Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Was wir gestern kaum begonnen,Heute liegt es schon so weitGrau und nebelhaft zerronnen –Ach, so flüchtig ist die Zeit.Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Doch kein Schritt ging noch verloren,Denn ein Vater steht bereit,Wartend vor den ew´gen Toren –Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Welch Geheimnis ist ein Kind!Gott ist auch ein Kind gewesen.Weil wir Kinder Gottes sind,kam ein Kind, uns zu erlösen.Welch Geheimnis ist ein Kind!Wer dies einmal je empfunden,ist den Kindern überalldurch das Jesuskind verbunden.
Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die hohen PrachtgebäudeIn den breiten Straßen stehen,Aus den Fenstern reiche Leute,Schön geputze Frauen sehn,Dahin sehnt mein Herz sich nicht!Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die letzten Häuser stehen,Sich die Nachbarn freundlich grüßen,Mädchen aus dem Fenster sehn,Ihre Blumen zu begießen,Ach, da sehnt mein Herz sich hin!In Sevilla, in Sevilla,Weiß ich wohl ein reines Stübchen,Helle Küche, stille Kammer,In dem Hause wohnt mein Liebchen,Und am Pförtchen glänzt ein Hammer,Poch ich, macht die Jungfrau auf!Guten Abend, guten Abend -Lieber Vater, setzt euch nieder,Ei, wo seid ihr denn gewesen?Und dann singt sie schöne Lieder,Kann so hübsch in Büchern lesen,Ach! und ist mein einzig Kind.
Als Herr Künzel neulich bat,Schuldig ihm kein Blatt zu bleiben,O da fand ich freilich Rat,Braucht´ mir nicht die Stirn zu reiben:Für ein Blatt von FreiligrathKonnt´ ich ihm gleich sechse schreiben;Gern um einen Pfeil ich batNach so reiner Sonnenscheiben;Tanzt´ auch auf dem Seil ich grad,Wollt´ ich balancierend bleiben,Schrieb auch keine Zeil´ ich grad,Ließ doch meinen Kiel ich treiben,Kläng´ es auch langweilig fad,Wollt´ ich doch sechs Blätter schreiben,Für ein Blatt von Freiligrath.Aber dabei soll´s auch bleiben,Denn, weil ich zu eilig tat,Mich sechsfach einzuverleiben,Sah ich, daß Herr FreiligrathSein Gedrucktes ab kann schreiben;Ein gedrucktes Blatt ist seines,Dies von meinen Sechsen eines,Weiter kriegt Herr Künzel keines.
In dem Lichte wohnt das Heil,Doch der Pfad ist uns verlorenOder unerklimmbar steil.Wenn wir außer uns ihn steigenWerden wir am Abgrund schwindelnAber in uns selbst, da zeigenKlar und rein die Pfade sichGlauben, Hoffen, Lieben, Schweigen,Laß uns diese Pfade steigen,Daß wir nicht am Abgrund schwindeln.Wollte Gott herab sich neigenUnd uns seine Hände reichen,Sieh den Gottessohn in Windeln!
Ich eile hin, und ewig flieht dem BlickeDes Lebens Spiegel fort in wilder Flut,Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,Und weinend schaut Erinnerung zurückeDa blickt aus einer Blume neu Geschicke.Zwei blaue Kelche voll von LiebesglutErwecken in dem Flüchtling neuen Mut;Daß er das Leben wieder jung erblicke.Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,Die Fläche ruht und schwillt in tiefen Stunden,Wenn Leidenschaft die Trunkenheit entzügelt,Und Liebe sich dem Strome nackt enthüllt.
Frühling soll mit süßen Blickenmich entzückenund berücken,Sommer mich mit Frucht und Myrthenreich bewirten,froh umgürten.Herbst, du sollst mich Haushalt ehren,zu entbehren,zu begehren,und du Winter lehr mich sterben,mich verderben,Frühling erben.
Lieb und Leid im leichten LebenSich erheben, abwärts schweben,Alles will das Herz umfangen,Nur Verlangen, nie erlangen.In dem Spiegel all ihr BilderBlicket milder, blicket wilderJugend kann doch nichts versäumenFort zu träumen, fort zu schäumen.Frühling soll mit süßen BlickenSie entzücken und berücken,Sommer mich mit Frucht und Myrthen,Reich bewirten, froh umgürten.Herbst du sollst mich Haushalt lehren,Zu entbehren, zu begehren,Und du Winter lehr mich sterbenMich verderben, Frühling erben.Wasser fallen um zu springen, Um zu klingen, um zu singen,Schweig ich stille, wie und wo?Trüb und froh, nur so, so!
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret,Wie durch die Rosen es zum Monde zog;Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog,Hast du zur frommen Biene dir bekehret,Zur Rose ist mein Drang,Seit mir dein Lied erklang!Dein Lied erklang, die Nacht hat´s hingetragen,Ach, meiner Ruhe süßes Schwanenlied!Dem Mond, der lauschend von dem Himmel sieht,Den Sternen und Rosen muß ich´s klagen,Wohin sie sich nun schwang,Der dieses Lied erklang!Dein Lied erklang, es war kein Ton vergebens,Der ganze Frühling, der von Liebe haucht,hat, als du sangest, nieder sich getauchtIm sehnsuchtsvollen Strome meines Lebens,Im Sonnenuntergang,Als mir dein Lied erklang!
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.