Petron sah jüngst voll Lüsternheit
gewandlos Sylvien im Bade;
was sich ein Mädchen sonst zu zeigen scheut,
lag da vor ihm wollüstig en parade,
Hals, Schultern, Busen, Wade
sah er, und wer das sieht, bekommt auch mehr zu sehn.

Und was er sah, war schön, zum Küssen schön.
Nur aus Petrons vertieften Blicken
sprach Kummer und Verlegenheit,
er sah mit unentschloss´nen Blicken,
selbst bei dem sanfsten Händedrücken,
bald rechts aufs Bein wie Schnee, bald links aufs schöne Knie.

Für jedes fühlt er Sympathie
und doch nicht Kraft zur Wahl – mit heimlichem Entzücken
sah Sylvia Petronens innern Streit :
– Was fehlt dir, Kind? Wozu denn die Verlegenheit?
Willst du –, sprach sie, – daß ich entscheide?
So tu das Sicherste, damit keins Unrecht leide,
und leg dich hurtig zwischen beide.

Johann Georg Scheffner
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