Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!So ist des Lebens wildes Fieber:Delirium, das uns besticht;Wir sollten schrein, und lachen lieber.Und jede lichte Pause hebtDie Hülle von den blut´gen Narben;Und wer der Weisheit folgt, der lebtAls Märtyrer, wie Heil´ge starben.
Warum nennt ihr den Geizhals miserabel?Vergnügen ohne Überdruß ist sein;Er hat den besten Anker, hat das Kabel,Das alle Freuden festhält, groß wie klein.Ihr seht nur, was er spießt auf seine Gabel,Die magre Kost, sein Speisen scheint Kastein;Da staunt ihr, daß ein Reicher sich so schinde:Ihr wißt nicht, was man träumt bei Käserinde.
Eins von den beiden muß der Mensch ertragen,Und je nachdem er wählt, Weib oder Wein.Es ist die Steuer für sein Wohlbehagen,Doch weiß ich kaum, was wählt man von den zwein?Es läßt sich viel für beide Seiten sagen,Und wäre das Entscheidungsvotum mein,So würd´ ich mich vermutlich so entscheiden,Daß beides besser sei als keins von beiden.
Ruhm, Weisheit, Lieb und Macht war mein,Und frische Jugendsinne;Mir gab die Rebe roten Wein,Die Schönheit süße Minne.Am Sonnenlicht der Liebe schmolzDas Herz in tiefen Wonnen;Ich hatt´ in königlichem StolzDas Köstlichste gewonnen.Ich zähl´, ob nicht in alter ZeitEin Tag vorüberschwebte,Den ich um alle Herrlichkeitnoch einmal gern erlebte.Wo war der Tag, wo war die NachtDie ohne Gift beglückte?Wo war ein Kleinod meiner MachtDas mich nicht blutig drückte?Die Schlang´ im Felde kann die ListDes Zauberkund´gen zähmen,Sie aber, die am Herzen frißt,Wird nie ein Zauber lähmen.Sie lauscht dem Spruch der Weisheit nicht,Kein Lied wird sie verjagen;Da drinnen nistet sie und sticht, –Das Herz muß sie ertragen.
Seltsames Tier der Mensch! und Weiber gar!Ihr Kopf, ihr Herz, was für ein Labyrinth!Was für ein Strudel, tief und voll Gefahr!Vermählt, verwitwet, ledig, immer sindSie rastlos wie der Wind und wandelbar.Man glaubt man kenne sie, und dann beginntDie Sache oft recht rätselhaft zu werden;Das ist uralt und immer neu auf Erden.
Wie Alexander denk´ ich, dieser AktDes Essens, nebst noch einem oder zwein,Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,Uns Freude machen können oder Pein,Wer pocht da auf den Geist noch, dessen KräfteSo sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?
Ein Fest, wenn es verdampft, ist grade wieDas letzte Glas Champagner, ohne Gischt,Der seinem Erstlingskelche Reiz verlieh;Wie ein System, in das sich Zweifel mischt;Wie eine Flasche Sodawasser, dieSo lang gesprüht hat, bis ihr Geist entwischt;Wie eine Welle, welche sich noch hebt,Wenn schon der Wind schläft, der sie erst belebt.
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,Der Morgen die geheimen Tränen weckt,Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,Bis Staub auch meinen armen Staub bedecktUnd zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
In erster Liebe liebt die Frau den Mann,Dann liebt die Liebe selbst sie immerdar,Die als Gewohnheit sie nicht lassen kannUnd die sie wechselt wie ein Handschuhpaar;Ihr werdet´s sehn, stellt den Versuch ihr an:Wenn einer auch zuerst ihr alles war,Nimmt doch sie später zu Liebhabern mehreUnd ohne daß der Zuwachs sich beschwere.
Jung ohne Jugend, hübsch, doch ausgesogen,Steinreiche Erben ohne einen Dreier,Die Kraft in tausend Armen längst verflogen,Ihr Gut versetzt, ihr Geld vom Pfandverleiher,Ihr Votum im Senate gleich gewogenFür Tyrannei und radikale Schreier, –So wird votiert, gespielt, gehurt, gepraßt, –Die Ahnengruft empfängt den neuen Gast.