O du, mein frühster Freund, vor allen wert,Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,Der Morgen die geheimen Tränen weckt,Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,Bis Staub auch meinen armen Staub bedecktUnd zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
In erster Liebe liebt die Frau den Mann,Dann liebt die Liebe selbst sie immerdar,Die als Gewohnheit sie nicht lassen kannUnd die sie wechselt wie ein Handschuhpaar;Ihr werdet´s sehn, stellt den Versuch ihr an:Wenn einer auch zuerst ihr alles war,Nimmt doch sie später zu Liebhabern mehreUnd ohne daß der Zuwachs sich beschwere.
Eins von den beiden muß der Mensch ertragen,Und je nachdem er wählt, Weib oder Wein.Es ist die Steuer für sein Wohlbehagen,Doch weiß ich kaum, was wählt man von den zwein?Es läßt sich viel für beide Seiten sagen,Und wäre das Entscheidungsvotum mein,So würd´ ich mich vermutlich so entscheiden,Daß beides besser sei als keins von beiden.
Geheim wie die Lust war,Geheim ist der Schmerz,Daß falsch deine Brust war,Und treulos dein Herz.Und säh´ ich dich wiederNach langer Zeit, –Wie sollt´ ich dich grüßen?In Schweigen und Leid.
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;Ein Firnis über jeder wildern Kraft,Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,Wenn einer überhaupt Charakter hat.
Was du auch seist,Seel’ oder Leib.Erbarm dich!Geh nicht von mir! Bleib!Oder laß beid’uns weiter fliehn,als Winde wehnund Wolken ziehn!Es ist zu spät -du warst, du bist -der teure Wahnsinn,der mein Herz zerfrißt.
Ein zänkisch Weib, ein trotz´ger Sohn, ein faulPapiergeschäft, Diskont, Protest, Prozente,Ein kranker Hund, ein lahmgewordner Gaul,Ein Kind mit ausgeprägtem Schreitalente,Die alte Tante mit dem bösen Maul,Und einem noch viel bös´ren Testamente,Dies sind nur Lumperei´n, doch sah ich seltenDen Mann, dem sie das Leben nicht vergällten.
Seltsames Tier der Mensch! und Weiber gar!Ihr Kopf, ihr Herz, was für ein Labyrinth!Was für ein Strudel, tief und voll Gefahr!Vermählt, verwitwet, ledig, immer sindSie rastlos wie der Wind und wandelbar.Man glaubt man kenne sie, und dann beginntDie Sache oft recht rätselhaft zu werden;Das ist uralt und immer neu auf Erden.
Wie Alexander denk´ ich, dieser AktDes Essens, nebst noch einem oder zwein,Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,Uns Freude machen können oder Pein,Wer pocht da auf den Geist noch, dessen KräfteSo sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?
O Jugend, wo die Seele glühtUnd alles wagt, nur nicht zu lügen,Wo der Gedanke Funken sprüht,Noch eh´ er spricht in Blick und Zügen!Wie anders ist des Mannes Los!Die Selbstsucht lenket der Hoffnung Segel;Er selber ist ein Werkzeug bloßUnd liebt und haßt nach einer Regel.