Wie in Seide ein Königskindschläft die Erde in lauter Schnee,blauer Mondscheinzauber spinntschimmernd über der See.Aus den Wassern der Raureif steigt,Büsche und Bäume atmen kaum:durch die Nacht, die erschauernd schweigt,schreitet ein glitzernder Traum.
Geht ein sonnenloser Tagwiederum zur Neige,und der graue Nebel tropftdurch die kahlen Zweige.Leise atmend ruht die See,müde, traumumsponnen . . .eine Woge, schaumgekrönt,ist im Sand zerronnen.
Nicht, daß du ihm ein prächtig Denkmal baust,mit tausend Tränen seine Gruft betaust,und heimlich hoffst, daß euch der Tod vereint,nicht dadurch ehrst du den gestorbnen Freund.Wenn du das Werk, das ihm nicht mehr gelang,bis an sein Ende führst mit Treu und Dank,wenn deine Hand die Blütenkrone hegtdes Baumes, den er knospend einst gepflegt,wenn dem, was er geliebt, dein Herz erglüht,so daß in dir sein Wesen nochmals blüht,so daß du lebst und schaffst in seinem Geist:das ist´s, wodurch du ihn dem Tod entreißt.
Ist das ein Ostern! – Schnee und Eishielt noch die Erde fest umfangen;frostschauernd sind am Weidenreisdie Palmenkätzchen aufgegangen.Verstohlen durch den Wolkenflorblitzt hie und da ein Sonnenfunken –es war, als sei im Weihnachtstraumdie schlummermüde Welt versunken.Es war, als sollten nimmermehrins blaue Meer die Segel gehen, –im Park ertönen Finkenschlag,und Veilchenduft das Tal durchwehen. –Und dennoch, Seele, sei gewiß:Wie eng sich auch die Fesseln schlingen,es wird der Lenz, das Sonnenkind,dem Schoß der Erde sich entringen.Dann sinkt dahin wie Nebelflorauch all dein Weh und deine Sorgen,und veilchenäugig lacht dich anein goldner Auferstehungsmorgen! –
In den verdämmernden Herbsttag hineinzauberst du lachenden Sonnenschein,und aus der Blätter vergilbendem Florblühen dir duftige Veilchen empor,träumende Seele –Tönt denn der Glocken dumpfhallender Klangdir wie ein schmetternder Lerchengesang?Siehst du der Erde verweintes Gesicht,fühlst du die eisigen Nebel denn nicht,träumende Seele? –Träume nur, träume… der Frühling ist weit;Rosen hat´s nimmer im Winter geschneit –dumpf; nur und klagend, verweht vom Nordwest,läuten die Glocken zum Totenfest.Träume nur, Seele…
In des Kornfelds kahl Gebreite tiefe Furchen reißt der Pflug. Weißer Nebel hüllt die Weite, hüllt den Wald in Schleiertuch. Nur der Landmann noch beim Säen steht, vom letzten Licht umloht, – und ein schreiend Volk von Krähen hebt sich scheu ins Abendrot. Aus dem bunten Spiel der Zeiten wird uns letzte Weisheit kund, lehrt uns still die Hände breiten über mütterlichen Grund.
Meine Blütenjahre sindungenutzt dahingeflossen;denn das Glück hielt seine Pfortenneidisch vor mir zugeschlossen.Lachend schaut es durch den Spalt,nun des Sommers Rosen starben –und von seinem Erntefeldebeut es mir die reifen Garben.
Meine Seele spinnt dich ein;schimmernde Marienfädensollen ihre Häscher sein.Ihre Schlingen fühlst du kaum.Eine rote Märtyrkronebrech ich dir vom Eschenbaum.Deine Stirne küß ich bleich –und so führ ich dich gefangenmitten durch mein Schattenreich.Du wirst ganz mein eigen sein,wirst verbluten und verblühen –meine Seele spinnt dich ein.