Niemand irrt für sich allein. Er verbreitet seinen Unsinn auch in seiner Umgebung.
Wer wenig denkt, der irrt viel.
Chi poco pensa molto erra.
Die Welt ist so groß, dass alle Irrtümer darin Platz haben.
Was einmal alle Welt tut, glaubt der einzelne ohne weiteres auch tun zu dürfen. Und da nun die Welt im ganzen in neuerer Zeit in ihrer Richtung auf Geld und Gut recht viele verkehrte Grundsätze und Gebräuche hervorgebracht hat, so verfallen sehr viele Christen, ohne besonderen bösen Willen, in sehr verkehrte Handlungsweisen. Das ist vielleicht mehr Irrtum als Unrecht.
Religion ist kein populärer Irrtum; sie ist eine große Wahrheit des Instinktes, von Menschen geahnt, von Menschen zum Ausdruck gebracht.
Jedermann weiß, wie das Wasser aus einer Wasseruhr rinnt. Auf die gleiche Weise verrint die Zeit des Menschen, nur dass seine Zeit nicht mit einer Wasseruhr, sondern an den ihm widerfahrenden Ereignissen gemessen werden kann. Das ist eine große, erhabene Wahrheit, die der Mensch erst in seinen alten Tagen einsieht, wenn seine Zeit in nichts zerfließt und er nichts mehr erlebt, selbst wenn er sich einbildet, viel zu erleben, um erst nachträglich einen Irrtum zu bemerken. Wenn ein Mensch viel erlebt und sein Herz sich wandelt und neu gestaltet, kann ihm ein einziger Tag länger erscheinen als ein oder zwei Jahre schlichten, arbeitsamen Lebens ohne persönliche Veränderung.
Was sind denn zuletzt die Wahrheiten des Menschen? - Es sind die unwiderlegbaren Irrtümer des Menschen.
Liegt der Irrtum nur erst wie ein Grundstein unten im Boden,immer baut man darauf, nimmermehr kommt er an Tag.
Man kann sich wohl in einer Idee irren, man kann sich aber nicht mit dem Herzen irren.
Dem Irrthum, Freund, entgehst du nicht; Doch läßt dich Irrthum Wahrheit ahnen.