Herr, dir selber unterthan,Du Volk der Männer, wandle deine Bahn. –
Keine Rose ohne Dorn,Keine Liebe ohne Zorn,Kein Begegnen ohne Scheiden,Keine Freude ohne Leiden –Aller Dinge tiefstes WesenMußt im Gegensatz du lesen.
Was soll ich andres sagen,Dir, mein geliebtes Kind,Als immer nur das eine:Ich bin dir treu gesinnt.Dein Name steht geschriebenMir tief ins tiefste Herz.Mit goldnen Flammenzügen,Die fester stehn als Erz.Wir wollen uns gehörenVon nun in Ewigkeit,Dich freue, was mich freuet,Dein Leiden sei mein Leid.Der Leib wird welken, sterben,Die Seele nicht verdorrt,Lieb´ ist der Seele BlumeUnd blüht im Himmel fort.
Menschenseele, Menschenliebe,Spielgenossen, selig Paar,werdet je des alten Spiels ihrmüde werden? Nimmerdar!Ob Jahrtausend nach Jahrtausenddurch die Welten wandeln mag,immer wo die Liebe aufsteht,ist der erste Schöpfungstag!