Wes Herze nie in Liebe glühte,Wes Auge nie im Zorn entbrannt,Dem ist gestorben im GemüteDas Gute, das von oben stammt.Der ist im tiefsten Herzensgrunde,Der ist in tiefster Seele schlecht,Der ist bis in die letzte Stunde,Bis in den Tod der Selbstsucht Knecht.
Was ist die Heimat? Ist´s die Scholle?Drauf deines Vaters Haus gebaut?Ist´s jener Ort, wo du die Sonne,Das Licht der Welt zuerst geschaut?O nein, o nein, das ist sie nimmer!Nicht ist´s die Heimat, heißgeliebt.Du wirst nur da die Heimat finden,Wo´s gleichgestimmte Herzen gibt!Die Heimat ist, wo man dich gerneErscheinen, ungern wandern sieht.Sie ist´s, ob auch in weiter FerneDie Mutter sang dein Wiegenlied.
Über dem Haupt dirSegeln die Wolken,Tragen den schnellenTötenden Blitz.Über dem Haupt dirStrahlen die Sterne,Winken dir trautIn trauriger Nacht.Nieder zu dir hinFahren die Blitze,Doch zu den SternenStreben mußt du!
Was mit Ehren krönt die Erde,Was mit Kränzen krönt die Welt,Ist nur eine Stundenblume,Die vor einem Hauch zerfällt;Doch die Pflicht, die treu erfüllte,Die die Menge immer preist,Steht an deinem SterbelagerEinst da als ein guter Geist.
Nur hie und da noch LampenscheinIn einem Schlafgemacht;Nur hier und da noch schleicht zum Frei´nEin Kätzlein über´s Dach.Im West statt rother AbendgluthErglänzt ein falber Strich;Die Nacht ist still und alles ruht.Warum nicht ich?Auch Dir, mein Lieb, auf´s AugenpaarDes Traumes Schleier sinkt,Auf Deines Fensters Scheiben klarDer Schein des Mondes blinkt.Der Mondschein und der SternenscheinUmgaukeln kosend Dich;Sie sind bei Dir im KämmerleinWarum nicht ich?Doch dürft´ ich schleichen, liebes Kind,Zu Dir nun ungesehn,Ich fürchte fast, es wär´ geschwindUm Deine Ruh´ gescheh´n!Und dennoch gern, ach, gar zu gernZu Dir ich heute schlich.Dich küßt der Mond. Dich küßt der Stern,Warum nicht ich?
Ich glaub´ daß Keime, Blumen, ÄhrenIm Sonnenlicht nur auferstehn,Daß Augen, die umflort von Zähren,Noch niemals klar die Welt gesehn,Daß keine Arbeit ganz gelungen,Die Herzensfreude nicht vollbracht,Daß Trost und Frieden sich errungenNoch keiner in des Trübsinns Nacht.
Die Welt ist eine große SeeleUnd jede Seele eine Welt;Das Auge ist der lichte Spiegel,Der beider Bild vereinigt hält.Und wie sich dir in jedem AugeDein eignes Bild entgegenstellt,So sieht auch jeder seine Seele,Sei eignes Ich nur in der Welt
Was der Verstand auch denkt und sinnt,Sein Licht ist kalter Schein!Es wohnt das Glück, das Himmelskind,Im Herzen nur allein.Die Zeit verlöscht des Geistes Licht,Verweht´s wie Staub und Rauch. –Des Herzens heil´ge Stimme sprichtNoch in dem letzten Hauch.O, wenn das arme Herz verwaist,Das ist der größte Schmerz! –Die Welt erobert sich der Geist,Den Himmel schenkt das Herz.