Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,Daß die Liebe Menschen hingerafft,Sprach ich wohl, ein Märchen ist´s gewesen,Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.Anders, anders lehrte sie´s mich kennen;Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.Hör´ ich heut der Liebe Freuden nennen,Denk´ ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Der Gründer, wißt Ihr, strotzt von Geld,Nun hört, ich thu Euch kund:Der größte Gründer von der WeltDas ist des Mädchens Mund.Des Mädchens Mund ist fein und klein; –Doch ob Ihr´s glauben wollt,Ein Wörtchen soll darinnen sein,Das wiegt ´nen Centner Gold.Ein wenig thut sich auf der Mund –Wupp ist das Wörtchen da,Und wer es fängt, der thut ´nen Fund,Das Wörtchen das heißt "ja".
Werthers Lotte(Im grauen Haar)Grau ist das Haar, verwelkt ist das Gesicht, An welchem Liebe sehnend einst gehangen.Doch zitternd wie ein süßes AbendlichtSpielt Lächeln um Augen, Mund und Wangen.Stört nicht dieses Lächeln – steht in Ehrfurcht – schweigt,Sie träumt von einer wunderbaren Stunde,Da sich ein Gott im Kuß zu ihr geneigtUnd sie unsterblich ward an seinem Munde.
Christkindlein trat zum Apfelbaum, Erweckt ihn aus dem Wintertraum –„Schenk Apfel süß, schenk Apfel zart, Schenk Äpfel mir von aller Art!“ Der Apfelbaum, er rüttelt sich, Der Apfelbaum, er schüttelt sich. Da regnet’s Äpfel rings umher; Christkindleins Taschen wurden schwer.
Wenn dieser Strauß, den ich gebunden,Sich schüchtern vor dein Auge wagt,Vielleicht daß er von einst´gen Stunden,Von seligen, dir Kunde sagt.Daß er von dem, der ferngegangen,Erinnerung dir wiedergibt,Der einst in deinem Bann gefangenAch viel geträumt und viel geliebt.Und durftest du es nicht erwidern,Das Flehen meiner tiefen Lust,Die Seele öffne meinen Liedern,So ruht mein Herz in deiner Brust.
Menschenseele, Menschenliebe,Spielgenossen, selig Paar,werdet je des alten Spiels ihrmüde werden? Nimmerdar!Ob Jahrtausend nach Jahrtausenddurch die Welten wandeln mag,immer wo die Liebe aufsteht,ist der erste Schöpfungstag!
Es geht der Mond zur Neige,Es bleicht sein milder Schein.Er winkt und flüstert leise:»Bald werd´ ich nicht mehr sein.Sieh mir darum ins AntlitzHeut noch recht inniglich,Ob wir uns wiedersehen,Das weißt nicht du noch ich.«Des Menschen Glück und FreudeGeht her, geht hin geschwind,Und was wir Menschen lieben,Verweht ein leichter Wind.Wenn Du vom Freunde scheidestSchau tief ihm ins Gesicht.»Ich seh´ ihn morgen wieder«,Ach denke, denk´ es nicht.Denn zwischen heut und morgenKommt noch die lange Nacht,Die aller deiner FreudeGar leicht ein Ende macht.Des Menschen Glück und LiebeGeht her, geht hin geschwind,Der Mensch ist wie die Blume,Und ihn verweht ein Wind.
Alt sein heißt ja nicht schwach sein;es heißt nur doppelt wach seinfür das, was wahr und echt.Du lebenslang ein Wächterdes Echten und sein Hegfer,just dir steht Altsein recht!