Geboren ward zu Bethlehemein Kindlein aus dem Stamme Sem.Und ist es auch schon lange her,seit´s in der Krippe lag,so freun sich doch die Menschen sehrbis auf den heutigen Tag.Minister und AgrarierBourgeois und Proletarier –es feiert jeder Arierzu gleicher Zeit und überalldie Christgeburt im Rindviehstall.(Das Volk allein, dem es geschah, das feiert lieber Chanukka.)
Geh nach Hause, armer Knabe,Leg dich nieder, weh verliebt.Träume von der Himmelsgabe,Die der Himmel dir nicht gibt.Träume von den blonden Flechten,Die du nur als Schnecken siehst.Hadre mit dem ungerechtenSchicksal, dem kein Glück entsprießt.Irgendwo ziehn weiche Glieder,Lippen, süß zum Kuß und rund,Irgendwen in Liebe nieder. –Träum den Leib und träum den Mund!Träumend darfst du dich vergeuden.Träum in üppiger PhantasieDeiner Liebe letzte Freuden. –Träume, Freund, enttäuschen nie.
In der trüben EinsamkeitSpäh ich nach der SpurJener kurzen, süßen Zeit,Da ich Glück erfuhr.Ja, die Wege weiß ich noch,Und die Spur ist nah.Aber Schnee liegt spannenhoch,Wo mein Glück geschah.Meine Tränen fallen drauf,Wärmen rings den Ort.Und der Schnee taut langsam auf,Und der Schnee schmilzt fort.
Du hast mich fortgeschickt, und ich geh heim. Die Gaslaternen blinzeln frech und schielen. Im Rinnstein drängt sich dicker Straßenschleim. Zufrieden tropfend gluckst es in den Sielen.In einem Seitenweg verhallt ein Schritt, leicht und beschwingt, als käm er vom Genießen. Studenten torkeln mir vorbei zu dritt, die Zeitungsblätter auf die Stöcke spießen.Ich tu mir leid. Mein Schmerz stimmt mich vergnügt, heißt mich auf alle Ärgernisse achten, ob gegen dich sich draus ein Vorwurf fügt und die, die im Kaffeehaus mit dir lachten.Wart! Morgen sprechen wir uns schon dafür. Mein Ingrimm wird sich zu entladen wissen. - Da bin ich - öffne zögernd deine Tür - und küsse weinend deine leeren Kissen.
Tore der Freiheit auf! – Feinde von gestern,nehmt unsre Hände hin, Brüder und Schwestern!Arbeiter, Bauersmann, Bürger, Soldat –eigenes Schicksal will eigenen Rat.Glückliche Ernte will zeitige Saat. Nieder die Grenzen, die uns geschieden!Völkerfreiheit wirke das Bandewiger Freundschaft von Land zu Land –wirke der Völker ewigen Frieden.
O Mitmensch, willst du sicher sein in deinem Treiben und Getue, so schau in Nachbars Kämmerlein, in Nachbars Bett, in Nachbars Truhe.Und wie er´s hält und wie er´s macht, richt deinen Wandel ein desgleichen, auf daß der Nachbar in der Nacht getrost darf in dein Zimmer schleichen.So wirst du in der Sympathie der Zeitgenossen wohl bestehen, und niemand braucht als Schweinevieh und Lumpen scheel dich anzusehen.Nur das Besondere mißfällt, das Eigne und Originale. Ein kluger Mitmensch aber hält sich allezeit an das Normale.
Der Tag, der keine Sonne sah, verbleicht;Der Weg versinkt in abendschwerem Regen.Der müde Fuß, den weicher Schlamm umschleicht,Steigt Schritt vor Schritt der Dunkelheit entgegen.Zu beiden Seiten kriechen niedre Hecken,Den Fuß belauernd, hin am Wegesrand.Gekappter Bäume kahle Äste reckenSich hoch wie Finger einer Totenhand. –Und schwärzer wird die Nacht – und endlos dehntDie Straße sich – und schmutziger Regen tropft. –Nie hat die Seele sich so heiß gesehnt; –Nie hat das Herz so lebenswild geklopft.
Nach all den Nächten, die voll Sternen hingen,nun diese dumpfe, trübe, nasse Nacht,als wär die Arbeit aller Zeit vollbrachtund niemals wieder Hoffnung auf Gelingen.Wohin die Schritte weisen, da das Zielertrank im nebeligen Grau der Wege?Ich such nur noch, wo ich mich niederlege,den stillen Platz. Verloren ist das Spiel.Ich höre vieler Menschen Schritte tasten –verirrte Menschen, einsam, müd und arm –und keiner weiß, wie wohl ihm wär und warm,wenn wir einander bei den Händen faßten.
Kriecht die Hoffnung aus dem Lochemeiner Glücksverlassenheit?Putzt sich eine Glanzepocheaus der Trübnis dieser Zeit?Irgendwo vernahm ich Lautewie von schüchternem Applaus,und ich sah ein Licht, das schautewie verlegene Liebe aus.Blitzt´ es nicht auch in der Fernewie von schimmerndem Metall? – Zweifellos: es drängen Sternedurchs Gewölk sich überall …Andrerseits ist zu erwägen:Hoffnung hat ein großes Maul,und des Dichters armem Brägendeucht ein Huf oft schon ein Gaul.