Hochgepriesen ist er,Fromme Bücher liest er,Hinaus in´s Freie geht er,Doch nichts von Gott versteht er,Als Heuchler stets gefällt er,Ehr´ und Titel hält er,Geheimen Luxus führt er.Manch´ sanftes Herz verführt er,Von Gottes Gnaden spricht er,Die höchsten Schwüre bricht er.Wo er geht, da schleicht er.Den frommen Schein bewacht er,Das dumme Volk verlacht er.
Bei der größten BedachtsamkeitUnd aller uns´rer Wachsamkeit,Kann der Verstand uns wenig nützen,Uns gegen Täuschungen zu schützen.Denn unversehens, eh´ wir´s glauben,Wird uns ein Irrthum Alles rauben,Weil ihn die Phantasie umzogen, –Die uns´re Weisheit oft betrogen.
Wer nach Jedem hört,Und dann Alles glaubt,Der wird leicht behört,Seines Werths beraubt.Erst erwäge Du,Prüfe und vergleich´,Forsche dann in Ruh,Handle schnell und schweig´!
Du, schmutz´ger Geizhals, dort bei Deinen Schätzen!Ha, könnt´ ich gegen Dich die Geißel schwingen,Daß meine Hiebe bis ins Mark Dir dringen –Ich würde mit Vergnügen Dich zerfetzen.Du spielst mit Menschenrechten und Gesetzen;Versteh´st Dich schlau der Strafe zu entringen;Doch, kommt die Stunde, wird Vergeltung bringen,Wenn Dich die Fur´en des Gewissens hetzen.Ja, wüßtest Du, wie viele Freuden sprießen,Wie leicht Du Dich und Andre kannst beglücken –Dein Leben würdest edler Du genießen.O, geh´ zum Armen, den die Sorgen drücken,Dort lasse Dir des Dankes Thränen fließen –Sie adeln, Dich, Du erntest Hochentzücken.
Des Herzens Armuth und des Geistes LeereSind heimisch meist in höh´ren Regionen,Wo Stolz und Dünkel, Rang und Reichthum wohnen,Und diese trachten, daß ihr Glanz sich mehre.Daß Langeweile sie nicht ganz verzehre,So wählen sie zur Kurzweil stets Personen,In deren Kreis sie dann, wie Götzen thronen –Und fordern keck, daß man sie hoch verehre.Wie sehr sind diese Armen zu beklagen,Die unaufhörlich nach Zerstreuung jagen;Denn, Leerheit ist die größte aller Plagen.Doch wo sich Herz, Gemüth mit Geist verbinden –Mag alles Andre auch um uns verschwinden –Wir wissen in uns selbst das Glück zu finden.
O, wenn doch länger bliebeDas Lied der Nachtigall!Denn kurz ist die Liebe,Der Wonne süßer Schall.Doch Dichterherzen glühenFür Lieb´ ihr Leben lang;In ihrer Brust erblühenStets Lieder und Gesang.