Zwischen Nacht und frühem TagZu mir kamen die bösen Träume,Böse Träume, süße Träume,Da ich wach und wehrlos lag.Rissen der Liebe wild und zagAllen Schleiertrug herunter.Glut ging auf – ach, Ruh´ ging unterZwischen Nacht und frühem Tag!
Ich glaube in alten Tagen,da liebt ich ein Mägdelein. Mein Herz ist krank und trübe, es mag wohl ein Märchen sein. Ich glaube in alten Tagen, da sonnte sich einer im Glück, war ich´s oder war es ein andrer, vergebens sinn ich zurück. Ich glaube in alten Tagen, da sang ich, ich weiß nicht was, hab´ ich denn alles vergessen, seitdem sie mich vergaß?
So herzlich küsse jeden Kuß,Als dächtest du, der letzte sei´s!O blicke jeden Blick so heiß,Wie man beim Scheiden blicken muß!Hängt Seel´ and Seele noch so bang´,Die Stunde kommt der letzten Not!Nahmst du nicht Abschied lebenslang,Wie überlebtest du den Tod?
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfaltenSie ihre Knospen, harzig gebräunt.Den weißen Schneehut hat aufbehaltenDer Monte Baldo, mein alter Freund.Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.Auch im Kamin ist ein kleines FeuerNoch sehr willkommen der lieben Frau.Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,Süß wie der Atem der jungen Braut.Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,Des holde Nähe sich schon verriet.Ich fand heut früh an des Märzen IdenSchon Pfirsichblüten und dieses Lied.
Still und hell ist mein Gemüt, Wie im Herbst ein Sonnentag, Und doch fühl´ ich, daß im Innern Wie durch Lenzes Zauberschlag Eine junge Schöpfung blüht. Hast du noch nicht ausgeglüht, Meiner Jugend Sonnenschein, Und wenn jetzt der Winter käme, Würd´ er mir in Blüten schnein, Wie im ewigjungen Süd? Ach, und meiner Flügel Schwung War so traurig schon gelähmt! Denn ich habe sterben sehen; Und nun fühl´ ich fast beschämt Mir zum Leben Mut genung. Wäre nicht Erinnerung, Schiene Traum, was Leben war! Aber wen die Götter lieben,Stirbt er auch in grauem Haar, Dennoch stirbt er ewigjung.
Im Lenz, wenn die Veilchen blühn zu Hauf, Gib acht, da wachen die Tränen auf. Im Herbst, fiel alles Laub vom Baum. Ach Lieb´ und Glück vergangen wie im Traum! Gib acht, so ist der Dinge Lauf: Blumen und Wunden brechen im Frühling auf.
Goldner NebelsonnenduftÜberhaucht Gebirg und Flur.Droben steht ein Wölkchen nurIn der windstill reinen Luft.Auf dem See ein FischerkahnMit den Segeln gelb und blau,Drauf gemalt die Himmelsfrau,Zieht wie träumend seine Bahn.Rings kein Laut der wachen WeltUm des Monte Baldo Thron,Gleich als wüßten´s alle schon,Daß der Alte Siesta hält.Leis am Ufer gluckst die Flut;Auch der Kummer, der zur NachtMich um meinen Schlaf gebracht,Hält den Atem an und ruht.
Ach, wer versteht sein eigen Herz!Ein Rätsel ist dir´s, in die Brust geschaffen;Heute schwer wie ein Berg von Erz,Will es dich in die Tiefe raffen;Morgen aller Schwere entbunden,Jauchzend lodert es wolkenwärts,Und dann in gleichgemessenen StundenGelassen trägt es Lust und Schmerz.Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!
Die ihr über dem Haupt mir schwebt, Dunkle Mächte des Lebens, Holder Gaben die Fülle gebt, Ach, nur daß ihr den Schleier hebt, Der den sterblichen Blick umwebt, Hofft die Seele vergebens? Allmacht, ewige Meisterin, Ist denn Frevel die Frage, Ob ich einst das Woher? Wohin? Zu enträtseln berufen bin, Ob dem ahnungumwobnen Sinn Himmlische Klarheit tage? Oder ruf´ ich umsonst dich an? Mußt du herrschen und schweigen? Darfst du, wie dem gefangnen Mann, Was ich nimmer erreichen kann, Durch des ehernen Gitters Bann Nur von ferne mir zeigen?
Der Himmel hat keine Sterne so klar,Das Meer so keine Korallen,Wie mir ein MenschenaugenpaarUnd Menschenlippen gefallen.Er wandert unter den Sternen dahin,Er wandert über die Meere,Er geht mir immer durch den Sinn,Dem ich zu eigen gehöre.