Es liegen die Veilchen dunkelblau
auf einem Grab im Abendtau,
ein kleines Mädchen kniet davor
und hebt die Hände fromm empor:
"O sagt, ihr Veilchen, in der Nacht
der Mutter, was der Vater macht,
daß ich schon stricken kann, und daß
ich tausendmal sie grüßen laß."
Himmel oder Frühling?
Habt ihr mich hinausgetragen,
in den Wald, den morgenfrischen,
wo die Nachtigallen schlagen
in den jungen Rosenbüschen?
Mutter, hilf mir aus dem Bette!
Auf den Rasen möcht ich springen
wie das Reh, und um die Wette
möcht ich mit der Lerche singen.
Und von Blumen welch Gewimmel!
Ach, so schön war´s nie auf Erden!
Mutter, sag, ist das der Himmel,
oder will es Frühling werden?

Hermann von Gilm, Ritter zu Rosenegg
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