Wes Herze nie in Liebe glühte,Wes Auge nie im Zorn entbrannt,Dem ist gestorben im GemüteDas Gute, das von oben stammt.Der ist im tiefsten Herzensgrunde,Der ist in tiefster Seele schlecht,Der ist bis in die letzte Stunde,Bis in den Tod der Selbstsucht Knecht.
Was ist die Heimat? Ist´s die Scholle?Drauf deines Vaters Haus gebaut?Ist´s jener Ort, wo du die Sonne,Das Licht der Welt zuerst geschaut?O nein, o nein, das ist sie nimmer!Nicht ist´s die Heimat, heißgeliebt.Du wirst nur da die Heimat finden,Wo´s gleichgestimmte Herzen gibt!Die Heimat ist, wo man dich gerneErscheinen, ungern wandern sieht.Sie ist´s, ob auch in weiter FerneDie Mutter sang dein Wiegenlied.
Wenn Schlauheit sucht in SilbenspaltenDen Siegespreis des Wortgefechts,Sollst würdig du und heilig haltenDas hohe Priestertum des Rechts.Der Schwachheit Schutz, der Bosheit Bändiger,Feind allem, was der Trug ersann,Sei mehr du als ein Rechtsverständiger,Sei immerdar ein recher Mann.
Ich glaub´ daß Keime, Blumen, ÄhrenIm Sonnenlicht nur auferstehn,Daß Augen, die umflort von Zähren,Noch niemals klar die Welt gesehn,Daß keine Arbeit ganz gelungen,Die Herzensfreude nicht vollbracht,Daß Trost und Frieden sich errungenNoch keiner in des Trübsinns Nacht.
Ich sprach zur Sonne: "Sprich, was ist die Liebe?"Sie gab nicht Antwort, gab nur gold´nes Licht.Ich sprach zur Blume: "Sprich, was ist die Liebe?"Sie gab mir Düfte, doch die Antwort nicht.Ich sprach zum Ew´gen: "Sprich, was ist die Liebe?"Ist´s heil´ger Ernst, ist´s süße Tändelei?Da gab mir Gott ein Weib, ein treues, liebes,Und nimmer fragt´ ich, was die Liebe sei.
Die Welt ist eine große SeeleUnd jede Seele eine Welt;Das Auge ist der lichte Spiegel,Der beider Bild vereinigt hält.Und wie sich dir in jedem AugeDein eignes Bild entgegenstellt,So sieht auch jeder seine Seele,Sei eignes Ich nur in der Welt
Über dem Haupt dirSegeln die Wolken,Tragen den schnellenTötenden Blitz.Über dem Haupt dirStrahlen die Sterne,Winken dir trautIn trauriger Nacht.Nieder zu dir hinFahren die Blitze,Doch zu den SternenStreben mußt du!
Was mit Ehren krönt die Erde,Was mit Kränzen krönt die Welt,Ist nur eine Stundenblume,Die vor einem Hauch zerfällt;Doch die Pflicht, die treu erfüllte,Die die Menge immer preist,Steht an deinem SterbelagerEinst da als ein guter Geist.
Ein Jubellaut der Lerchenkehle,Ein Finkenruf vom kahlen BaumTrägt dir hinein schon in die SeeleDes ganzes Lenzes Wonnetraum.Halt nur nicht selbst im Wahn verriegeltDein Herz dem Glanze, der´s erhellt,Nur wie in deinem Blick sich spiegeltDie Welt, so ist für dich die Welt.