Im Frühling, wenn sich Baum und StrauchHat bräutlich angezogen,Da kommen mir die Wünsche auchGleich Lerchen angeflogen.Ich möchte sein ein stolzer Baum,Hoch in den Himmel ragen,Ich möcht´ des Waldes grünen RaumAls flinkes Reh durchjagen.Ein starker Adler möcht´ ich sein,Aufwärts zur Sonne streben, Ich möcht´ der Blumen bunte Reih´nAls Schmetterling durchschweben.Ich möcht´ als Sturm durch Meere hinWild tanzen meinen Reigen –Doch – nein – ich bliebe, wer ich bin,Wenn du nur wärst mein eigen.
Der Gärtner an den Gartenim Winter, eine IdylleIn Silberhüllen eingeschleyertSteht jetzt der Baum,Und strecket seine nackten AesteDem Himmel zu.Wo jüngst das reife Gold des FruchtbaumsGeblinket, hängtJetzt Eiß herab, das keine SonneZerschmelzen kann.Entblättert steht die Rebenlaube,Die mich in Nacht Verschloß,wenn Phoebus flammenathmendHerniedersah.Das Blumenbeet, wo Florens TöchterIn MorgenrothGekleidet, Wohlgeruch verhauchten,Versinkt in Schnee.Nur du, mein kleiner Buchsbaum, pflanzestDein grünes HauptDem Frost entgegen, und verhöhnestDes Winters Macht.Mit Goldschaum überzogen, funkelstDu an der BrustDes Mädchens, das die DorfschalmeyeZum Tanze ruft.Ruh sanft mein Garten, bis der FrühlingZur Erde sinkt,Und Silberkränze auf die WipfelDer Bäume streut.Dann gaukelt Zephyr in den Blüthen,Und küßet sie,Und weht mir mit den Düften FreudeIn meine Brust.
Rosen auf den Weg gestreutund des Harms vergessen!Eine kleine Spanne Zeit ward uns zugemessen.Heute hüpft im Frühlingstanznoch froh der Knabe;morgen weht der Totenkranzschon auf seinem Grabe.Wonne führt die junge Brautheute zum Altare;eh die Abendwolke tautruht sie auf der Bahre.Ungewisser, kurzer Daurist dies Erdenleben;und zur Freude, nicht zur Trauruns von Gott gegeben.Gebet Harm und Grillenfang,gebet ihn den Winden;ruht bei frohem Becherklang,unter grünen Linden.Lasset keine Nachtigallunbehorcht verstummen,keine Bien´ im Frühlingstalunbelauscht summen.Pflückt, solang es Gott erlaubt,Kuß und süße Trauben,bis der Tod, der alles raubt,kommt, sie euch zu rauben.Unser schlummerndes Gebein,in die Gruft gesäet,fühlet nicht den Rosenhain,der das Grab umwehet;fühlet nicht den Wonnenklangangestoßner Becher,nicht den frohen Rundgesangweingelehrter Zecher.
Schon im bunten KnabenkleidePflegten hübsche MägdeleinMeine liebste Augenweide,Mehr als Pupp´ und Ball zu sein.Ich vergaß der Vogelnester,Warf mein Steckenpferd ins Gras,Wenn am Baum bei meiner SchwesterEine schöne Dirne saß.Freute mich der muntern Dirne,Ihres roten Wangenpaars,Ihres Mundes, ihrer Stirne,Ihres blonden Lockenhaars.Blickt auf Busentuch und Mieder,Hinterwärts gelehnt am Baum;Streckte dann ins Gras mich nieder,Dicht an ihres Kleides Saum.Was ich weiland tat als Knabe,Werd´ ich wahrlich immer tun,Bis ich werd´ im kühlen GrabeNeben meinen Vätern ruhn.
Der Schnee zerrinnt,Der May beginnt,Die Blüthen keimenDen Gartenbäumen,Und VogelschallTönt überall.Pflückt einen Kranz,Und haltet TanzAuf grünen Auen,Ihr schönen Frauen,Pflückt einen Kranz,Und haltet Tanz.Wer weiß, wie baldDie Glocke schallt,Da wir des MayenUns nicht mehr freuen,Wer weiß, wie baldSie, leider, schallt.Drum werdet froh,Gott will es so,Der uns das LebenZur Lust gegeben,Genießt der Zeit,Die Gott verleyht.
Wer weiß, wie baldDie Glocke schallt,Da wir des MaienUns nicht mehr freuen.Drum werdet froh,Gott will es so,Der uns dies LebenZur Lust gegeben.Genieß die Zeit,Die Gott verleiht.
Eine Schale des Harms, eine der Freuden wogGott dem Menschengeschlecht; aber der lastendeKummer senket die Schale,Immer hebet die andre sich.Irren, traurigen Tritts wanken wir unsern WegDurch das Leben hinab, bis sich die Liebe naht,Eine Fülle der FreudenIn die steigende Schale geußt.Wie dem Pilger der Quell silbern entgegenrinnt,Wie der Regen des Mais über die Blumen träuft,Naht die Liebe; des JünglingsSeele zittert und huldigt ihr!Näm´ er Kronen und Gold, mißte der Liebe? GoldIst ihm fliegende Spreu, Kronen ein Flittertand,Alle Hoheit der ErdeFlügelt Stunden an Stunden fort.Herrscher neideten ihn, kosteten sie des Glücks,Das dem Liebenden ward, würfen den KönigsstabAus den Händen und suchtenSich ein friedliches Hüttendach.Unter Rosengesträuch spielet ein Quell und mischtZum begegnenden Bach Silber; so strömen flugsSeel´ und Seele zusammen,Wann allmächtige Liebe naht.