Ruhe(übers. v. Richard Dehmel)Ein großer schwarzer Traumlegt sich auf mein Leben;alles wird zu Raum,alles will entschweben.Ich kann nichts mehr sehn,all das Gute, Schlimme;kann dich nicht verstehn,o du trübe Stimme.Eine dunkle Handschaukelt meinen Willen;glättet mein Gewand,still im Stillen.
Sonnenuntergang(übers. von Franz Evers)Ein Nebel verschleiertdie Felder und winkt,voll Wehmut feiertdie Sonne und sinkt.Voll Wehmut feiert mein Herz mit und klingtvergessenumschleiert,nun die Sonne sinkt. Von seltsamen Träumen,wie Sonnen glühnin den himmlischen Räumen,flammend und kühn,siehst du noch schäumendie Lüfte und sprühn,wie Sonnen verglühnin den himmlischen Räumen.
Vom Mondenschein istDer Wald so blass.Im ganzen Hain istEin Flüstern, dasVom Laubdach tönte:O Vielersehnte!Im tiefen TeicheBespiegeln lindSich schwarze Sträuche,Es weint der WindIn Weidenbäumen . . .Zeit ist zu träumen.Ein zartes SchweigenScheint sanft und reinHerabzusteigenVom DämmerscheinDer Sternenrunde . . .Das ist die Stunde.(Übersetzung Graf Wolf von Kalckreuth)
Du, Kind, glaubst an den Kaffeegrund, Aufs Lottospiel verläßt du dich: An deine Augen glaube ich.An Unglückstage, Märchen und An Träume glaubst du, die nicht trügen, Ich glaub allein an deine Lügen.An Gott glaubst du ganz wesenlos, Du weißt, daß man zu Heil´gen fleht, Für jeden Kummer ein Gebet.Ich glaube an die Stunden bloß, Die blau und rosig mir erblühen In unsrer blassen Nächte Glühen.Und alles dieses glaube ich So fest und unerschütterlich, Daß ich nur lebe noch für dich.
Hohler Ton,Violenton,Bang im Herbste,Stöhnt mit ein-Töniger PeinLang im Herzen.Ganz verstummt,Wenn Turm summt,Stunden schlagen,Bleich und wachWein ich nachFrüheren Tagen.Und ich gehIm Wehn und WehHingetrieben,Da, dort,Wie verdorrtBlätter stieben.
Ich fühle im Murmeln verborgenDie zarten, vergangenen Stimmen;Im Scheine der Klänge verschwimmenBlasse Liebe und künftiger Morgen.Und mein Herz, meine Seele erzitternwie im zweiten Gesichte zu leben,Und bang durch die Dämmerung schwebenDie erstorbenen Klänge der Zithern.O den einsamen Tod nun zu sehen –Wie schnell, bange Lieb´, sind entschwundenDieses Lebens schwankende Stunden!Ach! In dieser Schaukel vergehen!
Ich träume wieder von der Unbekannten,Die schon so oft im Traum vor mir gestanden.Wir lieben uns, sie streicht das wirre HaarMir aus der Stirn mit Händen wunderbar.Und sie versteht mein rätselhaftes WesenUnd kann in meinem dunklen Herzen lesen.Du fragst mich: Ist sie blond? Ich weiß es nicht.Doch wie ein Märchen ist ihr Angesicht.Und wie sie heißt? Ich weiß es nicht. Doch es klingtIhr Name süß, wie wenn die Ferne singt –Wie eines Name, den du Liebling heißt,Und den du ferne und verloren weißt.Und ihrer Stimme Ton ist dunkelfarbenWie Stimmen von Geliebten, die uns starben.
Ein Schlaf mit großem FalleFällt über mein Sein:Alle Hoffnung, schlummere ein,Schlummert ein, Wünsche alle!Nichts seh ich mehr rechtUnd kann nichts mehr gebenAuf Gut oder Schlecht ...O, das trübe Leben!Eine Wiege ist mein Wille,Den tief im hohlen GrabEine Hand schaukelt auf und ab:Stille, stille!
Am Kirchhof steht ein Baum alleine In seiner jungen Herrlichkeit. Ihn pflanzt kein hergebrachtes Leid, – Sanft neigt er sich dem schlichten Steine.Im Sommer wie im Winter singt Ein Vöglein auf dem Baum, wie klingt So zart der Schmerz der treuen Töne.Der Vogel und der Baum sind wir, Du das Gedenken, ich die Ferne. Der einst´gen Tage, mild wie Sterne – Ach lebt ich noch zu Füssen dir!Ach leben, leben! Meine Schöne, Das kalte Nichts besiegte mich, Doch leb ich dir im Herzen? Sprich!