Als Amor in den goldnen Zeiten Verliebt in Schläferlustbarkeiten auf bunten Blumenfeldern lief, Da stach den kleinsten von den Göttern Ein Bienchen, das in Rosenblättern, wo es sonst Honig holte, schlief. Durch diesen Stich ward Armor klüger, der unerschöpfliche Betrüger Sann einer neuen Kriegslist nach: Er lauscht in Rosen und Violen; Und kam ein Mädchen sie zu holen, Flog er als Bien heraus und stach.
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,Das mit dem Küssen nur noch spielt,Und bei dem Küssen noch nichts denket,Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,Das ist ein Gruß, der eigentlichZum wahren Küssen nicht gehöret:Aus kalter Mode küßt er mich.Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,Ein wohlgemeinter Segenskuss,Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,Ist etwas, das ich ehren muß.Ein Kuß von meiner Schwester LiebeSteht mir als Kuß nur so weit an,Als ich dabei mit heißerm TriebeAn andre Mädchen denken kann.Ein Kuß, den Lesbia mir reichet,Den kein Verräter sehen muß,Und der dem Kuß der Tauben gleichet:Ja, so ein Kuß, das ist ein Kuß.
Mein Dämon spricht: "Kind, lüge nicht!Sonst werd ich strafen müssen,Und dich zur Strafe küssen."Er droht mir, sieht verdrießlich aus,und strafet mich schon im voraus.Sonst log ich nicht. Nun, seit er spricht:"Du sollst mir fein mit KüssenDie losen Lügen büßen –"Red ich kein wahres Wörtchen mehr.Nun, Schwestern sagt, wo kommt das her?
Das Muster der Ehen Ein rares Beispiel will ich singen,Wobei die Welt erstaunen wird.Daß alle Ehen Zwietracht bringen,Glaubt jeder, aber jeder irrt. Ich sah das Muster aller Ehen,Still, wie die stillste Sommernacht.Oh! daß sie keiner möge sehen,Der mich zum frechen Lügner macht! Und gleichwohl war die Frau kein Engel,Und der Gemahl kein Heiliger;Es hatte jedes seine Mängel.Denn niemand ist von allen leer. Doch sollte mich ein Spötter fragen,Wie diese Wunder möglich sind?Der lasse sich zur Antwort sagen:Der Mann war taub, die Frau war blind.
Fleiß und Arbeit lob´ ich nicht. Fleiß und Arbeit lob´ ein Bauer. Ja, der Bauer selber spricht, Fleiß und Arbeit wird ihm sauer. Faul zu sein, sei meine Pflicht; Diese Pflicht ermüdet nicht.Bruder laß das Buch voll Staub.Willst du länger mit ihm wachen?Morgen bist du selber Staub!Laß uns faul in allen Sachen,nur nicht faul zu Lieb und Wein,nur nicht faul zur Faulheit sein.
Der große Baum braucht überall viel Boden,Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagenSich nur die Äste. Mittelgut, wie wir,Find´t sich hingegen überall in Menge;Nur muß der Eine nicht den Andern mäkeln,Nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen,Nur muß ein Gipfelchen sich nicht vermessen,Daß es allein der Erde nicht entsprossen.
Ich fragte meine Schöne:Wie soll mein Lied dich nennen?Soll dich als Dorimene,Als Galathee, als Chloris,Als Lesbia, als DorisDie Welt der Enkel kennen?Ach! Namen sind nur Töne:Sprach meine holde Schöne.Wähl´ selbst. Du kannst mich DorisUnd Galathee und ChlorisUnd – wie du willst, mich nennen;Nur nenne mich die Deine.
Ich singe nicht für kleine Knaben,Die voller Stolz zur Schule gehn,Und den Ovid in Händen haben,Den ihre Lehrer nicht verstehn.Ich singe nicht für euch, ihr Richter,Die ihr voll spitzger GründlichkeitEin unerträglich Joch dem Dichter,Und euch die Muster selber seid.Ich singe nicht den kühnen Geistern,Die nur Homer und Milton reizt;Weil man den unerschöpften MeisternDie Lorbeern nur umsonst begeizt.Ich singe nicht, durch Stolz gedrungen,Für dich, mein deutsches Vaterland.Ich fürchte jene Lästerzungen,Die dich bis an den Pol verbannt.Ich singe nicht für fremde Reiche.Wie käm mir solch ein Ehrgeiz an?Das sind verwegne Autorstreiche.Ich mag nicht übersetzet sein.Ich singe nicht für fremde Schwestern,Die nie der Liebe Reiz gewinnt,Die, wenn wir munter singen, lästern,Daß wir nicht alle Schmolken sind.Ich singe nur für euch, ihr Brüder,Die ihr den Wein erhebt wie ich.Für euch, für euch sind meine Lieder.Singt ihr sie nach: o Glück für mich!Ich singe nur für meine Schöne,O muntre Phyllis, nur für dich.Für dich, für dich sind meine Töne.Stehn sie dir an, so küsse mich.
So bald der Mensch sich kennt,Sieht er, er sei ein Narr;Und gleichwohl zürnt der Narr,Wenn man ihn also nennt.So bald der Mensch sich kennt,Sieht er, er sei nicht klug;Doch ist´s ihm lieb genug,Wenn man ihn weise nennt.Ein jeder, der mich kennt,Spricht: welcher Sonderling!Nur diesem ist´s ein Ding,Wie ihn die Welt auch nennt.
Zankst du schon wieder? sprach Hans LauZu seiner lieben Ehefrau.– Versoffner, unverschämter Mann –– Geduld, mein Kind, ich zieh mich an –– Wo nun schon wieder hin? – Zu Weine.Zank du alleine.– Du gehst? – Verdammtes Kaffeehaus!Ja! blieb er nur die Nacht nicht aus.Gott! ich soll so verlassen sein? –Wer pocht? – Herr Nachbar? – nur herein!Mein böser Teufel ist zu Weine:Wir sind alleine. –