Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Ein jeder Tag ist Keim und Blüth´,Im Schaffensdasein, im Gemüth.Versäumter Tag macht alt und schwer,Vergraut des Morgens Wiederkehr.Nur was dir rüstig am Tage gelangBringt dem Morgen festlichen Empfang.
Lehrgeld zahlen mußt´ ich oft,Ach, für mancherlei Erfahrung!Und umsonst hab ich gehofftAuf Gewitztheit und Ersparung.Zu vermeiden lernt´ ich zwarManchen Schritt mit schwerer Buße,Doch vermeidend fühlt´ ich garMich auf neuer Lehrzeit Fuße.Arbeit vollauf! Und somit,Denn was hülf´ es mir zu prahlen,Werd´ ich wohl beim letzten SchrittErst das letzte Lehrgeld zahlen.
Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
Wie so eng sind wir gebunden, Wenn der Geist in´s Freie strebt, Und im Bann besorgter Stunden Nebel unsern Blick umwebt! Und wie frei, wenn überwunden Was uns bannte, neu belebt Wir das kleinste Glück gefunden, Das unendlich uns erhebt!
Du zürnst dem Wort, das, kühl betont,Wie Undank dich getroffen,Und fühlst mit Bitterkeit belohntDein Geben und dein Hoffen.Befrag´ dich selbst, und halt´ in RuhDes Vorwurfs Pfeil im Köcher,Ob bittre Tropfen nicht auch duGemischt in fremden Becher!
Neuer Frühling ist gekommen, Neues Laub und Sonnenschein, Jedes Ohr hat ihn vernommen, Jedes Auge saugt ihn ein. Und das ist ein Blühn und Sprießen, Waldesduften, Quellenfließen, Und die Brust wird wieder weit, Frühling, Frühling, goldne Zeit! Von dem Felsen in die Weite Fliege hin, mein Frühlingssang, Ueber Ströme und Gebreite, Durch Gebirg und Blüthenhang! Darf nicht wandern, muß ja bleiben Ob´s mich ziehn auch will und treiben, Doch so weit mein Himmel blau´t Singen, singen will ich laut! Wie die Welt auch wechselnd gehe, Wie das Schicksal auch mich treibt, Komme Glück und komme Wehe, Wenn nur Eines mir verbleibt: Fester Muth der freien Seele Und die freud´ge Liederkehle,Lebenslust und Lebensdrang, Goldnes Leben im Gesang!
Sei einsam, treibt dich dein GemüthDich selber zu bezwingen!Sei einsam, wenn dein Herz erglühtEin Höchstes zu vollbringen!Doch einsam fliehn aus der argen WeltWeil du dich dünkst gerechter,Nur deinem lieben Selbst gesellt,Das macht dich alle Tage schlechter.
Bist du schön? Ich kann´s nicht sagen,Doch der reinsten Schönheit LichtWill so leuchtend mir nicht tagen,Als dein liebes Angesicht.Mit der Anmuth HuldgeschenkenHebst in unbekannter MachtDu zur Schönheit all mein Denken,Hab´ ich auch nur dich gedacht.
O Schlaf! warum mit vollen HändenNahst du dich holder Jugend nur?Du folgst mit goldenem VerschwendenDes eigenwill´gen Glückes Spur.Wem du geneigt, verkennt den Segen,Wer dich ersehnt, gewinnt dich nicht,Nur der Verlust ist das Gewicht,Des Lebens Schätze recht zu wägen.