Wenn der Wald im Winde rauscht,Blatt mit Blatt die Rede tauscht,möcht ich gern die Blätter fragen:Tönt ihr Wonnen? Tönt ihr Klagen?Springt der Waldbach talentlang,mit melodischem Gesang,frag ich still in meinem Herzen:Singt er Wonne? Singt er Schmerzen?
Zählt man die Zeit im Jahr,D´rin freudvoll war dein Herz,Sind´s wen´ge Stunden nur,Die andern waren Schmerz!Zählt man die Zeit im Jahr,D´rin blau der Himmel blieb,Sind´s wen´ge Tage nur,Die andern waren trüb.Drum, da der Himmel selbstSo oft in Tränen steht,Klag´ nimmer, Menschenherz,Daß dir´s nicht besser geht.
Du bist vom Schlaf erstandenUnd wandelst durch die Au,Da liegt ob allen LandenDer Himmel wunderblau.Als du noch ohne SorgenGeschlummert schmerzenlos,Der Himmel bis zum MorgenViel Tränen niedergoß.In stillen Nächten weinetOft Mancher aus den Schmerz,Und Morgens dann ihr meinet,Stets fröhlich sei dein Herz.
Ein Saumtier träget stillUnd sanft die Zentnerlast,Wohin der Treiber will,Begehrend keine Rast.Ein Wagen rollt daher,Die Schildkröt ihm nicht weicht;Und wär er noch so schwer,Trägt seine Last sie leicht.Doch all die Last ist Scherz,Bedenkst du das Gewicht,Das oft ein MenschenherzStill träget und nicht bricht.
Wohlauf und froh gewandertIns unbekannte Land!Zerrissen, ach! zerrissenIst maches teure Band.Ihr heimatlichen Kreuze,Wo ich oft betend lag,Ihr Bäume, ach! ihr Hügel,O blickt mir segnend nach!Noch schläft die weite Erde,Kein Vogel weckt den Hain,Doch bin ich nicht verlassen,Doch bin ich nicht allein:Denn, ach! auf meinem HerzenTrag ich ihr teures Pfand,Ich fühl´s, und Erd´ und HimmelSind innig mir verwandt.
Liegt dein Herz gedrückt an meines,Kann ich wahrlich niemals sagen:Sind´s die Wellen meines, deines,Die in solcher Liebe schlagen?Wollte nur, ich könnte legenIn dein Herz mein Herz, zu fühlenSchmerz und Lust in gleichen Schlägen,Gleiches Lieben, gleiches Zielen.Daß, wenn Frieden meines fände,Frieden dann auch fände deines,Daß, wenn deins im Tode stände,Dann auch ständ´ im Tode meines.
Könnt´ ich einmal wieder singen,Wär´ ich wiederum gesund,Aber noch will´s Herz zerspringen,Und im Trauern schweigt der Mund.Kaum, daß die so leise KlageAus dem vollen Busen drang,Wie an einem WintertageOft schon halb ein Vogel sang.Wie aus Wolken eng verschlossenHalb oft dringt ein Sonnenblick,Bald von Regen übergossen,Wiederkehrt in sich zurück,Also hellte mein GemüteAch nur kurz ein lichter Traum,Und vom aufgeweckten LiedeHallten diese Töne kaum.
Wenn ein Liebes dir der Tod aus den Augen fortgerückt, such es nicht im Morgenrot, nicht im Stern, der abends blickt. Such es nirgends früh und spät, als im Herzen immerfort, was man so geliebet, geht nimmermehr aus diesem Ort.
Geh´ ich einsam durch die schwarzen Gassen,Schweigt die Stadt, als wär sie unbewohnt,Aus der Ferne rauschen nur die Wasser,Und am Himmel zieht der bleiche Mond.Bleib ich lang vor jenem Hause stehen,Drin das liebe, liebe Liebchen wohnt,Weiß nicht, daß sein Treuer ferne ziehet,Stumm und harmvoll, wie der bleiche Mond.Breit ich lange sehnend meine ArmeNach dem lieben, lieben Liebchen aus,Und nun sprech ich: Lebet wohl, ihr Gassen!Lebe wohl, du stilles, stilles Haus!Und du Kämmerlein im Haus dort oben,Nach dem oft das warme Herze schwoll,Und du Fensterlein, draus Liebchen schaute,Und du Türe, draus sie ging, leb wohl!Geh ich bang nun nach den alten Mauern,Schauend rückwärts oft mit nassem Blick,Schließt der Wächter hinter mir die Tore,Weiß nicht, daß mein Herze noch zurück.
Du junges Grün, du frisches Gras!Wie manches Herz durch dich genas,Das von des Winters Schnee erkrankt, –O wie mein Herz nach dir verlangt!Schon brichst du aus der Erde Nacht,Wie dir mein Aug´ entgegenlacht!Hier in des Waldes stillem GrundDrück´ ich dich, Grün, an Herz und Mund.Wie treibt´s mich von den Menschen fort!Mein Leid das hebt kein Menschenwort;Nur junges Grün, ans Herz gelegt,Macht, daß mein Herze stiller schlägt.