Das Leben ist ein Traum!Wir schlüpfen in die Welt und schwebenMit jungem ZehnUnd frischem GaumAuf ihrem WehnUnd ihrem Schaum,Bis wir nicht mehr an Erde kleben:Und dann, was ist´s, was ist das Leben?Das Leben ist ein Traum!Das Leben ist ein Traum!Wir lieben, uns´re Herzen schlagen,Und Herz an HerzGeschmolzen kaum,Ist Lieb´ und ScherzEin lichter Schaum,Ist hingeschwunden, weggetragen!Was ist das Leben? hör´ ich fragen:Das Leben ist ein Traum!Das Leben ist ein Traum!Wir denken, zweifeln, werden Weise;Wir theilen einIn Art und Raum,In Licht und Schein,In Kraut und Baum,Studiren und gewinnen Preise;Dann, nah´ am Grabe, sagen Greise:Das Leben ist ein Traum!
Den flüchtigen TagenWehrt keine Gewalt;Die Räder am WagenEntfliehn nicht so bald.Wie Blitze verfliegen,So sind sie dahin,Ich will mich vergnügen,Solang ich noch bin!
Berechne jeden Tag, wie viel der Stunden duVerwendet hast auf Mittagsruh,Wie viel auf Schmauserei, wie vielAuf Tanz und SpielUnd auf Geschwätz, das nicht Gespräch gewesen ist,Und dann, o Mensch, zieh ab und sieh, wie alt du bist.
Als blöde Nymphen einst Cytherens SohnAus Furcht vor seinen Waffen flohn,Da warf der kleine Gott in Eil Den Bogen weg, lief ohne PfeilUnd ohne Kleid, in nackender Gestalt,Den blöden Nymphen nach in einen Myrthenwald!Und als die Nymphen da den Knaben ohne WaffenUnd nackend sitzen sahn,Nicht fürchteten, ihn anzugaffen,Nicht scheuten, ihm zu nahn,Da rief aus einem Busch Diana: "Nymphen, wißt:Er ist gefährlicher, je nackender er ist!"
Rosen pflücke, Rosen blühn,morgen ist nicht heut!Keine Stunde laß entfliehn –flüchtig ist die Zeit!Trink und küsse! Sieh, es istheut Gelegenheit!Weißt du, wo du morgen bist?flüchtig ist die Zeit!Aufschub einer guten Tathat schon oft gereut!Hurtig leben ist mein Rat –flüchtig ist die Zeit!
Seht den jungen Bacchus an!Seht doch, wie er trinken kann!Seht, die Augen, die GebärdenSollen unsre Muster werden,Wenn die Gläser voll von WeinAug und Herz und Geist erfreun.Treue Brüder, laßt euch raten!Tut doch, was die Alten taten,Gebt Verdiensten ihren Lohn,Krönet diesen Bacchussohn,Daß die Tugend auf der ErdeLieblicher erkennet werde!Der noch keinen Trunk vermieden,Der sich selbst dazu beschieden,Den kein voller Römer schreckt,Dem der Wein am besten schmeckt,Brüder, der verdient zum LohneSeiner Tugend eine Krone!Brüder, seht den Bruder an,Wie der Bruder trinken kann!Ihn von allen BacchussöhnenMüssen wir zum König krönen!Brüder, König muß er sein,Seht, er schenkt schon wieder ein!
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?Seht, hier lieg ich in dem Schatten!Seht mich nur, ihr müßt mich lieben!Rosen blühen auf den Wangen,In den Adern glühet Feuer,In den Minen lacht Vergnügen,In den Augen locket Liebe,Und bewegen sich die Lippen,So bewegt sie Scherz und Freude.Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?Seht, hier lieg´ ich in dem Schatten!Mädchen, seht, wie schön ich liebe!
Macht meinen Sarg von Tannenbrettern,Von euren dünnsten, Meister Dill,Weil ich in Marmor nicht, gleich unsern Erdengöttern,Zur Erde wieder werden will!Man liegt in ihm zu lange still,Ist guter Samen nicht, in ErdenDes guten Säemanns, ists in unfruchtbarem Stein:Ich will, sobald ich kann, zur Erde wieder werden,Um nützlich wieder bald zu sein!
Seele, du bist nicht der Leib,Und du Leib bist nicht die Seele!Das empfand ich, und die FurchtVor der nahen GrabeshöhleWar verschwunden! – Kommt sie wieder,Dann schlag ich die Augen nieder,Und am Ende meiner ZeitSchäm ich mich der Sterblichkeit!