In den jungen Tagen Hatt ich frischen Mut, In der Sonne Strahlen War ich stark und gut. Liebe, Lebenswogen, Sterne, Blumenlust! Wie so stark die Sehnen! Wie so voll die Brust! Und es ist zerronnen, Was ein Traum nur war; Winter ist gekommen, Bleichend mir das Haar. Bin so alt geworden, Alt und schwach und blind, Ach! verweht das Leben, Wie ein Nebelwind!
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,Ich möcht´ hinwiederum es gerne sehen,Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.Du Narr, du Narr! Wie es im großen BucheGeschrieben stehet, wird es doch geschehen;Die Welt wird ihren richt´gen Gang schon gehen,Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.Nur, hör´ ich sie, wie sie im ÜbermutEinander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Du Ring an meinem FingerMein goldnes Ringelein, Ich drück dich fromm an die Lippen, Dich fromm an das Herz mein. Ich hatt´ ihn ausgeträumet Der Kindheit friedlichen Traum ; Ich fand allein mich, verloren Im öden unendlichen Raum. Du Ring an meinem Finger, Da hast du mich erst belehrt, Hast meinen Blick erschlossen Des Lebens unendlichen Werth.Ich werd´ ihm dienen, ihm leben, Ihm angehören ganz, Hin selber mich geben und finden verklärt mich in seinem Glanz. Du Ring an meinem Finger, Mein goldnes Ringelein, Ich drück dich fromm an die Lippen, Dich fromm an das Herz mein.
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,In seiner Seele tief beweget der Wanderer;Er legt von sich den Stab und knieet nieder,Und feuchtet deinen Schoß mit stillen Tränen,O deutsche Heimat! – Woll´ ihm nicht versagenFür viele Liebe nur die eine Bitte:Wann müd´ am Abend seine Augen sinken,Auf deinem Grunde laß den Stein ihn finden,Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge.
Ich war auch jung und bin jetzt alt,Der Tag ist heiß, der Abend kalt,Geh du nur hin, geh du nur hin,Und schlag dir solches aus dem Sinn.Du steigst hinauf, ich steig hinab,Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?Sind dir die Blumen eben recht,Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,Der aber traf.Du schläfst, du harter, unbarmherz´ger Mann,Den Todesschlaf. Es blicket die Verlaßne vor sich hin,Die Welt ist leer.Geliebet hab´ ich und gelebt, ich binNicht lebend mehr.Ich zieh mich in mein Innres still zurück,Der Schleier fällt,Da hab´ ich dich und mein vergangnes Glück,Du meine Welt!
Hab´ oft im Kreise der LiebenIm duftigen Grase geruhtUnd mir ein Liedlein gesungen,Und alles war hübsch und gut.Hab´ einsam auch mich gehärmetIn bangem, düsteren Mut,Und habe wieder gesungen,Und alles war wieder gut.Und manches, was ich erfahren,Verkocht´ ich in stiller Wut,Und kam ich wieder zu singen,War alles auch wieder gut.Sollst nicht uns lange klagen,Was alles dir wehe thut,Nur frisch, nur frisch gesungen!Und alles wird wieder gut.
Sterne und Blumen,Blicke, Atem,Töne!Durch die Räume ziehen,ein Ton der Liebe.Sehnsucht!Mit verwandten Tönensich vermählen,glühen,nie verhallenund die Blumenund die Sterne lieben.Gegenliebe!Sehnsucht!
Ich habe, bevor der MorgenIm Osten noch gegraut,Am Fenster zitternd geharretUnd dort hinaus geschaut.Und in der Mittagsstunde,da hab´ ich bitter geweint,Und habe doch im Herzen:Er kommt wohl noch, gemeint.Die Nacht, die Nacht ist kommen,Vor der ich mich gescheut;Nun ist der Tag verloren,Auf den ich mich gefreut.