Und strahlend unter goldnem Baldachin
um starre Wipfel funkelnd hingebreitet
und Kronen tragend gehn wir hin,
und flüsternd gleitet
dein süßer Tritt gedämpft im bunten Laub.
Aus wilden schwankend lachenden Girlanden
rieselt´s wie goldner Staub
und webt sich fließend ein in den Gewanden
und heftet wie Juwelen schwer
sich dir ins Haar und jagt vom Licht gehetzt
in grellen Wirbeln vor uns her
und sinkt aufstiebend in das wirre Meer
kräuselnder Blätter, die vom Abendduft genetzt
wie goldgewirkte Teppiche sich spannen . . .

Nun lischt im fernsten Feld der letzte Laut.
Vom Feuer leis umglüht ragen die Tannen,
Ein feiner dünner Nebel staut
und schlingt sich bäumend um zermürbte Reiser,
und irgendwo zerfällt ein irres Rufen.

Und deiner Schleppe Goldsaum knistert leiser,
und atmend steigen wir auf steilen Stufen.
Weit wächst das Land, von Schatten feucht umballt.
Drohend aus Nebeln reckt sich Baum an Baum.
Und schwarz umfängt uns schon der große Wald.
Und dunkel trägt uns schon der große Traum.

Ernst Stadler

Mehr von

deutscher Schriftsteller und Wegbereiter expressionistischer Lyrik, Übersetzer u.a. französischer Literatur
* 11.8. 1883 - Colmar
30.10. 1914 - Zandvoorde , Belgien
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten