Hinter blühenden Apfelbaumzweigensteigt der Mond auf.Zarte Ranken,blasse Schattenzackt sein Schimmer in den Kies.Lautlos fliegt ein Falter.Ich wandle wie trunken durch sanftes Licht,die Fernen flimmern.Selig silbern blitzt Busch und Gras.Das Tal verblinkt,aus weichstem Dunkel,traumsüß flötend, schluchzend jubelnd,mein Herz schwillt über,die Nachtigall!
Ich Schönes,grünes, weichesGras, Drinliege ich. Inmitten goldgelberButterblumen! Über mir...warm...der Himmel Einweites, schüttereslichtwühlig, lichtblendig, lichtwogigzitterndesWeiss,das mir dieAugenlangsam...ganz...langsamschließt. Wehende...Luft...kaum merklichein Duft, einzartes...Summen Nunbin ich fernvon jeder Welt,ein sanftes Rot erfüllt mich ganz,unddeutlich...spüre ich...wie dieSonnemir durchs Blutrinnt. Minutenlang. Versunkenalles...Nur nochich.Selig!
… Ich? …dir? …Längst.Ich tat´s … noch ehe ich … eswußte.Aber… vergessen? … vergessen??… Ach!Wenn ich´s … könnte!!Oft,mitten im hellsten Sonnenschein,wenn ich … – fröhlich – bin und – an nichts – denke,plötzlich,grauhockt es … vor mir!Da:… Chrrr …wie eine … Kröte!Und alles, allesallesscheint mir … wiederschal. Schal und trostlos.Dasganze … Leben!Und ich bin traurig. Traurig … überdichund … mich … und … mich … und … dich.
Die alte Welt ist ein altes HausUnd furchbar ungemüthlich,Der Nordwind pustet die Lichter aus –Ich wollte, wir lägen mehr südlich!Ich wollte… Puh Teufel, wie das zieht!Der Hagel prallt an die Scheiben,Drum singt nur einstweilen das tröstliche Lied:Es kann ja nicht immer so bleiben.
Dein Hypothesenungeheuer Hat mich noch niemals recht erbaut. Der Weltgeist ist ein Wiederkäuer, Der ewig frißt und nie verdaut? Still, still, mein Lieber; also spricht Nur Einer, den der Haber sticht, Denn könnt´ ich, hoch im Himmel hausend, Nur um ein lumpiges Zehnjahrtausend Dein Hirn nach rückwärtshin verrenken, Du würdest anders drüber denken!
Die Stunden … kriechen.Alles … öde … alles leer!Noch … nachts,mitten zwischen zwei Träumen,die mich in deine Armewiegen, plötzlich:Ichschrecke auf!Mit … zitterndem …Herzen!Liegst du … jetzt wach?Sehnst du … dich … nach mir?Riefstdu … mich?Schwarze, schwere, regungslose,nur durch dasjagende, fiebernde, pochendePulsen meines Blutsdurchhämmerte Stille!Fern … von mir … fernbist … du,fern!
Ich … weiß.Oftwar´s nur ein Lachen, ein Handdruck von dir,oder ein Härchen, ein bloßes Härchen, das dir der Wind los ins Genickgeweht,und all mein Blut gärte gleich auf, undall mein Herz … schlug nach dir!Dich haben, dich halten,dich halten … und … haben,ganz und … nackt, ganz … und nackt!Und heute, heute,zum … ersten … Mal,untenam blaublink, unten am blaublank, unten am blauflinksilberwellchenzitterigen,silberwellchenflitterigen, silberwellchenglitterigen,abgelegen,sanftgeschwungen, wiesenwaldeinsamrunden, sommerlauen, sommerwarmen, sommerlindenSee,glanzglitzernd im Mittag,zwischen lichten,spielenden, tief hangendenWeiden, Weißerlen und Blütenkolbenschilfvon freier,luftiger thymianduftigerHügelkammhöhe,heute,plötzlich,sah ich … dich so.Ganz und … nackt! Ganz … und nackt –Ganz … und … nackt!Und … mein … Herzstand still.Wunschlos.Vor … Glück.Und es war keine Welt mehr,nichts, nichts,nichts!Es … warnur noch … Sonne! … Nur noch … Sonne! … nur nochSonne!So schön … warst … du!
Nun muß sich wieder alles wenden,Ich fühl´s an meines Herzens Schlag,Und schöner wird´s an allen EndenUnd lieblicher mit jedem Tag.Die Liebe schnürt ihr rothes Mieder,Der Armuth schmeckt ihr trocknes BrodUnd süß klingt´s nächtlich aus dem Flieder:Im Frühling lächelt selbst der Tod!
Die Nacht liegt in den letzten Zügen,der Regen tropft, der Nebel spinnt . . .Oh, daß die Märchen immer lügen,die Märchen, die die Jugend sinnt!Wie lieblich hat sich einst getrunkender Hoffnung goldner Feuerwein!Und jetzt? Erbarmungslos versunkenin dieses Elend der Spelunken –O Sonnenschein, o Sonnenschein!Nur einmal, einmal noch im Traumelaß mich hinaus, o Gott, hinaus!Denn süß rauscht´s nachts im Lindenbaumevor meines Vaters Försterhaus.Der Mond lugt golden um den Giebel,der Vater träumt von Mars-la-Tour,lieb Mütterchen studiert die Bibel,ihr Nestling koloriert die Fibel,und leise, leise tickt die Uhr!O goldene Lenznacht der Jasminen,O wär´ ich niemals dir entrückt!Das ewige Rädern der Maschinenhat mir das Hirn zerpflückt, zerstückt!Einst schlich ich aus dem Haus der Väternachts in die Welt mich wie ein Dieb,und heut – drei kurze Jährchen später? –Wie ein geschlagner Missetäterschluchz´ ich: Vergib, o Gott, vergib!Wozu dein armes Hirn zerwühlen?Du grübelst, und die Weltlust lacht!Denn von Gedanken, von Gefühlen,hat noch kein Mensch sich sattgemacht!Ja, recht hat, o du süße Mutter,dein Spruch, vor dem´s mir stets gegraust.Was soll uns Shakespeare, Kant und Luther?Dem Elend dünkt ein Stückchen Buttererhabner als der ganze Faust!