Sein Freund, der Türmer, war noch wach,Wie Silber gleißte das Rathausdach,Und drüber stand der Mond.Er wußte kaum, wie schwer er litt,Doch schlug ihm das Herz bei jedem Schritt.Und das Ränzel drückte ihn.Die Gasse war so lang, so lang,Und dazu noch die Stimme,die über ihm sang:Wanns Mailüfterl weht!Jetzt bog sich ein Fliederstrauchüber den Zaun,Und die Mutter Gottes, aus Stein gehaun,Stand weiß vor dem Domportal.Hier stand er eine Weile stillUnd hörte, wie eine Dohle schrillHochoben ums Turmkreuz pfiff.Dann löschte links in dem kleinen HausDer Löwenwirt seine Lichter aus,Und die Domuhr schlug langsam zehn.Die Brunnen rauschten wie im Traum,Die Nachtigall schlug im Lindenbaum,Und alles war wie sonst.Da riß er die Rose sich aus dem RockUnd stieß sie ins Pflaster mit seinem Stock,Daß die Funken stoben, und ging.Erst droben auf dem HeiligensteinFiel ihm noch einmal alles ein,Als der Weg um die Buche bog.Die Blätter rauschten und er stand und stand,Und sah hinunter unverwandt,Wo die Dächer funkelten.Dort stand der Garten und dort das Haus,und jetzt war das aus und jetzt war das aus,Und - die Dächer funkelten!Sein Herz schlug wild,Sein Herz schlug nicht fromm:Wann i komm, wann i komm,wann i wiederkomm!Doch er kam nie wieder.
Hinter blühenden Apfelbaumzweigensteigt der Mond auf.Zarte Ranken,blasse Schattenzackt sein Schimmer in den Kies.Lautlos fliegt ein Falter.Ich wandle wie trunken durch sanftes Licht,die Fernen flimmern.Selig silbern blitzt Busch und Gras.Das Tal verblinkt,aus weichstem Dunkel,traumsüß flötend, schluchzend jubelnd,mein Herz schwillt über,die Nachtigall!
Über die Welt hin ziehn die Wolken,Grün durch die WälderFließt ihr Licht.Herz vergiß!In stiller SonneLebt lindester Zauber,Unter wehenden Blumen blüht tausend Trost.Vergiß! Vergiß!Aus fernem Grund pfeift, horch, ein Vogel ...Er singt ein Lied.Das Lied vom Glück!Vom Glück.
Die Nacht liegt in den letzten Zügen,der Regen tropft, der Nebel spinnt . . .Oh, daß die Märchen immer lügen,die Märchen, die die Jugend sinnt!Wie lieblich hat sich einst getrunkender Hoffnung goldner Feuerwein!Und jetzt? Erbarmungslos versunkenin dieses Elend der Spelunken –O Sonnenschein, o Sonnenschein!Nur einmal, einmal noch im Traumelaß mich hinaus, o Gott, hinaus!Denn süß rauscht´s nachts im Lindenbaumevor meines Vaters Försterhaus.Der Mond lugt golden um den Giebel,der Vater träumt von Mars-la-Tour,lieb Mütterchen studiert die Bibel,ihr Nestling koloriert die Fibel,und leise, leise tickt die Uhr!O goldene Lenznacht der Jasminen,O wär´ ich niemals dir entrückt!Das ewige Rädern der Maschinenhat mir das Hirn zerpflückt, zerstückt!Einst schlich ich aus dem Haus der Väternachts in die Welt mich wie ein Dieb,und heut – drei kurze Jährchen später? –Wie ein geschlagner Missetäterschluchz´ ich: Vergib, o Gott, vergib!Wozu dein armes Hirn zerwühlen?Du grübelst, und die Weltlust lacht!Denn von Gedanken, von Gefühlen,hat noch kein Mensch sich sattgemacht!Ja, recht hat, o du süße Mutter,dein Spruch, vor dem´s mir stets gegraust.Was soll uns Shakespeare, Kant und Luther?Dem Elend dünkt ein Stückchen Buttererhabner als der ganze Faust!