Zu deinen Augen der Weg wie weit,Zu deinem Herzen der Pfad verschneit,Nur seltne Gedanken zu dir gehn,Ihre Spuren im stäubenden Schnee verwehn,Und die Glut ward kalt,Wie ein Hirtenfeuer im Wald,Die einst so hoch zu lodern sich erkühnt.Und wenn´s dem Schnee zu Füßen grünt,Wenn neuer Frühling mich umwittert,Ein weicher Tau an meiner Wimper zittert,Es grünt nicht dir, es taut nicht dir,Weit, weit entfremdet wardst du mir.Nur nächtens manch ein traurig MalLawinen sendest du zu TalUnd willst verheeren, was dir entrückt,Und willst zerstören, was mich beglückt.Ich aber geb´ in freudigem MutMeinen jungen Lenz in der Liebe Hut.
Ich glaube in alten Tagen,da liebt ich ein Mägdelein. Mein Herz ist krank und trübe, es mag wohl ein Märchen sein. Ich glaube in alten Tagen, da sonnte sich einer im Glück, war ich´s oder war es ein andrer, vergebens sinn ich zurück. Ich glaube in alten Tagen, da sang ich, ich weiß nicht was, hab´ ich denn alles vergessen, seitdem sie mich vergaß?
So herzlich küsse jeden Kuß,Als dächtest du, der letzte sei´s!O blicke jeden Blick so heiß,Wie man beim Scheiden blicken muß!Hängt Seel´ and Seele noch so bang´,Die Stunde kommt der letzten Not!Nahmst du nicht Abschied lebenslang,Wie überlebtest du den Tod?
Hab Erbarmen! hab Erbarmen,Um mich selbst bin ich gebracht,Wenn du winkest mit den ArmenDurch die Ferne, durch die Nacht.Lösch, o lösch die kleine Kerze,Die mir dieses Nackens PrachtNur enthüllt zu meinem SchmerzeDurch die Ferne, durch die Nacht!Deine Stimme laß ertönen,Denn sie dringt heran mit Macht,Als umarmte mich dein SehnenDurch die Ferne, durch die Nacht!
Viel hier lehren die Trümmer doch eins,was nirgends gelehrt wird,selten im Leben und nie spricht manin Schulen davon:Ganz sein. Wenn du es einmal warst,so mögen Barbarentrümmern und bröckeln an dir:deine Gestalt – sie besteht.
Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.Mit seelenlosen Augen sehn mich anDie liebsten Menschen. Jedes HeiligtumFind´ ich verschlossen, poch´ ich je daran.Gab deine Stimme doch die MelodieZu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;In dir genoß ich erst, was ich besaß.Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drücktDies Herz zusammen, das es sonst befreit.Des Lebens Krone fiel aus meinem Haar,Jedwede Herrschgewalt ist mir entrungen,Und selbst das Lied, das noch mein eigen war,Hat mir der Schmerz tyrannisch abgezwungen.
Stürme brausten über Nacht,und die kahlen Wipfel troffen.Frühe war mein Herz erwacht,schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.Horch, ein trautgeschwätz´ger Tondringt zu mir vom Wald hernieder.Nisten in den Zweigen schondie geliebten Amseln wieder? Dort am Weg der weiße Streif -Zweifelnd frag´ ich mein Gemüte:Ist´s ein später Winterreifoder erste Schlehenblüte?
Im Lenz, wenn die Veilchen blühn zu Hauf, Gib acht, da wachen die Tränen auf. Im Herbst, fiel alles Laub vom Baum. Ach Lieb´ und Glück vergangen wie im Traum! Gib acht, so ist der Dinge Lauf: Blumen und Wunden brechen im Frühling auf.
Ach, wer versteht sein eigen Herz!Ein Rätsel ist dir´s, in die Brust geschaffen;Heute schwer wie ein Berg von Erz,Will es dich in die Tiefe raffen;Morgen aller Schwere entbunden,Jauchzend lodert es wolkenwärts,Und dann in gleichgemessenen StundenGelassen trägt es Lust und Schmerz.Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!