Meinen Mantel umgeschlagen
Schweif´ ich einsam durch die Straßen.
Nebelgraues Regenwetter –
Grau der Himmel – grau die Gassen.

Nebelgraues Regenwetter –
Doch an Blumenfenstern lauschen
Lächelnd rosig schöne Mädchen,
Möchten nicht mit mir dort tauschen.

Und sie lächeln, und sie sprechen:
"Jener hat wohl einen Sparren,
Der im Regen dort umherläuft –
Seht den langen blassen Narren!" –

Ei was kümmert mich der Regen!
Der ist minder mir beschwerlich,
Als das Blitzen eurer Augen –
Dieses wird mir sehr gefährlich.

Denn von eurer Augen Gluthen
Brennt mein Herz, das ohne Schutz ist,
Während gegen Regenfluthen
Mir mein Regenmantel nutz ist.

Heinrich Seidel

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deutscher Ingenieur und freier Schriftsteller
* 25.6. 1842 - Perlin, Mecklenburg
7.11. 1906 - Großlichterfelder bei Berl
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