Auf, Maienlüftchen, aus den Blumenbeeten! Wo deine Küsse Florens Töchter röten;Wo du so liebetraulich allen heuchelst,Und Duft entschmeichelst.Erhebe dich, mit allem süßen Raube,Nach jener dämmernden Holunderlaube!Dort lauschet Lina. Laß sie deines süßenGeruchs genießen!Mir hat das Glück noch keinen Kuß bescheret.Dir aber, Liebchen, wird ja nichts verwehret.Nimm drei für einen! Komm zurück! Nur EinerDavon sei meiner!
Wenn der gute Himmel mirEwig, ewig, doch vergönnte,Daß ich, braver Mann, mit dirMeine Tage verleben könnte!Nimmer, nimmer wollt´ ich dannNoch nach andern Feuden jagen.Ja, fürwahr! ich wollte d´ranKein gemeines Opfer wagen.Lieb´ und Wein wollt´ ihn entsagen,Deren doch ein froher MannNicht gar leicht entraten kann.
Es gibt der Esel, welche wollen,Daß Nachtigallen hin und herDes Müllers Säcke tragen sollen.Ob recht, fällt mir zu sagen schwer.Das weiß ich: Nachtigallen wollenNicht, daß die Esel singen sollen.
Denn die Geister hoher Weisen schwebenNicht in Nacht sich hüllend aus dem LebenIn die Wohnung der Vergessenheit.Ihre Weisheit waltet fort hier oben;Ihrer Weisheit Götterwerke lobenDie Entschwebten bis in Ewigkeit.Preis und Dank für ehrenwerte Taten;Preis und Dank für das, was sie geraten,Was sie wohl geordnet, wohl bestellt;Für die Fackel, die sie hoch gehalten,Die des Irrtums Chaos zu gestaltenWandelloser Wahrheit aufgehellt.
Wenn, o Mädchen, wenn dein BlutReger dir am Herzen wühlte;Wenn dies Herz von meiner GlutNur die leise Wärme fühlte.Wenn dein schöner HerzensdankMeiner Liebe Gruß empfinge;Und dir willig, ohne Zwang,Kuß auf Kuß vom Munde ginge:O dann würde meine BrustIhre Flamme nicht mehr fassen,Alles könnt´ ich dann mit Lust,Leib und Leben könnt´ ich lassen.Gegengunst erhöhet Gunst,Gegenliebe nähret Liebe,Und entflammt zur Feuersbrunst,Was sonst Aschenfünkchen bliebe.
Ein Ritter ritt einst in den Krieg,Und als er seinen Hengst bestieg,Umfing ihn sein feins Liebchen;"Leb´ wohl, du Herzensbübchen!Leb´ wohl! Viel Heil und Sieg!Komm fein bald wieder heim ins Land,Daß uns umschling´ ein schönres Band,Als Band von Gold und Seide:Ein Band aus Lust und Freude,Gewirkt von Priesterhand!" -"Ho ho! Käm ich auch wieder hier,Du Närrchen du, was hülf es dir?Magst meinen Trieb zwar weiden;Allein dein Band aus FreudenBehagt mitnichten mir." -"O weh! so weid´ ich deinen Trieb,Und willst doch, falscher Herzensdieb,Ins Ehband dich nicht fügen!Warum mich denn betrügen,Treuloser Unschuldsdieb?" -"Ho ho! du Närrchen, welch ein Wahn!Was ich tat, hast du mitgetan.Kein Schloß hab´ ich erbrochen;Wann ich kam anzupochen,So war schon auf getan." -"O weh! So trugst du das im Sinn?Was schmeicheltest du mir ums Kinn?Was mußtest du die Krone,So zu Betrug und Hohne,Mir aus den Locken ziehn?" -"Ho ho! Jüngst flog in jenem HainEin kirres Täubchen zu mir ein.Hätt´ ich es nicht gefangen,So müßten mir entgangenVerstand und Sinnen sein." -Drauf ritt der Ritter hopsasa!Und strich sein Bärtchen trallala!Sein Liebchen sah ihn reitenUnd hörte noch von weitenSein Lachen ha ha ha! - -Traut, Mädchen, leichten Rittern nicht!Manch Ritter ist ein Bösewicht.Sie löffeln wohl und wandernVon einer zu der andern,Und freien keine nicht.
Der Winter hat mit kalter HandDie Pappel abgelaubt,Und hat das grüne MaigewandDer armen Flur geraubt;Hat Blümchen, blau und rot und weiß,Begraben unter Schnee und Eis.Doch, liebe Blümchen, hoffet nichtVon mir ein Sterbelied.Ich weiß ein holdes Angesicht,Worauf ihr alle blüht.Blau ist des Augensternes Rund,Die Stirne weiß, und rot der Mund.Was kümmert mich die Nachtigall,Im aufgeblühten Hain?Mein Liebchen trillert hundertmalSo süß und silberrein;Ihr Atem ist, wie Frühlingsluft,Erfüllt mit Hyazinthenduft.Voll für den Mund, und würzereich,Und allerfrischend ist,Der purpurroten Erdbeer´ gleich,Der Kuß, den sie mir küßt. –O Mai, was frag´ ich viel nach dir?Der Frühling lebt und webt in ihr.
Wer bist du, Fürst? daß über michHerrollen frei dein Wagenrad,Dein Roß mich stampfen darf?Wer bist du, Fürst? daß in mein FleischDein Freund, dein Jagdhund, ungebläutDarf Klau und Rachen haun?Wer bist du? daß, durch Saat und Forst,Das Hurra deiner Jagd mich treibt,Entatmet wie das Wild?Die Saat, so deine Jagd zertritt,Was Roß und Hund und du verschlingst,Das Brot, du Fürst, ist mein!Du Fürst hast nie bei Egg´ und Pflug,Hast nie den Erntetag durchschwitzt!Mein, mein ist Fleiß und Brot! –Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?Gott spendet Segen aus! du raubst!Du nicht von Gott! Tyrann!
Wie um ihren Stab die RebeBrünstig ihre Ranke strickt,Wie der Efeu sein GewebeAn der Ulme Busen drückt; Wie ein Taubenpaar sich schnäbeltUnd auf ausgeforschtem Nest,Von der Liebe Rausch umnebelt,Haschen sich und würgen läßt: Dürft´ ich so dich rund umfangen!Dürftest du, Geliebte mich! -Dürften so zusammenhangenUnsre Lippen ewiglich! Dann verschmäht ich alle Mahle,Wie ich sie auf Erden sah,Dann sogar im GöttersaaleNektar und Ambrosia. Sterben wollt´ ich im Genusse,Wie ihn deine Lippe beut,Sterben in dem langen KusseWollustvoller Trunkenheit.
Eia! Wie so wach und froh,Froh und wach sind meine Sinnen!O vor welcher Sonne flohMeines Lebens Nacht von hinnen?Wie so holden Gruß entbotMir das neue Morgenroth!Aus Aurorens goldnem ThorSchweben Himmelsphantasieen.Überall vernimmt mein OhrNeue Wonnemelodien.Nie gefühlte FrühlingsluftWeht mich an mit Balsamduft.Bin ich dem Olymp so nah?Kost´ ich schon der Götter Mahle?Speiset mich Ambrosia?Tränket mich die Nektarschale?Reicht die junge Hebe garMir den Wein des Lebens dar?Liebe, deine WunderkraftHat mein Leben neu geboren,Hat zum Glück der GötterschaftMich hienieden schon erkoren.Ohne Wandel! Ewig so!Ewig jung und ewig froh!