Zählt man die Zeit im Jahr,D´rin freudvoll war dein Herz,Sind´s wen´ge Stunden nur,Die andern waren Schmerz!Zählt man die Zeit im Jahr,D´rin blau der Himmel blieb,Sind´s wen´ge Tage nur,Die andern waren trüb.Drum, da der Himmel selbstSo oft in Tränen steht,Klag´ nimmer, Menschenherz,Daß dir´s nicht besser geht.
Es kann ein Aug´ entbehrenDer Mensch, und wenn er muß,Mit einem Ohre hören,Bestehn mit einem Fuß.Doch reißt von seinem HerzenSich ab der halbe Teil,Das kann er nicht verschmerzen,Da wird er nimmer heil.
Poesie ist tiefes Schmerzen,Und es kommt das echte LiedEinzig aus dem Menschenherzen,Das ein tiefes Leid durchglüht.Doch die höchsten PoesieenSchweigen wie der höchste Schmerz;Nur wie Geisterschatten ziehenStumm sie durchs gebrochne Herz.
Du bist vom Schlaf erstandenUnd wandelst durch die Au,Da liegt ob allen LandenDer Himmel wunderblau.Als du noch ohne SorgenGeschlummert schmerzenlos,Der Himmel bis zum MorgenViel Tränen niedergoß.In stillen Nächten weinetOft Mancher aus den Schmerz,Und Morgens dann ihr meinet,Stets fröhlich sei dein Herz.
O laß es gern geschehen,Daß dir dein Auge blind!Was willst du denn noch sehen,Altes, betrognes Kind?Willst du den Lenz erzwingenDurch buntgefärbtes Glas?Soll dir noch Blumen bringenDas längst verwelkte Gras?Die lichten Regenbogen,Die Schlösser in der Luft,Alter! sind fortgezogen,Du siehst nur eis´gen Duft.Lenz, Sommer sind geschieden,Nur Winter siehest du.Alter! o schließ in FriedenDie müden Augen zu.
Dort unten in der Mühle Saß ich in süßer Ruh´ Und sah dem Räderspiele Und sah den Wassern zu.Sah zu der blanken Säge, Es war mir wie ein Traum, Die bahnte lange Wege In einen Tannenbaum.Die Tanne war wie lebend, In Trauermelodie Durch alle Fasern bebend Sang diese Worte sie:Du kehrst zur rechten Stunde, O Wanderer, hier ein, Du bist´s, für den die Wunde Mir dringt ins Herz hinein!Du bist´s, für den wird werden, Wenn kurz gewandert du, Dies Holz im Schoß der Erden Ein Schrein zur langen Ruh´.Vier Bretter sah ich fallen, Mir ward´s ums Herze schwer, Ein Wörtlein wollt´ ich lallen, Da ging das Rad nicht mehr.
Ein Saumtier träget stillUnd sanft die Zentnerlast,Wohin der Treiber will,Begehrend keine Rast.Ein Wagen rollt daher,Die Schildkröt ihm nicht weicht;Und wär er noch so schwer,Trägt seine Last sie leicht.Doch all die Last ist Scherz,Bedenkst du das Gewicht,Das oft ein MenschenherzStill träget und nicht bricht.
Aus den Schmerzen quellen Freuden,aus der Freude quillt der Schmerz.Wär´ kein Wechsel von den beiden,folgten nicht auf Freuden Leiden,würd´ nicht warm ein Menschenherz.Nach den Tränen stellt im Lebensich auch oft das Lachen ein;Tränen haben auch die Reben,aber trotz der Tränen gebensie den lust´gen, goldnen Wein.
Einst hat man das Haar frisiert,Hat´s gepudert und geschmiert,Daß es stattlich glänze,Steif die Stirn begrenze.Nun läßt schlicht man wohl das Haar,doch dafür wird wunderbarDas Gehirn frisieret,Meisterlich dressieret.Auf dem Kopfe die Frisur,Ist sie wohl ganz Unnatur,Scheint mir doch passabel,Nicht so miserabelAls jetzt im Gehirn der Zopf,Als jetzt die Frisur im Kopf,Puder und PomadeIm Gehirn! – Gott Gnade!
Wenn plötzlich in dein Lebenslichtdie finsterste der Nächte bricht,du nicht begreifst, woher sie kommt,du nicht begreifst, zu was sie frommt,dich tiefer Gram macht sprachlos stumm,tröst’ dich der Spruch: Gott weiß warum.